Essen. . In der Nachspielzeit kassierte der Regionalligist beim SC Verl noch das 1:1. Dabei hatten die Rot-Weissen engagiert gespielt und hart gekämpft.

Die Rot-Weissen waren konsterniert und fassungslos. Die einen schüttelten immer wieder ungläubig den Kopf, die anderen versanken in ihren Gedanken. Von „leeren Körpern“ hatte der Essener Cebio Soukou nach dem Düsseldorf-Spiel gesprochen und meinte damit eine gewissen Leidenschaftslosigkeit. Leer fühlten die Rot-Weissen auch diesmal, allerdings in einem ganz anderen Sinn.

Keiner wollte wahrhaben, was da gerade bei der allerletzten Aktion auf dem Rasen passiert war. Die Rot-Weissen hatten über die gesamte Spielzeit eine engagierte Leistung geboten, hatten gekämpft und waren immer wieder angerannt gegen das Verler Bollwerk. Immerhin, zu einem 1:0 durch Kevin Behrens hatte es gereicht. Er köpfte eine präzise Flanke von Grund ins Netz. RWE hatte so ziemlich alles im Griff und die drei Punkte eigentlich schon im Sack - bis zur Nachspielzeit.

Essenern fehlt ein Mann mit Knipser-Mentalität

Was für ein bitterer Moment für die Gäste, als der Verler Torjäger Hamadi Al Ghaddioui den Ball ins lange Eck köpfte. Nicht hart, aber platziert an dem verdutzten Torwart Robin Heller vorbei, der überraschend für Niclas Heimann spielte. Eine Chance, ein Tor. Der SC Verl hatte buchstäblich im letzten Moment zum 1:1 ausglichen. Oh, die Glücklichen. Wieder einmal stand Ghadioui goldrichtig, Glück oder Torinstinkt? Wer will das beantworten? Jedenfalls führt der lange Mittelstürmer die Regionalliga-Torjägerliste nun mit acht Treffern an. So ein Mann mit Knipser-Mentalität fehlt den Essenern derzeit. Dann hätten sie ja vielleicht auch das Spiel an der Poststraße eher für sich entscheiden können.

Verteidiger Tolga Cokkosan stand nach dem Spiel vor der Kabine und konnte auch nicht erklären, was passiert war, obwohl er nicht nur dabei, sondern mitten drin gewesen war. An eine unselige Kopfballstaffette konnte er sich erinnern. Es sei ihnen aber nicht gelungen, den Ball herauszuschlagen. Nur ein einziges Mal war die neu formierte, aber sehr sichere Essener Defensive nicht im Bilde.

Lattenkracher von Grund

„Unfassbar, unfassbar“, murmelte RWE-Trainer Jan Siewert. „Ich könnte hier jetzt beklagen, dass wir in letzter Sekunde das Tor kassiert haben. Oder der Schiedsrichter statt der angezeigten drei Minuten fünf Minuten nachspielen ließ. Tue ich aber nicht“, sagte der RWE-Trainer später, und hatte es indirekt doch getan. Nur, das alles zählt nicht. Schluss ist (das Phrasenschwein lässt grunzen), wenn der Schiedsrichter pfeift, und da gibt es reichlich Spielraum für den Unparteiischen. Auch, dass nach zwei Englischen Wochen womöglich die Kraft gefehlt habe, im entscheidenden Moment zu klären, ist kein stichhaltiges Argument. Da zählt noch eher das Gelb-Rot gegen Rabihic, weil RWE ja vier Minuten lang in Unterzahl agieren musste.

Cokkosan meinte dann auch noch selbstkritisch, dass man das Spiel hätte eher entscheiden müssen. Nur, so viele Chancen besaß RWE auch wiederum nicht. Marcel Platzek hatte die größte, als er einen Flankenball von Cokkosan in die Arme von Verls Keeper Sebastian Lange köpfte (21.). Ansonsten blieb es trotz klarer Überlegenheit bei Beinahe-Möglichkeiten. Der Lattenkracher von Kevin Grund (86.) hätte ebenfalls die Entscheidung bringen können. Die Verler, die in zehn Spielen erst sieben Gegentore kassiert haben, verteidigten einmal mehr gut und geschickt.

„Essen hatte zwar mehr Spielanteile, aber wir haben auch sehr wenig zugelassen“, nahm Verls Trainer Andreas Golombek für sich und sein Team in Anspruch. „Wir sind in der ersten Halbzeit nur hinterher gerannt. Aber wir haben dann bis zum Ende nicht aufgegeben, immer wieder etwas versucht und bis zur letzten Sekunde alles gegeben.“ Und dafür sei man schließlich belohnt worden.

SC Verl - Rot-Weiss Essen 1:1 (0:0)

RWE Heller - Obst, Zeiger, Binder, Cokkosan - Rabihic - Soukou, Baier, Grund (90.+3. Al Khalaf) - Platzek (85. Olwa-Luta), Behrens.

Schiedsrichter: Sauer (Bergkamen).

Zuschauer: 924.

Tore: 0:1 Behrens (71.), 1:1 Al Ghaddioui (90.+5). Bes. Vorkommnis: Gelb-Rot gegen Rabihic (RWE, 90.+1).