Bottrop. 1984 gastierten der HSV und Mönchengladbach beim VfB Bottrop. Gegen Gladbach gelang VfB‘ler Klaus-Peter Wittebrock das Bottroper Jahrhunderttor.

Benedikt Mies könnte wahrscheinlich den ganzen Tag lang über seinen VfB Bottrop reden. Der Landesligist hat dank einer bewegten Historie von 124 Jahren, davon viele einst in höheren Gefilden des Fußballs, einige Legenden und Anekdoten hervorgebracht. Und Benedikt Mies, bis 2018 langjähriger erster Vorsitzender des VfB, kennt sie alle. Insbesondere diese.

Es war in der Spielzeit 1983/84. „Eine sensationelle Saison!“, schwärmt Mies. „Am Ende wurden wir Meister der Landesliga, stiegen wieder in die Verbandsliga auf und erlebten Spiele, die allen Beteiligten bis heute in Erinnerung geblieben sind.“ Nachdem der Bottroper Traditionsverein bis in die Landesliga abgestiegen war, entschied sich die damalige Vereinsführung um Benedikt Mies etwas Imagepflege zu betreiben. „Wir wollten zeigen, dass der VfB auch noch richtig guten Fußball spielen kann.“

Fußball in Bottrop: Ein Europapokalsieger im Jahnstadion

Deshalb lud man im Laufe der Saison Bundesligisten zu Testspielen ein. Zur Vorbereitung im Sommer kam zunächst der damalige Zweitligist Rot-Weiss Essen ins heimische Jahnstadion. Die Bottroper schickten RWE mit 4:0 zurück in die Nachbarstadt. Dieser sensationelle Sieg motivierte den Vorstand nochmal nachzulegen. Für insgesamt 80.000 Mark Antrittsprämien holte man fürs Frühjahr 1984 den Hamburger SV und Borussia Mönchengladbach.

Klaus-Peter Wittebrock war in den 80ern beim VfB Bottrop nicht nur für sein Traumtor gegen Gladbach bekannt, sondern auch für seine Kopfballstärke. Hier stieg er gegen den Torwart in einem Spiel gegen Duisburg-Homberg hoch.
Klaus-Peter Wittebrock war in den 80ern beim VfB Bottrop nicht nur für sein Traumtor gegen Gladbach bekannt, sondern auch für seine Kopfballstärke. Hier stieg er gegen den Torwart in einem Spiel gegen Duisburg-Homberg hoch. © Archiv Benedikt Mies | VfB Bottrop

Die Hamburger, zu der Zeit amtierende Europapokalsieger der Landesmeister, gastierten am Karnevalssamstag in Bottrop. Das Spiel gegen den HSV mit Spieler Felix Magath und Trainer Ernst Happel verlor der VfB nach aufopferungsvollen Kampf lediglich 0:3. Am Ostermontag 1984 dann kamen die Gladbacher, und es entstand eine Bottroper Legende.

VfB Bottrop: Das „Jahrhunderttor“ gegen Borussia Mönchengladbach 1984

Es sollte der Tag des Jahrhunderttors beim VfB Bottrop werden. Und vor allem der Tag von Klaus-Peter Wittebrock. „Klaus-Peter spielte eigentlich links in der Abwehr, aber immer sehr offensiv“, erinnert Benedikt Mies. „Er schnappte sich hinten oft den Ball, marschierte damit immer penibel an der Außenlinie nach vorne und setzte mit gefährlichen Flanken unsere Stürmer in Szene.“

Porträtfoto des ehemaligen 1. Vorsitzenden vom VfB Bottrop Benedikt Mies. Er zeigt mit dem rechten Zeigefinger auf etwas vor ihm und redet dabei.
Der ehemalige 1. Vorsitzende vom VfB Bottrop Benedikt Mies (hier bei der Jahreshauptversammlung des Vereins 2018) hat alle Anekdoten des VfB auf Lager. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Bei einem dieser Ausflüge des großen, laufstarken Verteidigers im Freundschaftsspiel gegen die „Fohlen“ passierte es. Wittebrock war auf seiner linken Außenbahn kaum hinter der Mittellinie angekommen, als er unvermittelt und hart abzog. Der Ball flog halb quer über den Platz und schlug regelrecht oben rechts im Winkel ein. Entfernung: über 40 Meter. Ein Treffer wie einst Stan Libuda. Im Kasten der Borussen stand 19-jährig und völlig überrumpelt Torwart-Legende Uwe Kamps. „Der war noch nicht einmal unbedingt zu weit vor dem Tor“, lacht Mies, „aber er konnte nichts machen. Ein absolut wahnwitziges Tor!“

VfB Bottrop: 1984 im Freundsschaftspiel gegen Borussia Mönchengladbach noch fast ein 3:3

Das Spiel endete noch knapp 3:2 für Borussia Mönchengladbach – auch, weil die Bottroper in letzter Minute noch einen Elfmeter zum Ausgleich verschossen. Das Alles bliebt aber zweitrangig. Dank Wittebrocks Tor verließen 6.000 Zuschauer begeistert das Jahnstadion.

Ob der Treffer nur eine verirrte Flanke war, möchte Benedikt Mies übrigens nicht glauben. „Klaus-Peter war ein gewitzter Spieler. Er konnte Situationen gut einschätzen. Außerdem schoss er in dem Jahr als Verteidiger 18 Saisontore. Das sagt ja schon alles.“ Was sich Klaus-Peter Wittebrock bei dem Schuss gedacht hat, kann er selbst leider nicht mehr gefragt werden. Er verstarb 2008 im Alter von nur 51 Jahren. Durch das Tor bleibt er den Anhängern des VfB Bottrop aber wohl ewig in Erinnerung.