Bottrop. Unser Bottroper Jahresrückblick-Ranking für den Lokalsport haben die Leser bestimmt. Die zehn meistgelesenen Texte des Jahres 2020.
Das Sportjahr 2020 neigt sich dem Ende entgegegen. Es war ein besonderes Jahr - mit zeitweise wenig Sport und viel Hoffen und Bangen. Es gab Aufsteiger am Grünen Tisch und turbulente Spiele, als der Ball wieder rollte.
In unserem Rückblick präsentieren wir die zehn Texte, die in diesem Jahr am häufigsten gelesen wurden. Viel Fußball, aber auch Badminton, Billard und Laufsport sind mit dabei.
Platz 1: 26 Fotos: Hässliche Szenen zwischen Fortuna und dem VfB Bottrop
Derbys sind immer hitzig. Das zwischen den Bezirksligisten Fortuna Bottrop und VfB Bottrop im Oktober war besonders emotional geladen. Sieben Wochen, nachdem der VfB das Kreispokalfinale gegen die Fortunen gewonnen hatte, trafen sich die beiden Klubs wieder.
Das Ergebnis - ein 2:2-Unentschieden - war nach Abpfiff nicht mehr als eine Randnotiz. Denn den vier Toren standen auch vier Platzverweise gegenüber - ein Spieler des VfB, einer der Fortunen sowie VfB-Trainer Patrick Wojwod sahen Gelb-Rot, zudem gab es einmal glatt Rot gegen den VfB.
Dabei wussten beide Mannschaften im bisherigen Saisonverlauf auch fußballerisch zu überzeugen - der VfB ist Tabellenführer, Fortuna liegt auf Rang zwei. Im Derby stand das aber nicht im Vordergrund. Ein Spiel das auch lange nach Abpfiff noch für Diskussionsstoff sorgte. Und bei dem natürlich auch über den Schiedsrichter gesprochen wurd.
„Grottenschlecht“, polterte Wojwod in Richtung Christian Szewczyk. Fortunen-Coach Sebastian Stempel sah das vollkommen anders: „Gott sei Dank hatten wir heute wieder einen erfahrenen Schiedsrichter. Er hatte das Spiel zu jeder Zeit im Griff.“
Platz 2: Corona: Fortuna und Rhenania fahren komplett runter
Ende Juli stand der Spielbetrieb plötzlich still. Zwei Coronafälle beim SV Fortuna Bottrop sorgten dafür, dass die Anlage vorübergehend geschlossen werden musste, die betroffene Frauenmannschaft begab sich in Quarantäne.
Und dadurch, dass es gegenseitige Besuche zwischen der Frauenmannschaft der Fortunen und Mannschaften beim SV Rhenania Bottrop gab, wurde nicht nur die Anlage auf Rheinbaben, sondern auch die am Blankenfeld geschlossen.
Etwas beruhigt haben dürfte die Fortunen die Tatsache, dass sich die betroffenen Spielerinnen nicht auf dem Vereinsgelände, sondern auf einer privaten Feier infiziert hatten. "Für mich ist überhaupt nicht erkennbar, dass sich Fortuna etwas zu Schulden kommen lassen hat“, sagte auch Stadtsprecher Andreas Pläsken. Die damalige Corona-Inzidenz von 21,3 erscheint aus heutigem Blick wie eine Zahl aus einer anderen Zeit.
Platz 3: Wegen Schalke 04: Das Aus für die Frauen von BW Fuhlenbrock
Lange Jahre waren die Fußballerinnen von Blau-Weiß Fuhlenbrock das Maß der Dinge im Bottroper Frauenfußball. In der Landesliga spielte das Team um Trainerin Mirsada Hoffmann eine solide Rolle. Bis zum Sommer. Bis der FC Schalke 04 eine Frauenabteilung ins Leben rief.
Obwohl die Schalker betont hatten, keine Spielerinnen von anderen Vereinen abwerben zu wollen, folgten sieben Spielerinnen der Fuhlenbrocker dem königsblauen Ruf.
Der Bottroper Landesligist versuchte alles, konnte die abwanderungswilligen Spielerinnen aber nicht von einem Verbleib überzeugen. Ebensowenig gelang eine Kooperation mit einem anderen Klub. Die Konsequenz: Das Team wurde aus der Landesliga zurückgezogen, noch nicht einmal eine Kreisliga-Mannschaft blieb übrig.
Während die beiden Schalker-Teams ihre Kreisliga-Staffeln anführen, gibt es auf Jacobi nur noch eine Trainingsgruppe. „Aktuell steht bei uns nur die Gemeinschaft und der Spaß am Spiel im Vordergrund. Der Leistungsgedanke spielt jetzt erst einmal keine Rolle. Alle, die Interesse haben, sind bei uns jederzeit willkommen", hofft Geschäftsführerin Christiane Weidemann auf eine bessere Zukunft.
