Essen. Nach der Pleite gegen Saarbrücken und dem Fehlstart in der Liga benötigt Rot-Weiss Essen unbedingt ein Erfolgserlebnis. An der Hafenstraße schrillen schon nach drei Spieltagen die Alarmglocken.
Ein Saarbrücker Fan musste die Nachricht sogleich verbreiten und tönte noch auf der Tribüne in sein Handy; „Du, unglaublich! Wir haben hier 2:1 gewonnen!” Diejenigen RWE-Fans, die das Spiel gegen den 1. FC Saarbrücken nicht live miterlebten, fanden es ebenfalls unglaublich, als sie von der Pleite erfuhren.
Drei Spieltage sind absolviert, und die Alarmglocken an der Hafenstraße schrillen. Ein Sieg und zwei Niederlagen – das ist viel zu wenig für die Ansprüche der Rot-Weißen. „Wir haben einen Fehlstart hingelegt. Die Enttäuschung ist riesengroß”, sagt RWE-Teamchef Thomas Strunz. „Aus Sorgen sind Ängste geworden”, meinte der RWE-Vorstandsvositzende Stefan Meutsch am Tag danach. „Ich hoffe, dass Thomas Strunz am Samstag in Verl den Knoten durchschlagen kann. Wir können nur beten, dass das gelingt.” Wenn nicht, müsse man sich unweigerlich fragen, ob dann nicht Handlungsbedarf bestehe. Konkreter will Meutsch nicht werden. Dass seine Kritik aber auf die Sportliche Leitung zielt, steht fest.
Dürftige Ausbeute
Weit mehr als die dürftige Ausbeute ängstigt sicherlich die bisher mäßige bis schwache spielerische Vorstellung des Titelfavoriten. Natürlich standen die Saarbrücker stabil und wohl geordnet in der Defensive. Aber auf diese Taktik werden noch viele anderen Mannschaften in dieser Liga zurückgreifen, wenn sie an der Hafenstraße auflaufen. Und von einer Mannschaft, die oben mitmischen möchte, muss man erwarten können, dass sie auch gegen diese Kompaktheit ein spielerisches Mittel findet. Oder aber, wenn es gar nicht anders geht, diese mit geballter Kraft und entschlossener Energie überwindet.
Patrick Schnier, der auf der rechten Seite sein Debüt gab, konnte sich nur selten durchsetzten. Forsch setzte der junge Außen zum Solo an und rannte sich zumeist fest. Eine präzise Flanke gelang ihm allerdings, doch danach versagte Angreifer Dirk Heinzmann, der alleinstehend vor dem Tor FC-Keeper Michael Müller anköpfte. Es hätte die 2:1-Führung sein müssen.
Viele Umstellungen
Auf der linken Seite kam nach der Pause Holger Lemke für den unauffälligen Markus Neumayr, der schon auf Schalke nach einer enttäuschenden Halbzeit gehen musste. Von Lemke gingen aber ebenfalls keine Impulse aus. In der Defensive hatte Strunz erneut einen neuen Innenblock formiert: Diesmal arbeiteten Denny Herzig und Bartosz Broniszewski miteinander. In Schalke waren es Herzig und Zinke, gegen den FCK zum Auftakt spielten Broniszewski und Zinke. Man wolle speziell auf jeden Gegner taktisch reagieren, so hatte Strunz solche Wechsel schon häufiger begründet. Aber so etwas kann auch verunsichern. Sicherheit jedenfalls strahlte die Defesnive nicht aus, auch wenn sie sich diesmal kaum krasse Fehler geleistet hat.
„Wir müssen eine Mannschaft werden”, hatte der Teamchef vor dem Saisonstart gefordert. Davon ist RWE aber noch ein Stück weit entfernt. Die Körpersprache in einigen Szenen gegen Saarbrücken signalisierte eher Frust. Niemand übernahm die Regie, niemand krempelte die Ärmel hoch und blies zum Kampf. Schon in der Vorsaison wurde bemängelt, dass es an Leitwölfen im Team fehle. Das hat sich kaum geändert.
Zähe Darbietung
Essens Stadtdirektor Christian Hülsmann, der sich im Georg-Melches-Stadion von der zähen Darbietung des Favoriten gegen Saarbrücken quälen ließ, fand das Ergebnis „ärgerlich hoch drei”. Schließlich muss er sich nun wieder verschärft die Kritiker anhören, die finden, dass man in diesen bankrotten Viertligisten und damit auch in ein neues Stadion nicht einen müden Euro investieren solle. „Aber ich bin ja Druck gewohnt”, sagt er. Und der Stadion-Bau sei durch nichts mehr aufzuhalten, versicherte Hülsmann gestern. „Das wollen wir auch gar nicht und haben deshalb solche Entwicklungen bewusst mit einkalkuliert.”