Bottrop. Alles begann mit harmlosem Husten und endete mit der Sorge, andere mit Corona infiziert zu haben. Christian Rudolph spricht über die Krankheit.

Christian Rudolph kann schon wieder lachen. Nicht so herzlich und ausgelassen wie sonst, aber immerhin. Der ehemalige Dreiband-Weltmeister und Kapitän des Bundesligisten Bottroper BA ist mit dem neuartigen Corona-Virus infiziert. Er durchlebte Tage, an denen selbst die kleinsten Dinge des Alltags schwer fielen. Er selbst ist über den Berg. Was jedoch bleibt, ist die Sorge, jemanden unwissentlich angesteckt zu haben. Der Hünxer richtet einen eindringlichen Appell an alle, die das Virus auf die leichte Schulter nehmen.

Wo er sich angesteckt hat, kann Christian Rudolph nicht mit Bestimmtheit sagen. Der 55-Jährige vermutet dass er sich die Covid-19-Erkrankung an einem Dreiband-Spieltag eingefangen hat: „Ein Spieler, zu dem ich an diesem Tag Kontakt hatte, war stark erkältet. Gut möglich, dass es an diesem Tag passiert ist.“

Am Freitag der vergangenen Woche machten sich die ersten leichten Symptome der Krankheit bemerkbar. „Das war wirklich nur minimales Husten. Ich habe dem erstmal keine Bedeutung zugemessen, ich war gerade von einer Stunde Powerwalking nach Hause gekommen und hab gedacht, dass es vielleicht daran liegt“, berichtet Rudolph.

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Doch schon wenige Stunden später wurde es schlimmer. „Ich habe mich abends unheimlich platt gefühlt, hatte überhaupt keine Kraft mehr“, so Rudolph. Dass er sich angesteckt haben könnte, hielt er da noch für unwahrscheinlich, „Ich habe so sehr darauf geachtet, mich nicht zu infizieren. Den Handschlag meide ich schon seit vielen Wochen, bin dafür anfangs auch schräg angeschaut worden. Ich habe es gemieden, Türklinken anzufassen, habe mir oft und regelmäßig die Hände gewaschen.“

Gewissheit bringt erst das Testergebnis

Am Wochenende spitzen sich die Symptome zu. Ab Samstag hatte der Bottroper Fieber, die Augen, Kopf und Glieder schmerzten. Selbst die kleinsten Dinge des Alltags bereiteten ihm nun Probleme. „Am schlimmsten waren die Muskelschmerzen und die Atemnot. Ich konnte nicht einmal ein Glas Wasser trinken, ohne mehrfach Luft zu holen. Am Montag wandte sich Rudolph direkt an seine Hausärztin: „Ich habe die Symptome geschildert und bin direkt für eine Woche krank geschrieben worden.“

Zu wenige Tests

Christian Rudolph schließt sich den Forderungen der Weltgesundheitsorganisation an und wünscht sich eine Ausweitung der deutschen Testkapazitäten. Momentan könnten in Deutschland wöchentlich 160.000 Menschen auf die Virusinfektion getestet werden.

Zu wenig, wie Rudolph findet: „Wir müssten zehn Jahre durchtesten, bis alle Deutschen getestet sind. Wie wichtig diese Tests in der Bekämpfung des Virus sind, haben die Süd-Koreaner bewiesen. Dort konnte sich jeder Bürger kostenlos testen lassen. Das würde ich mir auch für Deutschland wünschen.“

Das aber reichte Rudolph nicht. „Ich arbeite in der Seniorenbetreuung und habe damit Kontakt zu Menschen, die 80 Jahre und älter sind. Ich habe darauf gedrängt, getestet zu werden.“ Am Dienstag wurde Rudolph für die notwendigen Nasen- und Rachenabstriche in die Praxis gebeten. Zwei Tage später war das Ergebnis da. Die schlimmsten Symptome der Krankheit hatte Rudolph zu diesem Zeitpunkt schon hinter sich.

Die große Sorge, jemanden mit dem Virus infiziert zu haben

„Meine Ärztin hat mich in Kenntnis gesetzt. Wirklich überrascht war ich vom Testergebnis nicht. Ich hatte damit endlich Gewissheit. Auf der anderen Seite wuchs aber die Sorge, dass ich jemanden angesteckt haben könnte.“

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Am Dienstag bekam Rudolph einen Anruf des Gesundheitsamtes: „Der Mitarbeiter war sehr zuvorkommend. Er hat sich über meine Wohnsituation erkundigt, gefragt, ob auch andere Mitbewohner Symptome zeigen.“ Darüber hinaus bot das Gesundheitsamt auch konkrete Hilfe an, etwa bei notwendigen Einkäufen und ähnlichen Dingen. Seit dem Testergebnis befindet sich Christian Rudolph in Quarantäne: „Ich bin bis zum 5. April krank geschrieben. Wie es dann weitergeht, werden wir sehen. Sobald ich frei von Symptomen bin, werde ich mich telefonisch an meine Ärztin wenden.“

Christian Rudolph richtet einen dringenden Appell an alle

Mit der Erfahrung, die Viruskrankheit überstanden zu haben, richtet Rudolph einen dringenden Appell an alle, die Covid-19 auf die leichte Schulter nehmen: „Ich hatte nie den Eindruck, dass es für mich lebensgefährlich werden könnte, aber die Situation ist ernst. Wir in Deutschland haben den Vorteil, aus den Versäumnissen anderer lernen zu können. Wenn wir einen Blick nach Italien richten, sehen wir, was uns blüht, wenn wir uns nicht zusammenreißen. Bitte bleibt zuhause, nur so schützen wir uns und alle, die uns lieb und teuer sind.“