Bottrop. 30 Jahre spielte er in Bottrop Fußball. Nun hat er die Karriere beendet. Überraschend: Platz eins erlebte er nicht im Fortuna-Trikot.

Schluss, Aus, Ende. Nach 30 Jahren Jugend- und Amateurfußball beendet Marcel Leidgebel (35) seine Karriere, in der er für den SV 1911 Bottrop, den VfB Kirchhellen und Fortuna Bottrop auflief. Der Innenverteidiger war über ein Jahrzehnt ein Gesicht des SV Fortuna Bottrop. Doch nun bricht eine neue Ära an.

„Ich bin nun quasi Fußball-Rentner. Ich bin in der Schweißtechnik zuständig und mache da meinen Master. Darauf möchte ich mich voll konzentrieren. Und dann kommt da auch noch hinzu, dass ich zwei kleine Kinder habe und mit ihnen viel Zeit verbringen möchte, und natürlich auch mein Alter“, so Leidgebel. Immer häufiger hatte er zuletzt mit Wehwehchen zu kämpfen. „Wenn du da sonntags gespielt hast, dann hat man bis Mittwoch die Knochen gemerkt“, so der Bottroper schmunzelnd.

Das waren seine fünf größten Spiele:

Platz 5: Das Abschiedsspiel am 03. Juni 2024 gegen Sterkrade 06/07

Als Marcel Leidgebel beim Stand von 2:4 in der 81. Minute unter Applaus ausgewechselt wurde, da schossen die Emotionen in ihm hoch. Es war der Moment des Karriereendes. Schon vorher war es vorbei mit dem kühlen Kopf.

EIn Bild vom Abschiedsspiel von Marcel Leidgebel bei Fortuna Bottrop
EIn Bild vom Abschiedsspiel von Marcel Leidgebel bei Fortuna Bottrop © Leidgebel | Leidgebel

„Ich bin eigentlich immer jemand gewesen, der locker in ein Spiel gegangen ist. An dem Tag habe ich zu meiner Frau aber gesagt, dass ich aufgeregt bin. Es war ganz anders“, sagt der Bottroper. Die Gefühle übermannten ihn spätestens im Mannschaftskreis bei der Besprechung vor dem Spiel, als er noch ein letztes Mal ein paar Worte ans Fortuna-Team richtete. „Da sind auch ein paar Tränchen herausgekommen. Wie sagt man so schön? Wenn man einen Mann weinen sehen will, geht man ins Stadion oder an den Fußballplatz.“

Platz 4: Der Sieg im Kreispokalfinale gegen den SC Oberhausen 20 am 29. Mai 2019

Es gab eine Zeit, da hatte Fortuna Bottrop so etwas wie ein Final-Abo im Kreispokal abgeschlossen. Zum Sieg reichte es aber lediglich 2019, als Cem Sakiz, Nico Große-Beck, Gino Pöschl und Marcel Siwek für den 4:1-Sieg über den SC Oberhausen 20 sorgten und den Pokal nach Rheinbaben holten.

2019, Kreispokal-Finale gegen den SC Oberhausen: Marcel Leidgebel gegen David Fojcik. Am Ende jubelten die Bottroper.
2019, Kreispokal-Finale gegen den SC Oberhausen: Marcel Leidgebel gegen David Fojcik. Am Ende jubelten die Bottroper. © Oberhausen | Mark Bohla

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„Das war eines der schönsten Spiele überhaupt. Wir haben beim SC 20 gespielt, sie haben da die Platzanlage eingeweiht und hatten sich erhofft, dies mit einem Sieg zu tun. Das ist ein bisschen nach hinten losgegangen. Wir haben ihnen einen Strich durch die Rechnung gemacht“, so Leidgebel lachend. Für den Abwehrmann sollte es der einzige Pokalsieg seiner Karriere bleiben. Besonders emotional war es auch schon vor Anpfiff: „Ich bin damals das erste Mal mit meiner Tochter als Einlaufkind eingelaufen.“

Platz 3: Der Aufstieg in die Bezirksliga mit Fortuna Bottrop am 2. Juni 2013.

