Bottrop. „Ich hatte manch schlaflose Nacht“, sagt Gerd Sparfeld über Fortunas Saison. Der Klassenerhalt gelang. So teilen sich die Sportlichen Leiter den Job.

Nach der Saison ist vor der Saison: Schon am 2. Juli startet der SV Fortuna Bottrop mit den Trainern Marco Hoffmann und Sascha Wisniowski in die Vorbereitung 2024 / 2025.

Einer der Macher wird nicht dabei sein. Für Gerd Sparfeld geht es Ende Juni in den hochverdienten Urlaub. „Ich verpasse diesmal den Saisonauftakt.” Er macht sich keine Sorgen, dass da irgendetwas unerledigt bleiben könnte. „Ich bin dann noch da”, versichert Dominik Wrobel, für den der Urlaub später beginnt. Perfekter „Schichtwechsel” zwischen den beiden sportlichen Leitern im erklärten Arbeiter- und Malocherklub.

In den Gesprächen mit Sparfeld und Wrobel wird schnell deutlich, dass es keine Animositäten oder Kompetenzstreitigkeiten gibt. Die Einigkeit beginnt schon bei der Jobbezeichnung. „Sportlicher Leiter, Teammanager, früher sagte man noch Fußballobmann. Wie es letztlich heißt, ist völlig belanglos”, betont Sparfeld. Wrobel bestätigt: „Wichtig ist, dass wir wissen, was zu tun ist.”

SV Fortuna Bottrop: So teilen sich Wrobel und Sparfeld die Aufgaben auf

Und das war – verstärkt in den vergangenen drei Monaten – eine ganze Menge. Schließlich galt es, den Kader für die neue Spielzeit zusammenzustellen. Unter einer erschwerenden Bedingung: Erst eine Woche vor Ende der Saison war das Abstiegsgespenst verscheucht. „Ich war drei, vier, fünf Mal pro Woche am Platz und nicht selten bis 22 Uhr”, berichtet Sparfeld. Wrobel, der seine Position schon beim SV Rhenania ausgeübt hatte und im Winter zur Fortuna gestoßen war, gab ebenso offen zu: „Wenn ich all das allein hätte stemmen müssen, ich hätte es nicht geschafft.”

Teilt sich die Aufgaben mit Dominik Wrobel auf: Fortuna Bottrops Sportlicher Leiter Gerd Sparfeld.
Teilt sich die Aufgaben mit Dominik Wrobel auf: Fortuna Bottrops Sportlicher Leiter Gerd Sparfeld. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Als Team wuppten sie den Job, ergänzten sich. Wrobel hat seinen Schwerpunkt im Administrativem, Sparfeld in der Kommunikation mit Spielern und Trainern. Wobei sie betonen, dass es viele Überschneidungen und keine Ausschließlichkeitsklausel gibt.Sparfeld: „Wir sind in unserer Art sehr verschieden, Dominik und ich. Aber wir denken den Fußball gleich.”

Sprüche gehören dazu, mehr aber auch nicht

Nach seinem ersten halben Jahr Fortuna berichtet Wrobel von seinem Erstaunen, dass er als „Blauer” in seiner neue Heimat bei den „Roten” vollkommen geräuschlos angekommen ist. „Da war nichts, abgesehen von dem einen oder anderen obligatorischen Spruch.”

Für Sparfeld leicht zu erklären: „Die Rivalität bezieht sich rein auf den sportlichen Wettbewerb. Ich will nicht wissen, was auf den Plätzen los wäre, wenn wir mal gegeneinander um den Aufstieg spielen würden. Aber im Menschlichen gibt es diese Differenzen nicht.”

Sieben Abgänge gibt es beim SV Fortuna Bottrop

Ergebnis der guten Partnerschaft zwischen Sparfeld und Wrobel ist ganz aktuell der Kader für die neue Saison. Einige Abgänge sind zu verkraften: Pierre Weyerhorst wechselt umzugsbedingt zum RSV Praest, Marcel Leidgebel beendet seine Fußballkarriere. Johann Müller versucht sein Glück in der Landesliga beim VfB Speldorf. Robin Müller zieht es zu Blau-Weiß Fuhlenbrock. Amanuel Haile wird zukünftig für Buschhausen 1912 auflaufen und Marcel Hegemann für den VffL Grafenwald. Noch offen ist der zukünftige Vereine von Jonis Youssef. Sparfeld und Wrobel betonen, wie fair die Gespräche abliefen: „Alle haben mit offenen Karten gespielt.”

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Fairer, ehrlicher Umgang leitete auch die Verhandlungen mit denen, die bleiben, und den Neuzugängen. „Wir gehen den Fortunaweg, argumentieren nicht mit finanziellen Anreizen. Wir bieten andere Dingen, das Umfeld, die unvergleichliche Stimmung in der Kabine. Und: Was wir zusagen, das halten wir auch”, führt Sparfeld aus.

So konnten er und Wrobel nicht nur 21 Mann aus dem bestehenden Kader überzeugen, sondern auch fünf weitere Spieler gewinnen – noch bevor der Klassenerhalt unter Dach und Fach war. „Natürlich sind Gespräche schwieriger, wenn man nicht sicher sagen kann, in welcher Liga wir spielen”, gibt Wrobel zu. „Trotzdem haben wir mit unserer Philosophie überzeugen können.”

Fortuna Bottrops Sportliche Leitung blickt auch auf die Jugendteams

Schon im März stand die Verpflichtung von Mittelstürmer Lennart Jablonski (Adler Osterfeld) fest. Elias Rud (A-Jugend SV Schermbeck) hatte sich auf Rheinbaben im Probetraining vorgestellt. „Er ist ein robuster Außenspieler.” Tom Wojtusch (A-Jugend Blau-Weiß Fuhlenbrock) ist im defensiven Mittelfeld beheimatet. „Er ist uns aufgefallen, als Fuhlenbrocks A-Jugend hier gespielt hat.” Für die Innenverteidigung vermeldet die Fortuna zwei Neuzugänge: Nejat Berbero (GSG Duisburg) und Marlon Messner (SuS 21 Oberhausen). „Beide verfügen über Bezirksligaerfahrung.”

Tom Wojtusch (l.) wechselt zum SV Fortuna Bottrop.
Tom Wojtusch (l.) wechselt zum SV Fortuna Bottrop. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Trotz aller Mühen verspüren Sparfeld und Wrobel einen gewissen Stolz über das Erreichte. „Dominik und ich waren durchweg überzeugt, dass wir die Liga halten, waren – und sind – durchweg überzeugt von unseren Trainern. Trotzdem gebe ich zu: Ich bin dünnhäutig geworden, auch wenn wir alles immer selbst in der Hand hatten. Ich hatte manch schlaflose Nacht”, gibt Sparfeld einen kleinen Einblick in sein Seelenleben.

Wrobel hofft, dass sich die Spieler durch die enge Saison weiterentwickelt haben und mit großer Motivation in die nächste Saison gehen. „Ich selbst habe es als Spieler immer gehasst, wochenlang nur um die goldene Ananas zu spielen. Aber ich gebe auch zu, dass diese gewisse Anspannung, die ich so mochte, sich besser anfühlt, wenn man oben mitspielt.” Konkrete Aussagen zur neuen Saison machen beide nicht. Sparfeld: „Ich bin schon so lange dabei. Aber eines habe ich in dieser Saison gelernt: Es ist nicht alles Gold, was glänzt – die Realität ist anders, als das, was man sich vorstellt oder ausmalt.”

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