Essen. Nach dem Verbot von Großveranstaltungen steht fest, dass es Fußball an der Hafenstraße vor vollen Rängen bis zum 31. August nicht geben wird.

Fußball-Regionalligist Rot-Weiss Essen hat seit Mittwochabend wieder ein bisschen mehr Klarheit. Durch den Beschluss der Politik, alle Großveranstaltungen bis zum 31. August zu untersagen, steht damit auch fest, dass es Heimspiele für RWE bis dahin an der Hafenstraße vor vollen Rängen nicht geben wird. „Ich war persönlich nicht überrascht und habe damit gerechnet. Nur ist es jetzt eben in Stein gemeißelt worden“, so die Reaktion vom RWE-Vorsitzenden Marcus Uhlig am Tag danach.

Intern werden bei Rot-Weiss weiterhin zwei Szenarien durchgespielt. Erstens die Frage: Was passiert bei einem Saisonabbruch? Wie geht man dann mit der Aufstiegs- und Abstiegsfrage, wie mit dem abgebrochenen Pokal-Wettbewerb um? „Da wird es eine sportliche wie wirtschaftliche Lösung geben müssen, um nachfolgende Klagen zu vermeiden“, ist Uhlig gespannt.

Möglicherweise eine verkürzte Saison 2021

Die Alternative: Die Fifa ist dabei, die rechtliche Grundlage zu schaffen, die Saison über den 30. Juni hinaus auszudehnen. Was dazu führen könnte, im Jahr 2021 eine verkürzte Saison zu spielen, „eventuell nur eine Hinrunde zu werten“, denkt der RWE-Boss. Alles Gedankenspiele, auf die der Fußballverband eine Antwort finden muss. Die nächste Telefonkonferenz der Verantwortlichen ist für den 22. April vorgesehen. „Der Druck von der Basis wächst, die Vereine wollen allmählich wissen, wie es weitergeht“, weiß Uhlig.

Sollte die Saison über den 30. Juni fortgesetzt werden, hat nicht nur RWE ein neues Problem. Etliche Spielerverträge an der Hafenstraße laufen zu diesem Zeitpunkt aus, da ist die juristische Handhabe noch völlig ungewiss. „Ich kann mir gut vorstellen, dass wir ein drittes Transferfenster bekommen müssen. Da müssen wir uns mit den Spielern noch einmal an den Tisch setzen, wir können ja nicht Arbeitsrecht beugen“, so der RWE-Vorsitzende.

Die Vereine warten auf seine Entscheidung: DFB-Vize und WDFV-Päsident  Peter Frymuth.
Die Vereine warten auf seine Entscheidung: DFB-Vize und WDFV-Päsident Peter Frymuth. © FUNKE FotoServices | Kerstin Bögeholz

Aber möglicherweise hat der Fußballverband ja schon einen Plan in der Schublade. Nicht undenkbar, dass die Funktionäre auf die Idee kommen könnten, „Geisterspiele light“ durchzuführen. Will sagen: Spiele in der Regionalliga können maximal vor 1000 oder gar nur 500 Zuschauern ausgetragen werden – das Gros der Vereine hätte damit wohl keine Probleme. Aber RWE: „Das gibt es mit uns auf gar keinen Fall, unser Modell ist auf eine volle Hafenstraße ausgelegt, alles andere wäre für uns nicht denkbar“, betont Uhlig.

Alternativspiele am Hallo für RWE undenkbar

Auch ein Ausweichen in ein kleineres Stadion wie zum Beispiel am Hallo würde keine Alternative bedeuten. „Für uns wäre ein Spiel vor, sagen wir, 500 Zuschauern noch viel schwieriger zu organisieren. Wir müssten Selektion betreiben, erhöhte Sicherheitsvorkehrungen treffen, das kleine Stadion zu Fort Knox ausbauen, damit auch wirklich keiner mehr reinkäme - das wäre undenkbar“, betont Uhlig, der noch einen Vergleich zur Berufswelt konstruiert: „Man kann einer Spedition nicht anbieten, ihr könnt euer Geschäft weiterhin betreiben, ihr müsst aber auf Fahrräder umsteigen.“

Marcus Uhlig plädiert für die Ligen-Reform jetzt

Insgeheim hofft Marcus Uhlig, dass der Landesverband und der DFB an einer großen Lösung stricken: „Wenn es jetzt nicht zu einer Ligen-Reform kommt, wann dann? Machen wir doch das Beste aus der schwierigen Zeit und finden die Lösung, die so wenig wie möglich Vereine bestraft und damit mögliche Klagen so gering wie möglich hält.“ Ein entsprechendes Angebot hat der RWE-Boss schon an den WDFV-Präsidenten Peter Frymuth und DFB-Vize Rainer Koch, zuständig für den Amateurfußball, unterbreitet, eine Antwort steht noch aus. Uhligs Angebot: „Nehmt unsere Kompetenz in die Gespräche doch mit auf.“