Ruhrgebiet. Der Handballverband Niederrhein hat die Saison beendet – und drei Szenarien für den Aufstieg vorgeschlagen. Diese sind nicht im Sinne des Sports.

Der Handballverband Niederrhein (HVN) hat mit seiner Entscheidung, die Saison vorzeitig zu beenden, Fakten geschaffen. Für die Vereine, die wegen des Coronavirus schon lange nicht mehr trainieren und spielen können, ist die Hängepartie beendet. Das ist gut.

Gut ist auch, dass der HVN nicht nur mit dem Saisonabbruch der Empfehlung des Deutschen Handballbundes gefolgt ist, sondern auch mit der Regelung, dass es keine Absteiger geben wird. Nicht gut – und vor allem nicht im Sinne des Sports – sind allerdings die drei Szenarien, die über den Aufstieg entscheiden sollen. Das hat verschiedene Gründe.

Ausgefallene Spiele würden zum Nachteil werden

Nimmt man die erste Variante und entscheidet nach der Hinrundentabelle, werden die Mannschaften bestraft, die zu Beginn des neuen Jahres einen sportlichen Aufschwung hatten. Deren Aufholjagd würde verpuffen.

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Möglichkeit zwei, die Saison zu einem festgelegten Stichtag zu werten, würde daran scheitern, dass nicht alle Mannschaften gleich viele Spiele bestritten hätten. Gerade in umkämpften, engen Ligen, wäre es ein nicht nachvollziehbarer Nachteil.

Quotientenregel würde für Härtefälle sorgen

Und dieser beeinflusst auch Möglichkeit drei, die Quotientenregelung. Die Punkte werden durch die Zahl der Spiele geteilt, der Durchschnitt bestimmt die neue Tabelle. Klingt sinnvoll, doch auch hinter Tor drei ist der Zonk versteckt.

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Dafür muss man nur in der Verbandsligastaffel zwei schauen. Tabellenführer Bergischer HC II hat nach 19 Spielen ebenso 32 Punkte auf dem Konto wie der Tabellenzweite, HSG Bergische Panther. Das macht einen Schnitt von 1,684 Punkte. Zwei Punkte dahinter liegt der Kettwiger Sportverein, der zu Beginn der Coronakrise sein Spiel gegen den ETB Schwarz-Weiß Essen aus Sicherheitsgründen abgesagt hatte.

Kettwig würden 0,02 Punkte fehlen

In der Mannschaft hatten Ende Februar mehrere Spieler über Grippesymptome geklagt, der Verein folgte dem Rat des Verbandes, nach eigener Einschätzung selbst über eine Absage zu entscheiden. Es hieß damals, es würden keine Konsequenzen drohen. Sollte nun aber die Quotientenregelung greifen, wären die Konsequenzen gravierend.

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Mit 30 Punkten kommt der Kettwiger SV bei 18 Spielen auf einen Durchschnitt von 1,666 Punkten – und würde damit um 0,02 Punkte pro Spiel den Aufstieg verpassen. Unglaublich! Der KSV würde somit für sein richtiges und besonnenes Handeln, das Spiel gegen den Tabellenletzten ETB abzusagen, bestraft werden. Das darf nicht sein. Von Fairness keine Spur.

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Basketball und Volleyball sollten das Vorbild sein

Deshalb darf es nur eine Möglichkeit geben: Der Handballverband sollte dem Vorbild aus dem Basketball und Volleyball folgen und eine Wildcard-Lösung anbieten. Wer noch realistische Chancen auf den Aufstieg hat, muss die Möglichkeit bekommen, in der kommenden Saison eine Liga höher zu spielen.

Natürlich würden die Gruppen dadurch größer werden. Der Einwand des Verbandes, dass es zu Kapazitätsproblemen bei den Hallen führen könnte, ist berechtigt. Eine weitere Staffel – mit dann vielleicht nur zehn oder zwölf Mannschaften, wäre eine denkbare Lösung, die auch im Sinne des Sports wäre.

Bundesrat trifft die Entscheidung

Die Entscheidung über den Aufstieg fällt letztlich im Bundesrat, der gemeinsam mit den Verbänden eine Lösung finden soll. Das wiederum ist gut so und lässt noch auf eine faire Reglung hoffen. Wenn keine auch noch so schlechte Mannschaft abzusteigen braucht, darf auch kein Aufstiegskandidat den Zonk ziehen und um den verdienten Lohn gebracht werden.