Duisburg. Marcus Wittig will mit dem Drittligisten MSV viel für Duisburg bewegen. Beim Einstand gab es gleich eine Botschaft an den DFB und die DFL.
Offenbar bedurfte es der Klarstellung: „Marcus Wittig macht nicht den Sportdirektor, macht nicht den Sportvorstand. Er ist wichtig für uns, um die Finanzen zu stabilisieren.“ Ingo Wald, der Präsident des Fußball-Drittligisten MSV Duisburg, klärte die Aufgabenstellung beim Pressegespräch mit Marcus Wittig in der Arena. Der neue Chef des Aufsichtsrats beim MSV (genauer gesagt des Profigeschäftsbetriebs, der KGaA) soll vor allem seinen Wirtschaftssachverstand einbringen.
Der Vorstand der Duisburger Verkehrs- und Versorgungsbetriebe hatte zuvor deutlich gemacht, dass sein Blut keineswegs Weiß-Blau eingefärbt sei: „Ich habe keinen Heimatverein. Ich bin nicht der Fußball-Fan schlechthin. Das unterscheidet mich.“ Dabei wohnt der 46-Jährige in Gelsenkirchen und ist in Köln geboren.
Letzter MSV-Besuch ist schon ein paar Tage her
Im Februar oder März war er zum letzten Mal bei einem MSV-Spiel. Er sieht sich als Mann, der für Duisburg etwas bewegen will. Zu Duisburg gehört unverbrüchlich auch der MSV. So schließt sich der Kreis. Das große Banner auf der Glasfassade der Arena hat da plötzlich Symbolwirkung. Das Logo der Zebras und das Wappen der Stadt Duisburg ist darauf zu sehen. Dazu kommt das Wort „gemeinsam“. Wald steht da für den MSV, Wittig für die Stadt.
Seit Dienstag führt der Manager das Aufsichtsgremium des MSV. Der Wirtschaftsmann löst den Unternehmer Jürgen Marbach ab. Wald dankte dem Vorgänger mit für seine Verhältnisse großen Gefühlen. „Wir sind recht traurig, dass Jürgen verständlicherweise mal gesagt hat: Ich kann das nicht mehr.“ Marbach habe eine entscheidende Rolle nach dem Lizenzentzug gespielt. Er sei eine tragende Säule gewesen. Vor einem Monat habe er dann seinen Rücktritt angedeutet. Der Chef der Zebras muss das schon geahnt haben, denn bereits beim Interview im Trainingslager am 1. Juli hatte er vorhergesagt, dass es weitere Veränderungen in den Gremien geben könne: „Das sind alles ehrenamtliche Mitarbeiter, auch da müssen wir akzeptieren, wenn mal jemand sagt: Ich schaffe es nicht mehr.“
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Wittig war dann – so der MSV-Präsident – die optimale Lösung. Vor ein paar Tagen habe er ihn gefragt, ob er sich die Aufgabe vorstellen kann. Der Chef der Stadtwerke und der DVG, der seit 2000 in Duisburg tätig ist, konnte – und zwar gleich als Vorsitzender. Ingo Wald betonte immer wieder, was er sich von Wirtschaftssachverstand des Managers Wittig verspricht. Im Gespräch wiederholt er immer wieder das Wort „kreativ“. Nicht um Taktik und Aufstellung geht es ihm dabei, sondern um kreative Ideen, die Finanzen zu sortieren. Mit dieser Qualität habe Wittig dem Verein bereits in seiner größten Krise 2013 geholfen. Diese sind auch weiterhin gefragt.
Erinnerung an „kleine Boxereien“
Bei der Beschreibung der anstehenden Aufgaben kam unter anderem das Wort „Besserungsscheine“ vor. Zudem will er an einem Plan B mitarbeiten, wenn der MSV den direkten Wiederaufstieg nicht schafft. Wittig stellte sich unaufgeregt vor, schenkte sich Floskeln. Was er immerhin erklärte: „Ich war überrascht, gefragt zu werden.“ Und dann: „Es hat mir Spaß gemacht, den MSV als Sponsor zu begleiten.“ Woran sich aber er und auch Wald erinnerten, waren „kleine Boxereien“ vor Jahren, als das Vertrauen in die Führung des MSV zurückerkämpft werden musste.
Wittig kann offenbar geradeaus sprechen. Ein Beispiel dafür lieferte er, als er gleich bei seinem ersten Auftritt als MSV-Funktionär eine Breitseite Richtung DFB und DFL abfeuerte. Wittig forderte eine bessere Verteilung der Fernseh- und Marketinggelder ein, damit die Klubs in der Liga finanziell überleben können. Wittig: „Da muss man mal in die Diskussion einsteigen. Wer so was will, muss sich auch überlegen, wie er es finanziell möglich macht.“ Mit „so was“ war die 3. Liga gemeint.