Bottrop. Vereinsinterne Differenzen über die sportliche Ausrichtung erschweren die Saisonplanung. Adler 07 Bottrop zieht Reserveteam der Frauen zurück.

Nach jedem Tal kommt wieder ein Berg. Ein Satz, an dem sich die Handballerinnen der DJK Adler 07 Bottrop orientieren und wieder zum Steigflug ansetzen wollen. Zwangsläufig – denn hinter dem Landesliga-Team liegt ein turbulentes Jahr. Mit personellen Veränderungen, einer neuen Struktur und auch mit einem neuen Trainer soll der Umschwung gelingen.

Letzte Saison war von personellen Engpässen geprägt

Die jüngste Vergangenheit gestaltete sich für den einst so ambitionierten Landesligisten allzu knifflig. Ein geregelter Spielbetrieb war aufgrund der knappen Spielerdecke kaum möglich, ein ums andere Mal waren die 07er zu Nachholspielen gezwungen, sodass der Spielfluss völlig abhanden geriet. Zudem kam es intern wiederholt zu Diskrepanzen, gleich drei Trainer setzte der Verein binnen einem Jahr ein.

Erst verließ Frank Meese die Adler nach seinem langjährigen Engagement unmittelbar vor dem Saisonstart, rund ein halbes Jahr später zog sich auch Interimscoach Sebastian Wycichowski vom Posten an der Seitenlinie zurück. In der Not übernahm Bettina Kulinski das Traineramt, jedoch nur bis zum Saisonende. „Tatsächlich kam es innerhalb des Vereins zu Unstimmigkeiten, es gab verschiedene Strömungen“, beschreibt Adler-Abteilungsleiter Sebastian Schubert.

Henning Weber wird Trainer

Hier sei es Aufgabe des Vereins gewesen, die bestmögliche Lösung im Sinne der Mannschaft zu finden. Wodurch die Turbulenzen verursacht wurden, lässt Schubert offen. Zu vermuten ist, dass die Faktoren „Breitensport“ und „Leistungssport“ ein Teil davon waren.

Denn die 07er standen vor der vergangenen Saison vor einer Gabelung und zwei möglichen Wegen: Frank Meese sah in den Adlern ein leistungsfähiges Team, das seiner Meinung nach über das Potenzial verfügte, um ganz vorne in der Liga mitzumischen. Doch statt Aufstiegskampf folgte der Bruch, und nachdem die Bottroperinnen unter der Leitung von Wycichowski noch eine passable Hinrunde spielten, trat auch dieser im Winter aufgrund von internen Differenzen zurück.

Schließlich beendeten die 07er mit Kulinski die problembehaftete Spielzeit. „Wir sind ihr dankbar, dass sie sich so kurzfristig bereiterklärt hatte“, äußert sich Schubert rückblickend, „es gab die klare Absprache, dass ihr Engagement bis zum Saisonende andauern sollte. Daher haben wir uns in der Zwischenzeit Gedanken darüber gemacht, wie die Zukunft der Frauenteams bei Adler 07 aussehen kann.“

Zu wenige Spielerinnen für zwei Mannschaften

Auch über die Ligazugehörigkeit wurde debattiert, denn noch im vergangenen Jahr stellten die Adler gleich zwei Teams. Die Reserve spielte in der Bezirksliga. Doch eine zweite Mannschaft wird es vorerst nicht mehr geben. Schubert begründet den Schritt mit den personellen Voraussetzungen: „Schon in der letzten Saison gestalteten sich die Planungen schwierig, beide Teams hatten kleine Kader. Wir hätten sehr gerne die zweite Mannschaft beibehalten, sehen in der Zusammenlegung aber die bessere Lösung.“

Dieser Schritt hat wiederum einige Spielerwechsel nach sich gezogen, da die neuformierte Mannschaft unter veränderten Voraussetzungen in der Landesliga starten wird. „Logisch“, meint Schubert, „denn auch die Spielerinnen verfolgen unterschiedliche Ansprüche.“ Für Klarheit hat Adler mittlerweile auch am Spielfeldrand gesorgt: Henning Weber hat den Trainerposten übernommen.

Henning Weger übernimmt das Traineramt des Landesligateams

Mit Henning Weber hat ein bekanntes Gesicht das Zepter bei Adler 07 übernommen. Denn der 55-Jährige trainierte vor wenigen Jahren noch die Reserve des SC Bottrop. Der Bottroper Handball ist für den neuen Adler-Coach also kein völlig unbeschriebenes Blatt.

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„Ab und zu hat man dann doch mal geschaut, wie die anderen Vereine aus der Umgebung so abschneiden“, sagt Weber. Der neue Trainer des Landesligisten bringt Erfahrung mit, zuletzt war er in der Oberliga für Eintracht Duisburg verantwortlich und coachte den Verein knapp zwei Jahre lang. Etwas überraschend musste er dort vor wenigen Wochen seinen Posten räumen – für Adler 07 gestaltete sich diese Personalentscheidung als willkommener Zufall. „Durch eine Empfehlung sind wir auf ihn aufmerksam geworden und haben den Kontakt zu Henning aufgenommen“, äußert sich Sebastian Schubert.

Im Ergebnis hat Henning Weber den 07ern für die kommende Spielzeit in der Landesliga zugesagt und mittlerweile auch bereits die ersten Trainingseinheiten mit der neuen Mannschaft absolviert. „Ich bin noch dabei, die Namen zu lernen“, schmunzelt der Übungsleiter, „es ging alles ziemlich schnell. Für Prognosen ist es daher auch noch zu früh.“

Nur noch vier Wochen Zeit für die Saisonvorbereitung

Die Adler steigen mit ihrem neuen Coach verhältnismäßig spät in die Vorbereitung ein. „In etwas mehr als vier Wochen startet bereits die Meisterschaft“, so Weber, „wir wollen keine Zeit verlieren.“ Dafür setzt er insbesondere auf Spielpraxis.

„Wir wollen den Ball so viel und so oft wie möglich laufen lassen. Spielen, spielen, spielen – so lautet in den kommenden Wochen unsere Devise“, führt Weber weiter aus. Auch werde sich dann zeigen, mit welchem Kader Adler in die Saison starten wird. „Alle haben die Möglichkeit, sich zu zeigen, wir starten bei null.“ Weber hofft, dass sein Team von Verletzungen verschont bleibt.

In der Vorsaison war das anders: Die war von vielen Ausfällen geprägt, unter anderem mussten die 07er etwa durch einen Kreuzbandriss lange auf Alexandra Klanten verzichten. Vom internen Trubel bei den Adler-Handballerinnen vor seiner Zeit hat Weber derweil kaum etwas wahrgenommen. „Es wurden ein, zwei Situationen in Gesprächen erläutert“, äußert sich der neue Trainer zwar. Weiter wolle er sich damit aber auch gar nicht befassen. „Das sehe ich in meinem Fall als Vorteil: Ich gehe die Aufgabe unbeschwert und unvoreingenommen an.“

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