Rot-weiß leistet sich gegen Aufsteiger Saarbrücken eine 1:2-Heimpleite und wirkt dabei hilf- und harmlos.
Rot-Weiß - 1. FC Saarbrücken 1:2 (0:0)
Rot-Weiß: Himmelmann – Holsing, Herzig, Broniszewski (83. Kurth), Bührer – Neubauer, Neumayr (46. Lemke), Wunderlich, Schnier – Mölders, Stachnik (66. Heinzmann).
Schiedsrichter: Frank Willenborg. Zuschauer: 7553.
Tore: 0:1 Mann (50.), 1:1 Stachnik (65.), 1:2 Petry (80.).
Rolf Hantel
Euphorie und Optimismus sind verflogen. Die hoffnungsvolle Stimmung, die sich zum Saisonauftakt an der Hafenstraße immer wieder einstellt, sie hat sich bereits nach dem dritten Spieltag verflüchtigt. Bonjour Tristesse!
Die Rot-Weißen verloren gleich ihr zweites Heimspiel in der laufenden Saison gegen den 1. FC Saarbrücken mit 1:2 (0:0). Und die Tabellensituation vor Anpfiff (auch wenn es erst der 3. Spieltag war) macht die Pleite wohl noch unerträglicher für die RWE-Fans. Hier der ambitionierte Gastgeber, dort Saarbücken – der Aufsteiger, der bis dahin punktlos am Tabellenende dümpelte, mit einer Torbilanz von 1:9.
Viele Rot-Weiße haben nach der 0:1-Pleite auf Schalke gehofft, nein, sie waren zuversichtlich, dass mit dem Heimvorteil alles wieder ins Lot käme. Nun das: Zusammenbruch statt Aufbruch.
Drei Punkte aus drei Spielen: Natürlich ist das zu wenig für einen selbsternannten Aufstiegskandidaten. Und die Vorstellung am Sonntag war es erst recht. Es war nichts zu spüren von Dominanz, nichts von einer außergewöhnlichen Qualität, die man für einen erfolgreichen Gipfelsturm benötigt. Stattdessen zeigte der Favorit Unsicherheiten in der Defensive und spielerische Armut im Spiel nach vorn. Die Aktionen der „Roten” besaßen wenig Linie, hatten nichts von entschlossener Zielstrebigkeit, gefährlich waren sie nur allzu selten.
„Fußball ist ein Abnutzungskampf, da geht nichts mit Schönspielerei”, räumte RWE-Teamchef Strunz ein. Auch Essen müsse sich alles hart erarbeiten. Sein Team aber habe die 100-prozentige Leidenschaft, Kaltblütigkeit und Abgezocktheit vor dem Tor vermissen lassen. Und für die spielerischen Defizite wird gemeinhin immer auch der Chef samt Trainerstab verantwortlich gemacht. Und deshalb ahnte Strunz gestern schon: „Wir wissen, dass wir jetzt alle ordentlich was auf die Mütze bekommen.”
Viel wurde diskutiert über die 13. Minute. Da legte Markus Neumayr seinem Torjäger Sascha Mölders den Ball auf. Zwei Meter stand der Stürmer allein vor dem Tor, machte es mit dem linken Fuß, aber nicht mit Links: FC-Keeper Michael Müller hechtete heran und wehrte den Ball mit dem Oberschenkel ab. Oder anders gesagt: Mölders schoss den Torwart an. Auf der Tribüne rauften sie sich die Haare.
Eine Minute später antwortete Saarbrücken. Zeitz köpfte, Robin Himmelmann parierte. Es war ein Signal. Die Gäste spielten mit, frech und durchaus nach vorn. Kurz vor der Pause hatte Mölders erneut die Chance, doch er schob den Ball vielleicht einen halben Meter am langen Posten vorbei (43.).
Natürlich waren die Rot-Weißen unzufrieden, schockiert aber waren sie kurz nach Wiederanpfiff. Nach einer Ecke scharf vor das RWE-Tor geschlagen, stocherte Mann aus einer Spielertraube heraus den Ball über die Linie: 0:1 (50.) für den Außenseiter.
Der Ausgleich durch Sebastian Stachnik (65.) war eher ein Zufallsprodukt. Nach einem Freistoß von Wunderlich fiel dem Stürmer der Ball vor die Füße. Stachnik drosch ihn ins Netz und wurde daraufhin angeschlagen (Adduktoren) ausgewechselt.
Stachniks Nachfolger Dirk Heinzmann musste schließlich nach einer maßgerechten Schnier-Flanke mit dem Kopf das 2:1 machen. Er köpfte FC-Keeper Müller an, und Wunderlichs Nachschuss ging knapp daneben. Und dann kam es, wie es meist passiert in solchen Spielen. Der Saarbrücker Brückerhoff, ebenfalls eingewechselt, ließ zwei Essener alt aussehen, flankte in die Mitte, wo Denny Herzig den Ball noch leicht abfälschte und seinen hilflosen Torwart düpierte. Plötzlich zappelte die Kugel im Netz, und niemand im Stadion wusste so recht, wie das passieren konnte.
„Ein komisches Tor”, sinnierte später RWE-Teamchef Thomas Strunz. „Das wir durch so einen Treffer das Spiel verlieren, ist aber bezeichnend.”