Duisburg. Rechtsverteidiger Joshua Bitter hat einen großen Fan im Vorstand des MSV Duisburg. Auch Trainer Torsten Lieberknecht schätzt seine Art.
Länger anhaltende Dachschäden kommen ja derzeit häufiger vor beim Fußball-Drittligisten MSV Duisburg. Deshalb muss man Joshua Bitter fragen, ob der Kopf noch brummt. Tut er nicht, erklärt der 22-jährige rechte Außenverteidiger. Beim Niederrhein-Pokalspiel in Oberhausen musste Bitter nach 60 Minuten vom Platz und kam gleich unter die Nadel, die vier Stiche setzte. Die Frisur sitzt inzwischen wieder tadellos. Nach der Narbe muss man suchen.
Was genau passiert ist, kann Bitter nicht sagen: „Ich lag auf dem Boden und dann hat mich ein Schlag am Hinterkopf getroffen.“ Bitter wird sich erschrocken haben. Sein Trainer Torsten Lieberknecht vermutlich ebenfalls. Denn der Mann für die rechte Abwehrseite ist aus dem Team kaum wegzudenken. Gut, dass Bitter selbst für das Spiel am Freitag in Magdeburg Entwarnung gibt. „Ich kann mitmachen. Kein Problem“, erklärt er. Mit Turban? „Davon war noch nicht die Rede. Aber wenn mit Turban, dann geht es auch mit Turban“, fügt er lachend hinzu.
Das Gespräch mit Joshua Bitter vor der Partie zu suchen, lohnt nicht allein wegen des Krankenberichts. Es lohnt auch deshalb, weil der Defensivspezialist aus der zweiten Mannschaft von Werder Bremen für die neue Freude am MSV steht. Im Interview mit dieser Redaktion nannte Präsident Ingo Wald den Neuzugang als Spieler, an dem er besondere Freude habe. Dieser Eindruck ist nun wiederum mit der Partie beim Schauinsland-Reisen-Cup der Traditionen verbunden.
Nach dem Umbruch im Kader und der turbulenten Vorbereitung fragte man sich auf den Rängen mit leicht schlotternden Knien: Was kann der MSV? Wie wird sich die Mannschaft präsentieren? Und dann rannte Joshua Bitter von hinten nach vorne in den Strafraum in den Strafraum der Briten aus Stoke City. Das genügte als Antwort. Die Erleichterung konnte man fast greifen. Mit den Worten von Torsten Lieberknecht: „Er schafft es, die Fans mit seiner Art mitzunehmen.“
Im „Nebenerwerb“ auch mal nach vorn rennen
Bitter erklärt diesen Freiheitsdrang so: „Wenn ich ein paar Körner überhabe, dann versuche ich mal nach vorne zu rennen. Vielleicht kann ich den Ball so weit nach vorne tragen, dass wir ein paar Tore schießen.“ Das ist aber nur ein „Nebenerwerb“. Das Kerngeschäft beschreibt er ebenfalls: „In erster Linie ist es meine Aufgabe, die Ecke sauber zu halten auf der rechten Seite.“ Das ist man auch viel unterwegs.
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Er schätze, dass er so zwölf Kilometer pro Spiel laufe, sagt das Talent. Genaue Aufzeichnung gibt es nicht. In der 3. Liga werden die Wege nicht gemessen. Noch ein Grund aufzusteigen, für einen Spieler, der die Liga durchaus als Schaufenster für die Einkäufer aus den höheren Klassen sieht.
Für Bitter gab es keine zwei Optionen
Dass es mal Schalker war und jetzt beim MSV spielt, spielt keine Rolle. So was kommt in den besten Familien vor. Dagegen freut es den gebürtigen Dorstener, wieder im Revier zu sein und für den MSV zu rennen. „Es gab keine zwei Optionen. Ich wollte hierher“, so Bitter. Eine gute Entscheidung, wie es bisher scheint. „Die Mannschaft ist menschlich einfach super. Ich habe selten in einer so top zusammengestellten Mannschaft zu spielen. Es macht Bock, jeden Tag hierhinzukommen“, erzählt er frei von der Leber weg. Solcher Kunde aus der Kabine lauscht man mit gespitzten Ohren. Die Zerrüttung in der Truppe des Vorjahres wird inzwischen von Eheberatern als Beispiel für die Folgen von Beziehungskrisen genutzt.
Da hat offenbar ein Klimawandel stattgefunden. Joshua Bitter hat mit frischem Wind dazu beigetragen. Lieberknecht darf sich dabei bestätigt sehen: „Wir haben uns ja bewusst für Spieler wie ihn entschieden, die noch im Entwicklungsprozess sind.“ Joshua Bitter, der so viel läuft, ist dennoch erst am Anfang seines Weges. Was man immerhin weiß: Es ist der richtige Weg.