Bottrop. Der VfB Bottrop und TuS 05 Sinsen haben die Transferposse um Mirko Grieß zu den Akten gelegt. Eine Betrugsanzeige steht aber weiterhin im Raum.

Auf den VfB Bottrop rollt womöglich Ärger zu: Die Umstände der Verpflichtung von Stürmer Mirko Grieß werfen Fragen auf. Der TuS 05 Sinsen gibt an, bei der Staatsanwaltschaft eine Betrugsanzeige gestellt und auch den Westdeutschen Fußballverband in die Vorgänge eingeweiht zu haben. Falsche Angaben und ein fingiertes Telefonat unter falschem Namen sollen die Vertragsauflösung mit dem TuS 05 Sinsen finanziell „erleichtert“ haben. Die beiden Vereine haben sich zwar am Dienstag auf eine Lösung des Konfliktes verständigt, welche Folgen die Betrugsanzeige und die Meldung beim Verband für den VfB Bottrop haben, ist aber noch völlig offen.

Sven Koutcky fiel aus allen Wolken, als er das Mannschaftstraining des VfL Grafenwald am 31. August beendet hatte und einen Anruf seines Vorsitzenden Uwe Bromkamp entgegen nahm. Bromkamp fragte Koutcky, wie er dazu komme, einen Spieler des TuS 05 Sinsen zu verpflichten und wie er gedenke, die 2000 Euro aufzubringen, die für die Vertragsauflösung des Spielers nötig seien. „Ich war total perplex“, berichtet Koutcky, „ich habe meinem Vorsitzenden gesagt, dass ich weder den Spieler kenne, noch dass ich Kontakt mit dem TuS 05 Sinsen hatte. Wir zahlen kein Geld für Spieler. Das weiß eigentlich jeder.“

Anrufer gibt sich als Sven Koutcky aus

Überrascht waren zu diesem Zeitpunkt auch die Verantwortlichen des TuS 05 Sinsen. Sie hatten gerade Wind davon bekommen, dass ihr ehemaliger Spieler Mirko Grieß nicht wie verabredet zum VfL Grafenwald wechselte, sondern zum VfB Bottrop. Weil sich im Vorfeld jemand telefonisch beim Vereinsvorsitzenden Boban Georgiev gemeldet hatte, sich als Sven Koutcky ausgab und sich nach den genauen Wechselmodalitäten erkundigt hatte, fühlte der Westfalenligist jetzt noch einmal bei den Grafenwäldern nach. Weil Koutcky und Bromkamp glaubhaft versicherten, nichts mit der Sache zu tun zu haben, leitete der Westfalenligist Schritte ein. „Wir haben den Fall bei der Staatsanwaltschaft zur Anzeige gebracht und auch die Passstelle des Westdeutschen Fußballverbandes informiert“, sagt Marcus Voigt.

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Voigt ist stellvertretender Geschäftsführer des TuS 05 Sinsen und erklärt weiter: „Mirko Grieß hatte bei uns einen gültigen Vertrag. Bei der Verhandlung um eine Auflösung war für uns entscheidend, in welche Liga er wechselt. Für die A-Kreisliga haben wir 2000 Euro veranschlagt. Die hat Mirko bei uns hinterlegt. Für die Bezirksliga wäre aber ein höherer Betrag fällig gewesen. Wir wussten da aber noch nicht, dass er zum VfB Bottrop wechselt.“ Auch seien die Forderungen keinesfalls willkürlich, Voigt erklärt: „Wenn wir einen Vertrag mit einem Spieler vorzeitig aufheben, orientieren wir uns an den Summen, die bei Vereinswechseln im Rahmen einer Ausbildungsentschädigung üblich sind.“ Um den Differenzbetrag fühlten sich die Marler geprellt.

Der VfB reagierte. Der Vereinsvorsitzende Gündüz Tubay suchte am Dienstag den Kontakt zu Voigt. Tubay versicherte ihm und auch gegenüber dieser Zeitung: „Wir haben mit diesem Telefonat nichts zu tun. Da hat sich jemand auf unsere Kosten einen Spaß erlaubt.“

VfB Bottrop überweist Geldbetrag

In dem Gespräch mit seinem Amtskollegen aus Marl konnte Tubay eine Einigung erzielen. Das bestätigt auch Marcus Voigt: „Wir haben in einem sehr sachlichen Gespräch unsere Standpunkte ausgetauscht. Tubay hat beteuert, nichts mit der Geschichte zu tun zu haben. Er wolle sich davon distanzieren. Wir haben das Thema beendet und uns geeinigt.“ Der VfB Bottrop hat dazu einen wohl vierstelligen Geldbetrag an den Marler Verein überwiesen. Zur konkreten Höhe wollte sich Voigt nicht äußern, ließ aber durchblicken, dass die Summe ganz den Vorstellungen entsprochen habe: „Wir haben vor der Saison bereits Okan Solak an den VfB abgeben müssen, auch dieser Umstand ist indirekt in die Rechnung eingeflossen.“

Für Tubay ist der Fall erledigt

Zur Einigung zwischen den beiden Klubs gehörte auch, dass der TuS 05 sowohl die Staatsanwaltschaft als auch den Fußballverband darüber informiert, dass die Ansprüche mittlerweile abgegolten sind. Für Tubay ist der Fall damit erledigt: „Bei der Verständigung mit Sinsen ging es uns vor allem darum, wieder Ruhe zu haben. Wir haben sportliche Ziele und wollen uns ganz darauf konzentrieren.“

Ob der VfB Konsequenzen fürchten muss, bleibt allerdings offen. So ist noch die Frage zu klären, ob eine gültige Spielberechtigung vorlag, als Mirko Grieß am 10. September sein erstes Pflichtspiel für den VfB Bottrop absolvierte. Auch die Betrugsanzeige ist nicht aus der Welt. Weil es sich um ein Offizialdelikt handelt, liegt es im Ermessen der Staatsanwaltschaft, den Fall weiter zu verfolgen, oder das Verfahren einzustellen. Eine Auskunft dazu konnte die Staatsanwaltschaft am Donnerstag noch nicht geben.

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