Platz 4: Ex-Weltmeister: Wie es ist, mit Corona infiziert zu sein
„Ich habe mich abends unheimlich platt gefühlt, hatte überhaupt keine Kraft mehr“, sagte der ehemalige Dreiband-Weltmeister und damalige Kapitän des Bottroper Bundesligisten Bottroper BA, nachdem er sich von seiner Corona-Infektion erholt hatte. Wo er sich infiziert hatte? Rudolph hatte eine Vermutung: „Ein Spieler, zu dem ich an diesem Tag Kontakt hatte, war stark erkältet. Gut möglich, dass es an diesem Tag passiert ist.“
Dabei hatte er gut aufgepasst. Keine Hände geschüttelt, keine Türklinken angefasst. Und doch hatte es ihn erwischt. „Am schlimmsten waren die Muskelschmerzen und die Atemnot. Ich konnte nicht einmal ein Glas Wasser trinken, ohne mehrfach Luft zu holen."
Seine größte Sorge in dieser Zeit war es, jemand anderen unwissentlich angesteckt zu haben. Das war im März, ganz zu Anfang der Pandemie. Mittlerweile ist Rudolph wieder genesen und absolvierte für den fusionierten Verein BC Weywiesen fünf Spiele in der Dreiband-Bundesliga. Ihm gelangen zwei Siege, die Mannschaft gewann bisher ein Mal und liegt auf Rang sieben in der Tabelle.
Platz 5: Cem Sakiz und Ralf Thiel wechseln zu Rhenania Bottrop
Den Aufstieg in die Bezirksliga hatte sich der SV Rhenania Bottrop verdient - auch wenn er durch den vorzeitigen Saisonabbruch etwas kurios zustande kam. Um in der neuen Liga gleich eine gute Rolle zu spielen, verstärkten sich die Blau-Weißen.
Vom Lokalrivalen Fortuna Bottrop kamen die Offensivspieler Cem Sakiz und Ralf Thiel an den Blankenfeld. „Mit Ralf Thiel im Sturm haben wir ein Pendant zu Emre Kilic gesucht, der körperlich ganz anders agiert“, sagte Rhenanias Sportliche Leiter Dominik Wrobel. Und Sakiz? „Cem soll unsere beiden Stürmer mit seinen Flanken füttern.“
Der Erfolg gibt den Bottropern recht. Aktuell liegt die Rhenania auf Tabellenplatz drei - Ralf Thiel ist mit zehn Treffern zudem der zweitbeste Torschütze der Liga. Nur Samet Kanoglu vom VfB Bottrop hat öfter getroffen (13).
Platz 6: Live aus der Halle: Die Endrunde der Stadtmeisterschaften
Drei Tage lang rollte Anfang des Jahres in der Dieter-Renz-Halle der Ball. Die WAZ war von der ersten bis zur letzten Sekunde dabei und hat live über die Hallenstadtmeisterschaften berichtet.
Stadtmeisterschaften - da es in diesem Jahr eine Premiere zu feiern gab. Erstmals fand das Turnier der Frauen parallel zu dem der Herren statt. Und während bei den Frauen der SV Fortuna Bottrop im Finale gegen den SV Rhenania Bottrop mit 3:2 die Oberhand behielt, mussten die beiden Herrenmannschaften dieser Vereine im Finale zusehen.
Der VfB Bottrop schlug den FC Bottrop mit 3:2 und sicherte sich die Krone. Im Spiel um Platz drei behielt der VfB Bottrop mit 4:1 die Oberhand über Dostlukspor. Bei den Frauen wurde Blau-Weiß Fuhlenbrock Dritter. Nach einem 2:1-Erfolg gegen den TSV Feldhausen im kleinen Finale.
Platz 7: Mit Fotos: RWE dreht beim VfB Bottrop nach 50 Minuten auf
Wenn man so möchte, begann die Erfolgsgeschichte des Regionalligisten Rot-Weiss Essen an einem Juli-Samstag im Bottroper Jahnstadion. Zum wiederholten Mal trat der Traditionsverein aus der Nachbarstadt zu einem Testspiel beim VfB Bottrop an. Wegen Corona vor nur 300 geladenen Gästen.
Noch im Vorjahr hatte der VfB mit 0:13 verloren, diesmal lief es für die Elf von Patrick Wojwod ein kleines bisschen besser. Über vier Mal 30 Minuten ging die Partie - und das frühe 0:1 nach zwei Minuten blieb der einzige Gegentreffer in den ersten 30 Minuten. Bis zur Halbzeit folgten nur drei weitere Essener Tore. Ein kleiner Erfolg für den VfB.
