Duisburg. . Ingo Wald erklärt, dass sich das Ziel der Rückkehr in die 2. Liga und die Absicht, ein Ausbildungsverein zu sein, nicht ausschließen müssen.
Im Interview spricht Ingo Wald über das Saisonziel des Fußball-Drittligisten MSV Duisburg, darüber, was es heißt, ein Ausbildungsverein zu sein und über die Rücktritte von Bernard Dietz und Peter Mohnhaupt.
Bernard Dietz ist aus dem Vorstand ausgetreten. Geschäftsführer Peter Mohnhaupt hat gekündigt. Was ist da gerade los beim MSV?
Ingo Wald: Beide Abgänge dürfen nicht zusammengepackt werden dürfen. Es sind zwei komplett verschiedene Paar Schuhe.
Wieso darf man die beiden Abschiede nicht zusammen sehen?
Es hat ganz unterschiedliche Gründe gegeben. Peter Mohnhaupt hat mir im März mitgeteilt, dass er kündigen will, und mir persönliche Gründe genannt – auch familiäre. Ich habe ihm gesagt, dass wir als Vorstand um ihn kämpfen werden, weil wir von seiner Arbeit überzeugt sind. Wir hatten gehofft, dass es nach dem Lizenzierungsstress eine Möglichkeit gibt, ihn umzustimmen. Das ist uns nicht gelungen. Er ist bei seiner Entscheidung geblieben. Das muss man akzeptieren. Er ist weiter als Berater für uns tätig. Das zeigt, dass er nicht im Bösen gegangen ist.
Und Bernard Dietz? Sie konnten ihn ebenfalls nicht überzeugen zu bleiben.
Nein, das konnte ich nicht, weil Bernard Dietz, neben anderen Gründen, die Aufarbeitung der vergangenen Saison für sich so nicht abgeschlossen hat und deshalb bei seinem Rücktritt geblieben ist.
Werden Sie einen neuen Sportvorstand berufen?
Wir werden uns da neu aufstellen. Wir können das nicht vor der nächsten Jahreshauptversammlung tun. Die Mitglieder müssen unserem Vorschlag zustimmen. Wir haben einen Kandidaten im Kopf, mit dem wir noch sprechen müssen. Stimmt er zu, kann und soll er schon beratend für uns tätig werden.
Eine andere Baustelle ist der Kader. Da fehlt Trainer Torsten Lieberknecht noch der eine oder andere Spieler. Es entsteht der Eindruck, dass mit der Planung zu spät begonnen wurde. Täuscht das?
Die Saisonplanung hat nicht mit dem Abstieg begonnen. Deshalb ist das, basiert das, was jetzt umgesetzt wird, im Prinzip auf einer Planung, die nicht über Nacht gekommen ist. Wir haben frühzeitig zweigleisig geplant.
Das heißt, dieser Umbruch ist so geplant und gewollt gewesen?
Ja, wir wollten einen Umbruch. Er ist ein bisschen radikaler geworden, als wir uns das gewünscht hätten. Einen Spieler wie Fabian Schnellhardt hätten wir sehr gern behalten, auch den einen oder anderen zusätzlichen Spieler. Aber die Möglichkeiten sind für uns begrenzt. Da können wir die Linie nicht überschreiten, die wir uns selbst gesetzt haben.
Es fehlen aber noch ein paar Kicker…
Das Prinzip lautet: Qualität vor Schnelligkeit. Wir sind noch mit Spielern im Gespräch, die den Markt sondieren wollen und bei denen der MSV nicht sofort ganz oben auf der Liste stand. Darauf sind wir eingegangen.
Apropos Ziel. Die neue Mannschaft ist sehr jung und muss sich erst finden. Wie formulieren Sie den Anspruch?
Ich bin der Überzeugung, acht bis neun Mannschaften haben die Ambition, aufzusteigen. Darunter sehe ich auch den MSV Duisburg. Dann gibt es am Ende fünf Verlierer und drei Gewinner. Wir möchten ungern zu den Verlierern zählen. Ich möchte aufsteigen.
Ist das so, weil sich der MSV Duisburg den Abstieg nicht leisten konnte? Sie haben mal von einem Tod auf Raten in der 3. Fußball-Liga gesprochen.
Ja, das ist richtig, und dazu stehe ich auch. Inzwischen hat sich das für uns allerdings etwas relativiert. Weil wir die sogenannten Elefantenrunde hatten. Dieses Gespräch hat einen Weg aufgezeigt, mit dem wir in der Dritten Liga eine andere Ausgangssituation als bisher bekommen.
Zunächst, wer hat daran teilgenommen?
Vertreter der Stadt Duisburg, städtische Unternehmen, Unternehmen der freien Wirtschaft. Dabei waren zum Teil Sponsoren oder solche, die es werden könnten. Es war eine bunte Runde. Die Gespräche waren sehr positiv und konstruktiv. Das hat mir Zuversicht gegeben.
Worum ging es dabei?
Ich habe immer gesagt, in der Dritten Liga machen wir bei einer Kadergröße von 4,5 Millionen Euro einen operativen Verlust von circa drei Millionen Euro pro Jahr. Das wird bei einer unveränderten Kostenstruktur auch so bleiben. Wir haben aber der den Sondereffekt, dass uns der DFB eine Millionen Euro im Rahmen des Sicherungsfonds bezahlt. Das sind 500.000 Euro für das Beibehalten des Nachwuchsleistungszentrums und 500.000 Euro für den Ausfall der Fernsehgelder. Mit der Elefantenrunde haben wir diskutiert, verschiedene Ansätze zu verändern. Dennoch werden wir weiter Geld benötigen, aber nicht mehr in dieser Größenordnung.
Über welche Größenordnungen sprechen Sie in diesem Zusammenhang?
Jetzt sehen wir die Möglichkeiten, diesen Verlust in Zukunft auf 1,5 Millionen zu reduzieren. Das heißt: Wir müssen alle Gläubiger überzeugen, dass sie weiter stunden. Und wir müssen Menschen finden, die 1,5 Millionen dazulegen. Das ist aber eine andere Hürde, als wenn wir sagen: Ich brauche drei Millionen. Damit erschrecke ich jeden.
Heißt das, der MSV muss nicht unbedingt aufsteigen, sondern ist vor allem Aus- und Weiterbildungsverein?
Im neuen Konzept geht es nicht nur um Aus- und Weiterbildung. Wir haben uns da Leitplanken gesetzt: Wir sagen, was unsere Wertevorstellung ist. Das haben wir in der Vergangenheit nicht in dieser Deutlichkeit getan. Wir wollen transparent zeigen, wofür wir stehen. Ein Kernpunkt ist dennoch in der Tat der Aus- und Weiterbildungsverein. Wir wollen noch stärker auf junge Talente setzen und sie weiterwickeln. Damit können wir Transfererlöse erzielen. Wenn wir Spieler entwickeln und gewinnbringend verkaufen, dann hilft das dem Verein, wirtschaftlich zu gesunden.
Liegt die Priorität mehr auf Aus- und Weiterbildung oder auf Aufsteigen?
Das ist eine Kombination aus beidem: Aus- und Weiterbildung, das ist etwas Langfristiges. Kurzfristig wollen wir aufsteigen.