Oberhausen/Mönchengladbach. Rot-Weiss Essen verliert auch gegen die U23 von Borussia Mönchengladbach. Rot-Weiß Oberhausen sichert sich mit einem Last-Minute-Treffer den Sieg.
Fußball-Regionalligist Rot-Weiss Essen steckt immer mehr im Mittelmaß fest. Erst als das Spiel in Mönchengladbach verloren war, raffte sich das Team von Trainer Jan Siewert noch einmal auf und konnte bei der 1:3 (0:2)-Niederlage beim letztjährigen Meister zumindest mit positiven Eindrücken in der Schlussphase aus der Partie gehen. "Warum so spät aufgewacht?", fragten sich allerdings die mitgereisten Fans. Wieder einmal.
"Minimale Veränderungen" hatte RWE-Trainer Jan Siewert vor der Partie eingeräumt, aber die hatten es durchaus in sich: Dass Kapitän Moritz Fritz nach abgesessener Sperre für Kasim Rabihic in die Anfangself rückte, das war zu erwarten. Dass Kevin Grund an Stelle von Cebio Soukou beginnen durfte, davon war nicht auszugehen. Und dass Ex-Kapitän Benjamin Baier nur den Tribünenplatz einnehmen durfte, stattdessen Leon Binder trotz (nach eigenem Bekunden) 70prozentiger Leistungskraft auf der Ersatzbank saß, sprach Bände. Das musste man erst einmal sacken lassen.
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Konnte man aber nicht, weil die Partie gleich in die Vollen ging. Schon in der ersten Minute hätte sie einen ganz anderen Verlauf nehmen können: Daniel Grebe passte in den Lauf von Vojno Cekic, der fand Grund in der Mitte, der aber aus vier Metern die Kugel nicht an Torhüter Martin Kompalla vorbei brachte, sondern an einem Abwehrbein scheiterte. Nein, Grund wird in diesem Leben kein eiskalter Knipser mehr.
RWE lässt mutiges Umschaltspiel vermissen
Im Gegenzug dann der schnelle Schock: Tsiy William Ndenge, den sicherlich noch mal ein größeres Publikum zu Gesicht bekommen wird, ließ den Ball im Strafraum einmal aufticken, gegen seinen satten Abschluss war Niclas Heimann ohne Chance: 1:0 - schlimmer konnte es für die nicht gerade vor Selbstvertrauen strotzenden Essener nicht beginnen. Dabei zeigten die Gastgeber in der ersten Hälfte, dass sie bei aller spielerischen Klasse im Angriff in der Verteidigung durchaus verwundbar waren - wenn es denn nur schnell nach vorne ging. Nach 14 Minuten die Ausgleichschance: Diesmal hatte Amar Cekic vorbereitet, doch in der Mitte traf Jesic die Hereingabe nicht richtig.
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Trotzdem, vom mutigen schnellen Umschaltspiel war in der ersten Hälfte wieder herzlich wenig zu sehen, vieles ging in die Breite, Verantwortung wurde hin und hergeschoben. Als sich Philipp Zeiger einmal links vorne herausschlich und nach innen flankte, fehlte beim Kopfball von Fritz (25.) nicht viel. Die Borussia brauchte ihrerseits nicht viele Möglichkeiten, um die Gäste auf Abstand zu bringen, im Angriff ging der VfL mit brutaler Effektivität zu Werke: Der technisch beschlagene Ndenge übernahm Verantwortung, ging spielerisch leicht an drei Rot-Weissen vorbei, passte hinaus auf Rodriguez, der den anstürmenden Heimann mit einem Lupfer überwand.
Binder sorgt nach Einwechslung für frischen Wind und trifft
2:0 nach einer halben Stunde, da blieb schon wieder wenig Hoffnung beim mitgereisten RWE-Anhang, der kurz vor Anpfiff mit einer stattlichen Polizei-Abordnung in den Block geführt worden war. Nur mutige Offensive konnte nach dem Wechsel noch die Hoffnung auf einen Teilerfolg bewirken. Trainer Siewert brachte mit Kevin Behrens einen weiteren Stürmer für Cekic. "Thor" und Platzek wechselten sich nun im Sturmzentrum ab. Ein gefährliches Unterfangen, weil Gladbach immer wieder auf den tödlichen Konter lauerte, die sich fast zwangsläufig ergaben. Als Pisano auf und davon ging und in die Mitte passte, fehlte Rodriguez nur der berühmte eine Schritt zum 3:0.
Auch die kämpferische Note war Siewert offenbar zu wenig: Nach 54 Minuten kam Leon Binder nach langer Verletzungspause für Grebe ins Spiel. Binder, Spitzname "die Axt", brauchte keine Minute, um seinen Titel mit Leben zu füllen: Als er Pisano im Mittelkreis fällte, sah er gleich die Gelbe Karte. Rekordverdächtig!
Binder gegen die Borussia reicht für RWE nicht
Ein Weckruf an die Teamkollegen? Noch nicht. Es schien so, als sei jeder Akteur mit seinen eigenen Problemen beschäftigt, von mannschaftlicher Geschlossenheit wenig zu spüren. Um das 3:0 wurde förmlich gebettelt, und es kam nach einer Stunde: Zweimal konnte der bemitleidenswerte Heimann die Schüsse von Pisano und Ritter abwehren, als aber die RWE-Abwehr auch den zweiten abprallenden Ball nicht klären konnte, ließ sich Ritter nicht lange bitten. Bitter!
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Ein Fünkchen Hoffnung keimte drei Minuten später auf: Jesic flankte, Binder köpfte, nur noch 3:1. "Deutscher Meister wird nur der RWE", skandierten die Fans, die sich in diesen Tagen nur noch in Galgenhumor flüchten. Doch der Treffer brachte wenigstens ein Schuss Selbstvertrauen in die Mannschaft zurück. Nur drei Minuten später war erneut Binder nach Ecke zur Stelle, diesmal verfehlte er sein Ziel um Zentimeter. Und noch einmal hatte er aus spitzem Winkel die Chance zum Anschlusstreffer - erstaunlich, was mit entsprechendem Willen doch alles geht! Und das Team ließ sich von Binders Kampfgeist anstecken, es fand urplötzlich den Vorwärtsgang. Und Siewert zog mit Malcom Olwa-Luta für Grund seinen letzten Angriffsjoker.
Der Kampf "Binder gegen die Borussia" ging unvermindert weiter: Nach Freistoß Jesic flog er wieder heran, köpfte aber ins obere Regal (78.). Nach 89 Minuten strich der letzte RWE-Schuss knapp um den rechten Pfosten. Preisfrage: Wer hatte geschossen? Eben!
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