Fortuna Bottrops Aufstieg aus der Kreisliga A in die Bezirksliga ist mittlerweile schon elf Jahre her. Seitdem spielen sie auf Rheinbaben ununterbrochen überkreislich. Für Leidgebel war die allererste Saison im roten Trikot auch gleich die Aufstiegssaison. „Ich kam damals vom VfB Kirchhellen. Mein Bruder Dennis hatte bei Fortuna gespielt, da wollte ich auch hin. Das Aufstiegsspiel war gegen den Post SV Oberhausen und ich habe beim 4:0 auch noch ein Kopfballtor gemacht“, erinnert sich Leidgebel.

EIn BIld aus dem Jahr 2013, als Fortuna Bottrop in die Bezirksliga aufstieg.
EIn BIld aus dem Jahr 2013, als Fortuna Bottrop in die Bezirksliga aufstieg. © Leidgebel | Leidgebel

Dass es sein letzter Aufstieg bleiben sollte, dass konnte er damals natürlich noch nicht ahnen. In der Spielzeit, die durch die Corona-Pandemie abgebrochen wurde, stand die Fortuna noch einmal oben, mehr gelang aber nicht. „Ich glaube, da hätten wir echt eine Chance gehabt. Aber nun gut. Wir waren in der Bezirksliga immer das gallische Dorf gegen Cäsar und Kleopatra. Die anderen haben immer sehr viel investiert“, so Leidgebel.

Platz 2: Das Spiel im Niederrheinpokal gegen Rot-Weiss Essen am 22. September 2021

Für RWE war das 6:0 in der 1. Runde des Niederrheinpokals nur ein kurzer Zwischenschritt im Niederrheinpokal, für Fortuna Bottrop und Marcel Leidgebel war es hingegen etwas Einmaliges. „Das ist doch für jeden Amateursportler ein Glückslos und die Kirsche auf der Sahnetorte. Ich habe an dem Tag auf der Arbeit ständig auf die Uhr geguckt, wann ich endlich zum Fußballplatz kann“, so Leidgebel. Die Höhe der Niederlage war dann auch gar nicht so wichtig. „Da waren 5000 Zuschauer am Platz. Und wer die Anlage von Fortuna kennt, weiß, wie nah die Leute dann stehen. Ich hatte Gänsehaut und nach dem Spiel haben wir noch in der Familie gefeiert.“

Marcel Leidgebel (ganz links) im Spiel gegen Rot-Weiss Essen im Niederrheinpokal.
Marcel Leidgebel (ganz links) im Spiel gegen Rot-Weiss Essen im Niederrheinpokal. © FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann

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Platz 1: Das Spiel mit dem VfB Kirchhellen gegen den FC St. Pauli am 23. Juli 2010

Jetzt müssen alle Fortunen einmal stark sein. Das größte Spiel der Karriere machte Marcel Leidgebel nicht im rot-weißen Trikot, sondern für den VfB Kirchhellen, der damals zum 90-jährigen Vereinsjubiläum in der Vorbereitung auf die Bundesliga-Saison anreiste. Mit 14:0 siegten die Hamburger um Carlos Zambrano, Max Kruse, Marius Ebbers und Trainer Holger Stanislawski standesgemäß.

Die Nummer eins: Marcel Leidgebel im Trikot des VfB Kirchhellen gegen den FC St. Pauli mit Gerald Asamoah.
Die Nummer eins: Marcel Leidgebel im Trikot des VfB Kirchhellen gegen den FC St. Pauli mit Gerald Asamoah. © WAZ FotoPool | Joachim Kleine-Büning

„Ich kann mich noch daran erinnern, dass ich einen Zweikampf gegen Gerald Asamoah hatte und ihm nach 15 Minuten nach den ersten Gegentoren gefragt habe, ob sie es nicht ein wenig ruhiger angehen lassen könnten. Er sagte nur: ‚Was willst du von mir? Ich kann doch selbst nicht mehr und bin fix und fertig‘“, so Leidgebel lachend.

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