Bottrop. Nach dem Gewinn der Meisterschaft und dem Landesliga-Aufstieg äußerte sich Benedikt Mies, Vorsitzender des VfB Bottrop, im Interview.
Nach dem Gewinn der Meisterschaft und dem Landesliga-Aufstieg äußerte sich Benedikt Mies, Vorsitzender des VfB Bottrop, im Interview.
Herr Mies, wie erklären Sie sich die Entwicklung des VfB Bottrop im vergangenen Jahr vom Fast-Absteiger zum souveränen Aufsteiger mit rund 20 Punkten Vorsprung?
Benedikt Mies: Mit dem Wechsel von Ralf Quabeck zu Mevlüt Ata als Trainer kam auch eine veränderte Philosophie. Allerdings waren in der Vorsaison ständig Leistungsträger verletzt, so dass wir schwer in die Bredouille gerieten. Mevlüt Ata ist ein unerbittlicher Arbeiter und ein strenger Verfolger seiner Ideen. Er hat schnell die Stärken und Schwächen der Spieler erkannt und sie danach aufgestellt, wo sie ihre persönlichen Stärken einbringen können. Er hat das volle Potenzial der Mannschaft abgerufen.
Demnach hat Ata einen großen Anteil an diesen Erfolgen?
Er hat natürlich einen erheblichen Anteil. Ata hatte auch Glück mit den Neuzugängen, das gehört dazu. Aber damit kam auch ein zusätzlicher Schub zu den bisherigen Spielern. Zu Atas Philosophie gehören absolute Disziplin und der Wille, optimale Leistungen abzurufen. Er weiß, Undiszipliniertheiten führen in die falsche Richtung. Deswegen fordert er Konzentration und Disziplin und äußert auch unmittelbar Kritik.
Und die andere Seite? Was macht die Mannschaft so stark?
Weil jeder auf seiner optimalen Position spielt und jeder auf seiner Position sehr stark ist. Hinzu kommt, dass wir unter Mevlüt Ata einen schnellen Fußball spielen.
Der VfB Bottrop ist ein Verein mit einer langen Tradition und großen Erfolgen in der Vergangenheit. Ist das für Sie eher eine Bürde oder doch eher Ansporn?
Tradition kann nur Ansporn sein. Man muss die Vergangenheit bewältigen und seine Lehren daraus ziehen. Tradition ist aber auch Verantwortung für den Verein, in dessen Dienst man sich stellt. Darum geht es doch letztlich. Es geht immer um den Verein, für den man sich engagiert und einsetzt. Nein, Tradition ist keine Bürde.
Noch ein Blick zurück. Der VfB Bottrop hat noch finanzielle Altlasten aus der Vergangenheit. Wie steht es damit?
Wir haben seit einiger Zeit einen neuen Steuerberater, der Zeit brauchte, um sich einzuarbeiten. Er will das Gespräch mit dem Finanzamt suchen, um mittelfristig eine Lösung zu erwirken, damit die Altlasten endgültig beseitigt werden. Das ist unser Ziel. Wir setzen dabei auf Freunde und Gönner und wollen als VfB auf diesem Weg nicht unmittelbar Betroffener sein. Jedenfalls wollen wir keine zusätzlichen Lasten aufbauen, denn damit wären ja auch unsere sportlichen Ziele gefährdet.
Nun der Blick nach vorn, zu Perspektiven und Visionen. Wohin soll der Weg des VfB Bottrop in der neuen Saison und darüber hinaus mittelfristig führen?
Mevlüt Ata will die Mannschaft in der Landesliga erst einmal stabilisieren und mit ihr im einstelligen Tabellenbereich landen. Er hat auch schon weitgehend alle Neuzugänge zusammen, die uns, davon bin ich überzeugt, weiterbringen werden. Mittelfristig wollen wir dann in die Niederrheinliga.
Wie könnte auf diesem Weg die personelle und finanzielle Ausstattung aussehen?
Klar ist, dass wir keine großen Sprünge machen können. Wir kochen weiter auf Sparflamme plus Motivation Ata. Zum Gesamtbild gehören ja auch die zweite Mannschaft, die künftig von Marek Weglicki trainiert wird, und die neue dritte Mannschaft der SG 82, die komplett zu uns wechselt. Damit erweitern wir wesentlich unseren Unterbau und können auch schneller junge Spieler integrieren. Wichtig ist auch, dass das Gros der zweiten Mannschaft bleibt. Das alles ist sehr positiv.
Was wollen Sie persönlich noch mit dem VfB Bottrop erreichen?
Ich bin erst einmal froh, dass wir in der Landesliga sind. In der Zukunft sollten wir eine wirtschaftlich tragfähige Basis haben, denn je weiter wir nach oben kommen, desto teurer wird es auch. Wenn diese Basis nicht stimmt, müssen wir uns mit dem abfinden, was wir haben. Wir wissen, dass wir in einer schnelllebigen Zeit leben, in der sich alles sehr schnell ändern kann. Gute Spieler bringen Erfolg, aber du hast keine Sicherheit, dass sie bleiben. Deswegen sage ich, dass wir Erfolge nicht um jeden Preis wollen.
Der VfB hat mit dem Jahnstadion eine schöne Spielstätte, aber er hat kein Vereinsheim. Gibt es dazu neue Überlegungen?
Ja, die gibt es. Ein Vereinsheim besteht schon in der Planung. Wir haben auch bereits Gespräche mit der Stadt geführt, die uns positiv begleitet. Oberbürgermeister Bernd Tischler und Bezirksbürgermeister Klaus Kalthoff wollen Hilfestellung leisten. Wir werden auch noch mit den Parteien sprechen. Aber zunächst wollen wir bei den eben erwähnten Altlasten eine Einigung mit dem Finanzamt. Das Vereinsheim kann erst der nächste Schritt sein. Vielleicht klappt das ja in den nächsten zwei Jahren.
Wie beurteilen Sie Ihre Jugendabteilung beim VfB?
Durchaus sehr positiv. Dort arbeiten engagiert alle mit. Mittlerweile haben wir über 240 Jugendliche in der Abteilung, die Verantwortlichen sind auf einem guten Weg. Manchmal würde ich mir mehr Ruhe und Sachlichkeit wünschen, aber Kinder sind eben Kinder. Aber unser Hauptaugenmerk richtet sich auf die Zukunft.
Wir kommen langsam zum Ende. Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, was würden Sie sich wünschen?
Gesundheit für mich.
Und für den Verein?
Glück und Segen. Und dass er sich stabilisiert, das ist mein Anliegen. Aber wir brauchen auch mehr Mitarbeiter, die sich engagieren.