In der zweiten Halbzeit dreht das RWE-Team um den damals neuen Trainer Christian Neidhardt richtig auf - und schraubte das Ergebnis auf 11:0 in die Höhe. „In den zweiten 60 Minuten war eine Art Vorführung zu sehen, wie weit der Weg noch ist, um auch eine gewisse Qualität zu haben, das muss man ehrlich sagen“, stellte VfB-Trainer Patrick Wojwod anschließend fest. Ein Wiedersehen in 2021 ist fest ausgemacht. Nach jetzigem Stand spielt dann ein Landes- gegen einen Drittligisten.
Platz 8: Wie Hannes Bongartz mit Wattenscheid 09 erstklassig wurde
„Es zog sich schon über den ganzen Tag. Das Lohrheidestadion brach aus allen Nähten, eine große Party war vorbereitet. Es wusste jeder, was passiert, wenn es klappt“, erinnerte sich der Bottroper Hannes Bongartz an den 10. Mai 1990. Damals war er Trainer der SG Wattenscheid 09 - und führte den Klub erstmals in die Fußball Bundesliga.
30 Jahre später blickt er gerne auf diese Zeit zurück. Auf die Duelle mit dem FC Bayern München und Borussia Dortmund - den FC Schalke 04 ließ man damals in der zweiten Liga hinter sich. „In der Weihnachtszeit habe ich aus Spaß gesagt: In diesem Jahr ist es nicht mehr zu verhindern, dass wir aufsteigen", so Bongartz.
Im Mai 1990 rollten dann die Bierwagen auf den Rasen. Das Fußballmärchen war perfekt - die SG Wattenscheid 09 mit ihrem Bottroper Trainer, der heute vor allem seiner Leidenschaft für Pferde auf der Trabrennbahn in Gelsenkirchen nachgeht, erstklassig.
Platz 9: Corona: Badminton-Klubs bereiten sich auf den Neustart vor
Als sich im Mai die ersten Lockerungen der Corona-Maßnahmen andeuteten, brannten natürlich auch die Sportler auf einen Neustart. So auch die Badminton-Crack des Bottroper Badminton-Gemeinschaft (BBG) und des BC 89 Bottrop.
In virtuellen Sitzungen tagten die Vorständen, ein Trainingsplan wurde auf die Beine gestellt. Gleichzeitig richtete sich der Blick immer auf die Leitplanken, die der Deutsche Badmintonverband den Vereinen vorgab. Dabei gab es zu diesem Zeitpunkt durchaus einige Hürden zu nehmen.
„Doppel spielen wird nicht möglich sein, die Spieler sollen einen eigenen, markierten Ball benutzen und sich draußen vor der Halle aufwärmen“, erläuterte der 1. Vorsitzende der BBG, Michael Fischedick. Etwas Zeit gewannen die Vereine damals dadurch, dass die Stadt die Hallen noch gesperrt hatte.
Während die Corona-Maßnahmen beide Mannschaften organisatorisch gleich trafen, gab es sportlich unterschiedliche Auswirkungen. Die BBG musste nach dem Saisonabbruch in die Verbandsliga absteigen, der BC 89 stieg in diese Liga auf. Das Derby beim BC 89 am ersten Spieltag entschied dann die BBG mit 5.3 für sich, in der Tabelle lag die BBG zum Zeitpunkt der Unterbrechung auf Rang fünf, der BC 89 auf Rang sechs.
Platz 10: Marina Kolassa: 320 Kilometer am Stück für den nächsten Kick
22 Marathon hat die Bottroperin Marina Kolassa bereits absolviert - die 42,195 sind für sie längst keine Strecke mehr. Konditionseinheiten beim Thaiboxen ließen sie zur Läuferin werden, schnell stand das Ziel "Marathon" auf ihrer Bucket-List.
Als das abgehakt war, erzählte ihr ein Freund von einem Ultralauf. Kurze Zeit später absolvierte sie ihren ersten Sechs-Stundenlauf. „So bin ich quasi auf die dunkle Seite der Macht gekommen", erzählte Kolassa.
Aber damit noch nicht genug. 2019 lief sie den Wibolt, den längsten Nonstoplauf Deutschlands gelaufen, 320 Kilometer weit, den kompletten Rheinsteig entlang. Dann kam Corona und stoppte alle Wettkampfpläne für 2020. Eigentlich wollte sie die Tortour de Ruhr (230 Kilometer) und den Jurasteig in Bayern (239 Kilometer) zu laufen, Distanzen die sie selbst als „Superlativ von verrückt“ bezeichnet. Daraus wurde nichts - aber aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben.