Lissabon/Bottrop. Ronja Buddenkotte holt bei der Weltmeisterschaft in Lissabon den fünften Platz. Die Kämpferin des JC 66 Bottrop verpasst Bronze nur knapp.

Furioser Weltmeisterschaftsauftritt von Ronja Buddenkotte: Die Judoka des JC Bottrop erkämpft sich Platz fünf bei der Junioren-WM in Lissabon. In der Klasse bis 78 Kilogramm, wo sie zu den leichteren Starterinnen zählt, glänzt sie mit drei Siegen und wertet es als größten Erfolg ihrer jungen Karriere: „Es war meine erste Weltmeisterschaft und es lief ganz gut dafür.“

Eine sehr zurückhaltende Wertung der 19 Jahre alten Studentin der Psychologie. In Köln strebt sie ihren Bachelor an, ist gerade in den ersten Tagen ihres ersten Semesters. „Wir müssen unseren Lebensmittelpunkt am Olympiastützpunkt haben und da habe ich mir Köln ausgesucht, weil es ganz nahe an zu Hause ist,“ erklärt Ronja Buddenkotte, die aus Schermbeck stammt und über den Judoklub TuS Gahlen zum JC Bottrop kam. Sie wohnt jetzt in der Nähe ihrer Kölner Trainingshalle, die sich auf dem Gelände der Deutschen Sporthochschule befindet.

Bei der Weltmeisterschaft in Odivelas, einer 60.000-Einwohnerstadt im Großraum Lissabon, steht sie zunächst Mika Nakano aus Japan gegenüber, alles andere als ein leichtes Los, denn die Japanerinnen und Japaner haben an den ersten drei WM-Tagen schon sieben Titel gewonnen. Mit drei Shido, kleinen Strafen, für die Gegnerin siegt Buddenkotte nach knapp drei Minuten: „Da habe ich ein bisschen taktisch gekämpft.“

Ronja Buddenkotte hat WM-Bronze vor Augen

Die Kontrahentin im zweiten Kampf, Narmin Amirli aus Aserbaidschan, „habe ich geworfen“, wie die Bottroperin das in der Judosprache locker formuliert. Dafür erhält sie einen Waza-ari, die zweithöchste Wertung im Judo, setzt eine Haltetechnik nach und siegt nach eineinhalb Minuten.

Gegen die Mongolin Khuslen Otgonbayar gerät sie im nächsten Duell nach eineinhalb Minuten mit Waza-ari in Rückstand und kann den nicht mehr aufholen. „Man merkt, dass sie da physisch noch Reserven hat. Sie ist noch zu leicht“, analysiert Bundestrainer Lorenz Trautmann. Zehn Sekunden vor Schluss dann noch eine Haltetechnik und sie verliert fast mit dem Schlussgong mit zwei Waza-ari und geht in die Trostrunde.

Ronja Buddenkotte gehört zu den vielversprechendsten Judo-Talenten Deutschlands. Die Kämpferin des JC 66 Bottrop stellte das auch bei der Junioren-Weltmeisterschaft in Lissabon unter Beweis.
Ronja Buddenkotte gehört zu den vielversprechendsten Judo-Talenten Deutschlands. Die Kämpferin des JC 66 Bottrop stellte das auch bei der Junioren-Weltmeisterschaft in Lissabon unter Beweis. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Mit der Niederländerin Berber Ludema macht sie recht kurzen Prozess. Nach 40 Sekunden gelingt Buddenkotte ein Waza-ari, eine Minute später gewinnt sie mit einer Würgetechnik, für die sie einen Ippon erhält, die höchste Wertung im Judo, und steht im Kampf um Bronze. Ihre sehr prägnante Kurzbeschreibung: „Die habe ich abgewürgt.“

Platz drei geht dann aber an die Französin Ilana Bouvier, der innerhalb von zwei Minuten zwei Waza-ari gelingen. „Ronja hat ein tolles Turnier gekämpft. Schade, dass sie sich am Ende nicht belohnen konnte“, bedauert Lorenz Trautmann. Sie hat in diesem Jahr zu den Saisonhöhepunkten EM und WM jeweils den fünften Platz belegt. „Es ist etwas undankbar und widerspiegelt nicht das, was sie leistet, aber sie wird auch im nächsten Jahr noch bei den Juniorinnen starten können.“

Schon bei der Junioren-EM im kleinen Finale

Auch bei der Junioren-Europameisterschaft in Den Haag in den Niederlanden im September kämpfte sich Ronja Buddenkotte bis in ein „kleines Finale“ um Platz drei vor (Es gibt jeweils zwei davon in jeder Gewichtsklasse.), unterlag dort durch Ippon der Ukrainerin Yuliia Kurchenko. „Mit den Bronzekämpfen habe ich es irgendwie nicht so,“ bilanziert die JC-Kämpferin.

Insgesamt läuft die Saison hervorragend, die Deutsche Meisterin gewann schon ihre Gewichtsklasse beim European Cup der U 21 in Prag, Tschechien. Mit dem Bundesligateam des JC Bottrop kam sie auf Platz drei, wobei diese Wettkämpfe ein wenig nebenherlaufen. Sie sagt: „Ich bin in der WhatsApp Gruppe und da wird mir geschrieben, wann ich kommen muss.“

Seit sie 17 ist, tritt Buddenkotte zu internationalen Turnieren an, ihr Debüt bei den U18-Europameisterschaften im lettischen Riga glückte. „Ich habe gedacht, oha, jetzt kann ich da auch mal mitmachen“, war einer der ersten Gedanken, dort wurde sie noch in der Klasse bis 70 Kilogramm Zweite.

Ronja Buddenkotte konnte sich sogar gegen die an Nummer eins gesetzte Polin Aleksandra Kowalewska bereits nach einer Minute mit Ippon durchsetzen, unterlag erst der Ukrainerin Yelizaveta Lytvynenko im Finale.

Bundestrainerin Sandra Klinger war begeistert: „Sie hat einen sehr guten Wettkampf gemacht und ihr Leistungsvermögen aufblitzen lassen. Sie hat Silber verdient gewonnen.“

Jetzt in Lissabon hat Buddenkotte außer dem sportlichen Erfolg auch ein wenig die faszinierende portugiesische Hauptstadt genießen können, mit ihren Eltern widmete sie sich den Sehenswürdigkeiten. Nach dem Rückflug gings sofort in die Universität und die Hörsäle. „Es gefällt mir echt gut,“ berichtet die Studienanfängerin. „Doch ich habe schon gemerkt, dass das Pensum deutlich höher ist als in der Schule.“ Ihr Judo soll aber nicht darunter leiden.

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