Duisburg. Ganz oben statt ganz unten. Der MSV trifft als Regionalliga-Neuling auf starke Gegnerinnen. Weil die U-17-Bundesliga aufgelöst wurde.
Max Reimers macht es prägnant. „Die Regionalliga ist seit dieser Saison wieder die höchste U-17-Liga, aber viele unserer Spielerinnen haben in der vergangenen Spielzeit noch in der U 16 gespielt. Und die lief in der untersten Liga auf“, fasst es der neue Trainer der U-17-Juniorinnen des MSV Duisburg zusammen. Anders ausgedrückt: Diese aufgerückten Zebra-Spielerinnen kicken statt gegen die Siebener-Mannschaft des VfvB Ruhrort/Laar nun gegen den 1. FC Köln.
Der Grund: Wie bei den männlichen Junioren hat der Deutsche Fußball-Bund die U-17-Juniorinnen-Bundesliga aufgelöst – aber anders als bei den Jungs keine Ersatzliga ins Leben gerufen. Die Teams sollten sich laut DFB überlegen, ob sie nicht in einer klassenniederen Jungen-Liga spielen wollen. Oder ansonsten eben in der Regionalliga West.
Die neue Struktur der Regionalliga
Alle sechs westdeutschen Mannschaften der bisherigen Bundesliga-Staffel West/Südwest spielen nun auch in der Regionalliga – das sind Borussia Mönchengladbach, der FSV Gütersloh, der 1. FC Köln, die SGS Essen, Bayer Leverkusen und Arminia Bielefeld. Vier dieser Vereine (Gladbach, Essen, Köln und Gütersloh) waren bislang mit einer U-16-Mannschaft in der Regionalliga vertreten, die die Liga freilich verlassen mussten. Lediglich in Gütersloh gibt es nun auch in der aktuellen Saison noch ein U-16-Team. Die vier Bundesliga-Teams aus dem Südwesten – 1. FSV Mainz 05, SG 99 Andernach, 1. FFC Kaiserslautern und TuS Issel – spielen nun ebenfalls in der dortigen Regionalliga. Lediglich Mainz tut dies mit einer U-16-Mannschaft und folgte als einziger der zehn Vereine der Empfehlung des DFB, fortan mit der U 17 in einer Jungen-Liga anzutreten. Die übrigen neun Vereine sahen darin offenbar keinen gangbaren Weg.
Zusätzlich hat der Westdeutsche Fußball-Verband eine U-19-Meldeliga eingeführt. Hier verkündete der Verband, dass zwar eine Tabelle geführt und am Saisonende auch ein Tabellenerster feststehen wird, dieser aber nicht als Meister ausgezeichnet werde. Worin der tiefere Sinn liegt, dass zwar jeder weiß, wer Platz eins belegt hat, die Spielerinnen aber nicht als Meisterinnen einen Pokal überreicht bekommen, wurde dabei nicht kommuniziert.
Der MSV trifft als Aufsteiger in der von zwölf auf 14 Teams erweiterten Regionalliga West auf die sechs genannten bisherigen Bundesligisten, fünf bisherige Regionalligisten (FC Iserlohn, SSV Rhade, VfL Bochum, Arminia Ibbenbüren und SV Menden) sowie auf zwei Mitaufsteiger (Fortuna Freudenberg und ESV Olympia Köln).
„Das ist Fluch und Segen zugleich“
„Das ist Fluch und Segen zugleich“, sagt Reimers. Denn einerseits ist die Ausgangslage in den Spielen gegen die Ex-Bundesligisten sehr einseitig, „andererseits ist das natürlich eine große Sache, gerade auswärts gegen diese Teams zu spielen.“ Am ersten Spieltag ging es ins Leistungszentrum Kurtekotten nach Köln – wo die sportliche Heimat von Bayer Leverkusen liegt. „Das ist dann schon beeindruckend.“ Beim 0:6 verkaufte sich der MSV gut. „In der zweiten Halbzeit haben wir nur ein Tor kassiert“, so der Coach. „Aber wir wollen unseren Spielerinnen vermitteln, dass man die eigene Entwicklung nicht am Ergebnis festmachen muss, sondern daran, wie wir dort auftreten.“ Was ihm wichtig ist: Werte zu vermitteln und die Spielerinnen so zu entwickeln, „wie es im gesunden Maß möglich ist. Das darf beispielsweise nie zu Lasten der Schule gehen.“
Im zweiten Ligaspiel gab es ein 2:2 bei Fortuna Freudenberg. Pech, denn der Mitaufsteiger glich erst in der Schlussminute aus. Zuvor war der 1. FC Union Berlin im für diese Altersklasse neu geschaffenen DFB-Pokal zu Gast. „Auch das war für uns eine andere Welt“, so Reimers nach dem 0:8.
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Was von der Regionalliga für den MSV zu erwarten ist? Das ist nicht ganz einfach. „Die Frage ist, ob die Ex-Bundesligisten ihre besten U-17-Spielerinnen bereits in der neuen U-19-Liga einsetzen“, erklärt der Coach. Derweil hat der MSV viel Mühe investiert, um mit konkurrenzfähigen Mannschaften eine U 17 und eine U 16 zu bilden. „Tarek Ruhman hat da sehr gute Arbeit für den Neuaufbau im weiblichen Nachwuchsbereich des MSV geleistet“, sagt Reimers. „Durch die Schaffung der U-19-Liga waren kaum externe Zugänge möglich. Die großen Vereine haben alles abgegrast.“ Da die U-17-Regionalliga nur vorübergehend und situationsgeschuldet auf 14 Teams erweitert worden ist, müssen am Ende fünf Teams absteigen, um die Liga wieder auf zwölf zu reduzieren. „Wir geben natürlich alles. Aber wir bauen auch keinen Druck auf. Der Aufstieg kam ohnehin ein, zwei Jahre vor dem Plan“,so Max Reimers. Die Entwicklung der Spielerinnen steht an erster Stelle.
Der neue U-17-Trainer des MSV
Max Reimers ist mit 27 Jahren noch ein junger Trainer. „Ich habe aber schon sieben Jahre Erfahrung“, erklärt der MSV-Coach. Mit 20 wurde er gefragt, ob er nicht im Rahmen eines Feriencamps eine Mädchen-Mannschaft coachen könne. Das klappte so gut, dass er danach das Angebot erhielt, den weiblichen Nachwuchs des SV Menzelen ganz regulär zu trainieren. Nach und nach machte er seine Trainerlizenzen, „die man als Normalsterblicher erreichen kann“. Aktuell verfügt er über die B-Lizenz. In Menzelen war er am Aufbau einer Frauen-Mannschaft beteiligt und übernahm in der vergangenen Saison den Reeser SV in der Landesliga. „Tarek Ruhman und ich kennen uns schon lange, haben uns immer ausgetauscht. So kam der Kontakt zum MSV zustande.“