Bottrop. Bei der Neugründung des SSV 51 Bottrop gibt es Probleme: Der alte Verein existiert noch, der Ex-Vorstand wehrt sich gegen die neuen Pläne. Auch aus politischen Gründen.

Ein Stück Fußballromantik sollte die Neugründung des SSV 51 Bottrop sein: Doch um die Wiederbelebung des Stadtteilklubs gibt es nun Streit. Wie sich herausgestellt hat, ist der ursprüngliche SSV 51 noch gar nicht rechtskräftig abgemeldet, obwohl die Auflösung bereits 2019 beschlossen wurde. Die Neugründungs-Initiative um Hendrik Biegiesch kann deshalb auch keinen Nachfolgeverein anmelden. Vom früheren Vorstand des Vereins gibt es Widerstand gegen die Pläne.

Anfang des Jahres hatte Biegiesch mit einigen Mitstreitern angekündigt, den Verein aus der Welheimer Mark nach mehr als fünf Jahren wiederauferstehen zu lassen, mit altem Wappen und vor allem dem alten Vereinsnamen. Dazu wollte man einen Nachfolgeverein anmelden, so der Plan – der ist nun hinfällig.

Alter SSV 51 Bottrop existiert auf dem Papier noch

„Wir haben die Abmeldung im Vereinsregister durchgeführt. Die Offenlegung, ob noch Gläubiger bedient werden müssen, ist von mir aber verschlampt worden“, sagt Jürgen Koch, damaliger Vorsitzender des Vereins. Deshalb existiert der Verein auf dem Papier noch. Die Offenlegung werde nun nachgeholt, dann ist der Verein aber für ein Jahr gesperrt. In dieser Zeit hätten Gläubiger die Gelegenheit, sich zu melden, ehe der Klub final gelöscht wird. Koch betont aber: „Es gibt keine Verbindlichkeiten.“

Der alte Fußballplatz an der Klopriestraße ist mittlerweile zu einem Lost Place geworden.
Der alte Fußballplatz an der Klopriestraße ist mittlerweile zu einem Lost Place geworden. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Dass ein erfahrener Funktionär dieses Verfahren im Zuge der Auflösung des Vereins einfach so vergisst, ist eigentlich schwer vorstellbar. „Aus den Augen, aus dem Sinn. Wir haben die Auflösung 2019 beschlossen, 2021 lag dann alles beim Notar. Danach ist alles so eingeschlafen“, sagt Koch.

Neugründer hätten den alten Verein gerne übernommen

Die Alternative zu einer Neugründung ist, dass Koch die Geschäfte des alten Vereins an den neuen Vorstand übergibt. Auch dann könnten Biegiesch & Co. mit dem SSV 51 durchstarten. Dem erteilt Koch aber eine klare Absage: „Sie haben sich total daneben benommen. Das ist eine Schweinerei von denen.“

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Konkret soll es dabei um Behauptungen von Biegiesch und Co. gehen, dass alte Abrechnungen nicht gestimmt hätten. Biegiesch allerdings bestreitet das genauso wie die Unterstellung, schlecht über Koch und den ehemaligen Vorstand gesprochen zu haben: „Wir haben keinerlei Informationen, wir hören nur Gerüchte.“

Politische Differenzen mit dem alten Vorstand

Zudem spielen offensichtlich politische Differenzen eine Rolle: „Das sind Leute, die sollten besser in die AfD gehen, oder sind sogar da drin. Denen werden wir nicht den Gefallen tun, dass sie den Verein übernehmen können“, sagt der frühere Lokalpolitiker Koch, der viele Jahre Sprecher der SPD-Fraktion im Bottroper Sportausschuss war.

Hendrik Biegiesch widerspricht dem vehement: „Das ist absoluter Quatsch, wir sind politisch völlig neutral. Uns geht es um den Fußballverein, wir sind in keiner Partei Mitglied.“ Er stellt klar: „Wir wollen ein Verein für alle Menschen sein und unsere ausländischen Mitbürger gehören zur Welheimer Mark wie die Luft zum Atmen.“

„In vorderster Front geht es um den Verein SSV 51. Ich biete meinen Rücktritt an, wenn das dem Verein helfen würde.“

Michael Jansen
2. Kassierer beim neu gegründeten Verein

Michael Jansen, 2. Kassierer, streitet gar nicht ab, auf seiner Facebookseite regelmäßig Inhalte der AfD zu teilen: „In vorderster Front geht es um den Verein SSV 51. Ich biete meinen Rücktritt an, wenn das dem Verein helfen würde. Es ist uns allen eine Herzensangelegenheit, dass es den Verein in der Welheimer Mark wieder gibt.“

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Jansen weiter: „Die politische Einstellung die ich habe, hat mit dem Verein nichts zu tun. Ich bin alles andere als Rechts. Ich bin weder ein Nazi noch ein Ausländerhasser. Ich habe auch bei den Welheimer Löwen im Vorstand gearbeitet und dort hatten wir viele Spieler mit Migrationshintergrund“, sagt Michael Jansen, der erst in der vergangenen Woche zum 2. Kassierer gewählt wurde.

Neugründer hatten eigentlich ein gutes Gefühl

Erst am vergangenen Freitag hatten Hendrik Biegisch und seine Mitstreiter mit Jürgen Koch und dem alten Vorstandsteam an einem Tisch gesessen. Biegiesch hatte danach ein gutes Gefühl, zumal Koch bei einem Telefonat zwischen den beiden Notaren der Gründungsteams ebenfalls gesagt haben soll, dass nichts gegen eine Vereinsübernahme spreche.

Koch bestätigte dies auf Nachfrage, begründete seinen Meinungswechsel so: „Zu der Zeit haben wir noch nicht gewusst, dass von denen so viel Blödsinn erzählt wird.“

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