Kirchhellen. Seit fünf Spielen ist der VfB Kirchhellen ungeschlagen, jetzt kommt Zweckel. Marco Hoffmann erklärt: Darum punktet der Bezirksligist plötzlich.
Die Saison war gerade mal zwei Spiele alt, als sie sich beim VfB Kirchhellen schon mit einer weiteren Spielzeit voller Abstiegssorgen anfreundeten. Zwei Partien, null Punkte, neun Gegentore – der Bezirksliga-Start, er ging völlig daneben. Aber dann lief es, und wie: Seit fünf Spielen ist der VfB inzwischen ungeschlagen, holte neun Zähler und kassierte nur zwei weitere Treffer. Was macht die Mannschaft plötzlich so stark?
Marco Hoffmann hat die Erklärung parat, und sie hat unmittelbar mit dem 2:6 gegen Hessler am zweiten Spieltag zu tun. „Nach diesem Spiel“, sagt der Trainer, „musste sich etwas ändern.“ Den darauffolgenden Gegner, den Erler SV, hatte er zuvor beobachtet. Hoffmann wusste, dass es gegen den Landesliga-Absteiger schwer würde, er kannte die Stärken der Gelsenkirchener.
VfB Kirchhellen bändigt sogar die Tormaschine Vestia Disteln
„Deshalb haben wir einen neuen Matchplan ausgerufen.“ Kirchhellen fokussierte sich mehr auf die Defensive, stand kompakter als noch zuvor und wollte Erle „keine Räume mehr bieten“. Der Plan ging auf: Mit nur zwölf Feldspielern im Kader spielte der VfB 0:0, dann nahm die Serie ihren Lauf.
Brennpunkte aus dem Bottroper Fußball:
- Rhenania Bottrop läuft den eigenen Ansprüchen hinterher.
- Wie Aufsteiger SV Vonderort die Kreisliga B aufmischt.
- 3:3 in Leithe: Fortuna Bottrop hofft auf einen Lerneffekt.
Im Heimspiel gegen den BV Hiltrop probierte es Kirchhellen mit derselben Taktik – und gewann 2:1. Ein 0:0 auf dem ungemütlichen Ascheplatz bei Herne 70 und ein 1:1 gegen Vestia Disteln bestätigten, dass die Bottroper mit ihrer neuen Ausrichtung auf dem richtigen Weg sind. Disteln, immerhin mit 38 Treffern die Tormaschine der Liga, „hat gegen uns keine Lösungen gefunden“, sagt Hoffmann. „Die Bezirksliga ist gut. Aber wir haben gemerkt: Wenn wir tief stehen, schafft es kaum eine Mannschaft, uns auseinanderzunehmen.“
Was Hoffmann aber betont: „Wir mauern nicht, sind nicht destruktiv.“ Ihm geht es darum, dass der Ball nicht mehr ohne Plan nach vorne gedroschen wird, sondern die Kirchhellener überlegter agieren; mal eine Pass-Stafette einlegen und erst dann mit zwei, drei schnellen Zuspielen in die Offensive gehen. Dafür lässt er das Spiel auf dem engen Raum trainieren.
VfB Kirchhellen: Auch das Matchglück ist auf einmal da
Beim jüngsten 2:0-Sieg gegen Genclikspor Recklinghausen hat das geklappt, wobei die Partie auch in die andere Richtung hätte kippen können. „Wir waren in der ersten Halbzeit nicht gut und hatten drei, vier gute Chancen gegen uns“, sagt Hoffmann. Kirchhellen steigerte sich und hatte das Matchglück auf seiner Seite. Max Bertlich (70.) und Dominik Selm (73.) besorgten den Auswärtssieg, der VfB ist nun Zehnter.
Seit Marco Hoffmann die Mannschaft übernommen hat, geht es Schritt für Schritt nach oben. Im vergangenen Dezember stieg er im Norden der Stadt ein, führte die Mannschaft zum Klassenerhalt – in der Rückrunde 2021/22 verlor Kirchhellen lediglich dreimal. Was in der Rückrunde schon eine Herausforderung war, setzte sich in diesem Sommer fort: die Personallage. Viele Spieler waren verletzt. Im Sommer wurde es nicht besser. „Unsere Vorbereitung war schon hart“, erinnert sich Hoffmann. Verletzungen, Corona, Urlaube erschwerten die Arbeit für ihn.
VfB Kirchhellen hat wieder einen großen Kader zur Verfügung
Oftmals standen stets dieselben zwölf, dreizehn Spieler auf dem Trainingsplatz. „Wir mussten improvisieren und vieles überdenken“, sagt Hoffmann über die Einheiten und die Testspiele, die bisweilen holprig verliefen. Der Kader ist inzwischen größer. So kehrte zuletzt Christoph Isaias zum Team zurück. Er trainiert wieder, genauso wie Stefan Große Venhaus, der gegen Genclikspor im Kader stand. Spieler wie Max Straatmann, die beim Saisonstart fehlten, sind ebenfalls wieder da.
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Hoffmann hat momentan viele Alternativen zur Auswahl. „Man sieht eine Entwicklung“, sagt er über die vergangenen neun Monate. „Ich wusste aber immer, dass diese stattfinden wird. Wir sind auf einem guten Weg.“ Abgeschlossen ist diese Entwicklung für ihn noch nicht. Das größte Manko bleibt die Chancenverwertung. Im Training klappe das Toreschießen schon bestens, hier treffen die Kirchhellener im Minutentakt, sagt der Coach. Nun müssen die Offensivspieler nur noch dahinkommen, die Effektivität aus dem Training in die Spiele mitzunehmen, was leichter gesagt ist als getan. Hoffmann will daher offensive Abläufe festigen.
Der SV Zweckel kommt: Das ist Kirchhellens Plan
In der Bezirksliga geht es schon an diesem Freitag weiter. Der SV Zweckel kommt an die Loewenfeldstraße (19.30 Uhr). Die Gladbecker haben zwei Punkte mehr auf dem Konto. Falls sein Team noch einmal so auftrete wie in der ersten Halbzeit bei Genclikspor, dann könnte die Kirchhellener Serie brechen, warnt Hoffmann.
Daher ist die Herangehensweise klar. „Gegen Zweckel wollen wir nicht ins offene Messer laufen. Und eines werden wir nicht tun“, ergänzt Hoffmann. „Wir werden nicht das vernachlässigen, was wir uns aufgebaut haben und unsere Stabilität aufgeben.“