Bottrop. Der abgespaltene Verband DJKB hofft auf einen positiven Aspekt durch die Olympischen Spiele, verfolgt aber einen anderen Ansatz als der DKV

Wenn Karate die olympische Bühne betritt, wird Thomas Schulze zwiegespalten zugucken. Der Vizepräsident des Deutschen JKA-Karate-Bundes, dessen Gründer und Chief-Instrukteur Hideo Ochi seine Arawashi-Kampfkunstschule und das Bundesleistungszentrum in Bottrop betreibt, findet es auf der einen Seite zwar gut, dass Karate in der Öffentlichkeit mehr bekannt wird, weil dies auch einen positiven Aspekt auf die lokalen Vereine und die Mitgliederentwicklung haben könnte. Auf der anderen Seite wird das Karate in Tokio aber nicht so aussehen wie das, welches Schulze unterrichtet.

Denn schon Mitte der 90er spaltete sich der DJKB vom Deutschen Karateverband (DKV) ab. Der DKV ist im Gegensatz zum DJKB allerdings vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) anerkannt und wird den Sport aus deutscher Sicht nun auch bei den Olympischen Spielen präsentieren.

DJKB und DKV spalteten sich aufgrund von unterschiedlichen Vorstellungen ab

Bei der Abspaltung „ging es um die Versportlichung des Karates, die auch andere Sportarten wie Judo und Taekwondo mitgemacht haben“, so Schulze.

Genau dies ist allerdings eine Entwicklung, die die DJKB-Verantwortlichen so nicht mitmachen wollten. Sie sind eher Vertretener des traditionellen Karates, konzentrieren sich neben dem Sport auch auf die persönliche Entwicklung der Karatekas und möchten Werte vermitteln wie Höflichkeit, Bescheidenheit, Gerechtigkeit, Mut, Geduld, Respekt, Gerechtigkeit, Hilfsbereitschaft, Selbstbeherrschung und Disziplin.

„Der ursprüngliche Gedanke im Karate war, dass ein Schlag reicht, um einen Gegner kampfunfähig zu machen. Mittlerweile wurde versucht, Karate publikumswirksamer zu machen, es geht immer mehr um die Athletik und die Kinder werden gleich in Wettkämpfe geschickt. Bei unserem anderen Konzept ist es so, dass die Leute sehr lange Karate machen, bevor es zu Wettkämpfen kommt“, erklärt Schulze.

Beim DJKB wird ein ganzheitlicher Ansatz gepflegt

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Als Kritik an die Sportlerinnen und Sportler möchte er das allerdings verstanden wissen. „Alle vor Ort sind Top-Athleten. Sie haben sich auf die Disziplinen Kata oder Kumite spezialisiert. Wir versuchen beides zu lehren, um sich erst deutlich später zu spezialisieren“, sagt Schulze. Während für die Sportler des DKV nun also die Olympischen Spiele als Highlight des Jahres anstehen, müssen sich die Karatekas des DJKB weiterhin in Geduld üben.

Die Weltmeisterschaft sollte eigentlich nach Olympia im Oktober in Japan stattfinden, wurde aufgrund der Corona-Pandemie aber ebenso abgesagt wie die jährliche Europameisterschaft im vergangenen Jahr. Die nächsten Termine mit größerer Bedeutung sind die Deutsche Meisterschaft in Bochum am 2. Oktober sowie der JKA-Cup in Bottrop am 13. November.

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