Bottrop. Das unerwartet gute Abschneiden von Gabriel Clemens bei der Darts-WM weckt bei den Black Bears den Wunsch nach einer eigenen Liga in Bottrop.
Den ganz großen Wurf verpasste Gabriel Clemens. „The German Giant“ aus dem Saarland scheiterte vor wenigen Tagen im Londoner Alexandra Palace im Halbfinale der Darts-Weltmeisterschaft. Doch für die Bottrop Black Bears ist das unerwartet gute Abschneiden der deutschen Nummer 1 ein absoluter Volltreffer - ein Triple-20. Marcel Richter zumindest richtet sich schon darauf ein, dass er und sein Team in den kommenden Wochen vermehrten Andrang spüren werden.
Das Darts-Fieber hat Deutschland schon vor einigen Jahren erfasst. Die Übertragung der Weltmeisterschaften im TV sorgte auch diesmal für hohe Einschaltquoten und gesteigertes Interesse. Über die Medienpräsenz des Sports fanden auch die Bottrop Black Bears zusammen.
Im Sommer vor zwei Jahren wurde die Dartmannschaft gegründet. „Aber dann kam Corona und alle Spielstätten waren plötzlich geschlossen“, erinnert sich Marcel Richter. Richter ist Kapitän der Black Bears. Sie sind zu siebt. Das reicht für eine Mannschaft. Die Bottroper sind aber bereits dabei, eine zweite Mannschaft auf die Beine zu stellen. Mittelfristig soll sogar eine offizielle Vereinsgründung gelingen.
Die Mannschaft ist in den Weywiesen zuhause
Der Halbfinal-Einzug von Gabriel Clemens bei den Weltmeisterschaften war für die Schwarzbären in diesem Zusammenhang reinster Honig. „Er war überragend. Ich verfolge die Laufbahn von Clemens schon lange. Er ist konstanter und mental stärker geworden. Seine Leistung heizt den Boom natürlich weiter an“, Richter öffnet all jenen, die Tür, die sich neu mit dem Darts-Virus infiziert haben: „Jeder, der das ausprobieren will, ist bei uns richtig. Alle sind willkommen und können bei uns ein paar Pfeile werfen.“
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Zuhause sind die Black Bears in den Räumlichkeiten des Billardleistungszentrums in den Weywiesen. Das Billardcenter hat dem Dart-Team einen schmucken und knapp 30 Quadratmeter großen Raum zur Verfügung gestellt. Platz bietet er für zwei elektronische Dartautomaten und eine Steel-Darts-Scheibe.
Mindestens einmal in der Woche treffen sich die sieben Teammitglieder, um gemeinsam zu trainieren. „Das Vorurteil, Darts sei ein Glücksspiel, hält sich hartnäckig“, sagt Richter, „doch das ist natürlich totaler Quatsch. Klar, Talent gehört schon dazu. Aber richtig gut werden kannst du nur, wenn du auch intensiv trainierst.“
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Platz und Zeit für zusätzliche Mannschaften sind bei den Black Bears kein Problem. Die meisten anderen Klubs sind an die Öffnungszeiten von Gaststätten gebunden. Das ist in Bottrop anders. „Wir haben alle Freiheiten. Wir fühlen uns hier wohl, auch wenn es an manchen Spieltagen mit den Zuschauern schon ein wenig eng werden kann“, so Richter.
Die Black-Bears wollen wachsen. „Wir haben schon jetzt genügend Spieler für eine zweite Mannschaft“, erklärt Richter. Und die soll schon in der kommenden Saison am Ligabetrieb teilnehmen. Denn das Duell mit anderen Mannschaften sei noch einmal etwas ganz anderes: „Dann kommt die Anspannung und die Nervosität hinzu. Die Scheibe kommt einem plötzlich viel weiter entfernt vor.“
Im Ligabetrieb haben sich die Bottroper Schwarzbären schon erste Meriten verdient. Sie sind Teil der vierstufigen Elektronischen Dartsliga Oberhausen (EDLO). Richter: „Wir sind gleich in unserer ersten Saison in die D-Liga aufgestiegen.“
Ein einziger Pfeil kann über Sieg und Niederlage entscheiden
Die Faszination für den Sport schwingt in jedem Wort von Marcel Richter mit. Der Kapitän der Bottrop Black Bears versucht zu erklären, was Darts so besonders macht: „Es ist zwar keine körperliche Anstrengung notwendig, aber Darts erfordert Konzentration, Ruhe und Gelassenheit. Es ist gar nicht so leicht, den Körper unter Druck dazu zu bringen, genau das zu machen, was notwendig ist. Dieser Versuch kann dich schon körperlich fordern und erschöpfen.“
Beim Darts winke aber auch das schnelle Erfolgserlebnis: „Der Nervenkitzel, der davon ausgeht, dass ein einziger Pfeil alles entscheiden kann, ist unglaublich. Du brauchst ruhige Hände, eine ruhige Atmung.“ Selbst den Frustsituationen kann Richter etwas abgewinnen: „Es gibt Tage, an denen man sich jedes einzelne kleine Loch auf der Dartscheibe aussuchen könnte. Du triffst. Aber dann gibt es auch Momente, in denen du nicht einmal die Scheibe triffst. Aber das sind auch die Tage, an denen du wichtige Lektionen lernst.“
Und auch in der zweiten Spielzeit läuft es bislang sehr gut. Die Bottroper stehen an der Tabellenspitze der C-Liga. Fünf der bisherigen Saisonspiele wurden gewonnen, eins endete mit einem Unentschieden und nur eine Partie ging verloren.
Drei Bottroper stehen in den Top 10 ihrer Liga
In der Einzelrangliste stehen mit Rene Kazmierczak (1.), Daniel Notthoff (7.) und Aydogan Saglam (9.) gleich drei Bottroper in den Top 10. Gut möglich, dass die Black Bears in der neuen Saison ein Startrecht für die B-Liga erhalten.
Die Heimspiele der Black Bears werden über Twitch sogar live ins Internet und in die benachbarte Gaststätte des Dreiband-Klubs übertragen. „Das kommt bislang gut an. Zuletzt hatten wir 75 Zuschauer, für eine unbekannte Mannschaft ist das schon enorm, wie ich finde“, sagt Richter.
Der Kapitän freut sich auf das Ende der Winterpause und auf die Fortsetzung der Saison. Am 13. Januar steht gleich ein Topspiel an. Dann müssen die Bottroper beim Tabellendritten DC Gentlemen in Oberhausen antreten.
Ein Traum von Richter ist es, dass sich mittelfristig auch in Bottrop eine eigene Dartsliga entwickelt: „Wir beobachten ja, wie viele Mannschaften und Vereine aus dem Boden sprießen. Da hat sich in den vergangenen Jahren ganz viel getan. Allein in der Oberhausener Liga sind 90 Mannschaften unterwegs. Das Interesse in unserer Stadt ist groß. Und es wächst weiter.“
Werbung für ihren Sport machen die Black Bears auch bei ihren Gastgebern vom Billardcenter Weywiesen. „Die betreiben ja in gewisser Wese eine ganz ähnliche Sportart: Auch bei ihnen kommt es vor allem auf eine ruhige Hand und Konzentrationsfähigkeit an. Ich würde gerne ein Crossturnier organisieren. Dann wird Darts und Billard gespielt. Das wäre sicher ein großer Spaß“, sagt Marcel Richter.
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