Halle. Der Youngster des GC Schwarze Heide mischte in Halle die favorisierte Konkurrenz auf. Ein Regelverstoß kostete den schon sicher geglaubten Titel.
Dramen im Sport fesseln auf der ganzen Welt das Publikum und sind Gesprächsstoff für Jahrzehnte. Stolpernde Hürdensprinter, Eigentore in der Nachspielzeit, oder ein Netzroller beim Matchball. Lucas Goriwoda hat damit jetzt seine ganz persönliche Erfahrung gemacht. Der Youngster des GC Schwarze Heide lag bei der NRW-Meisterschaft als Außenseiter lange überraschend auf Titelkurs. Dem 21-Jährigen schien der Sieg nicht mehr zu nehmen. Doch dann fiel dem ärgsten Konkurrenten ein Regelverstoß auf. Goriwoda blieb am Ende nur der zweite Platz.
„Ich habe noch nie besser gespielt“, erklärte Goriwoda im Anschluss an die NRW-Meisterschaft im westfälischen Halle. Der Kirchhellener machte keine gute Miene zum bösen Spiel, als er mit einem Schmunzeln feststellte: „Dass ich an allen drei Tagen so viele gute Spieler hinter mir gelassen habe, das macht mich schon etwas stolz.“ Goriwoda nahm den zweiten Platz, der sich während der Siegerehrung noch wie eine Niederlage anfühlte, mit einem Maximum an sportlicher Größe. Den Fehler suchte er bei sich selbst. Dem späteren Gewinner, der die Schiedsrichter auf den Fehler hingewiesen hatte, gratulierte er ohne Vorwurf. Aber was genau war eigentlich passiert?
Lucas Goriwoda gehörte in Halle nur zu den Außenseitern
Der Reihe nach: Goriwoda war am Donnerstag ohne große Ambitionen nach Halle gereist, um mit den besten Spielern des Bundeslandes um den NRW-Titel zu streiten: „Vom Handicap lag ich nur im Mittelfeld, ich hatte mir zu keinem Zeitpunkt Gedanken darüber gemacht, das Turnier gewinnen zu können.“ Das schien sich auf der Proberunde auf der Anlage des GC Teutoburger Wald auch zu bestätigen. Goriwoda: „Ein schwieriger Platz. Ich habe schnell den Entschluss gefasst, nicht zu hoch ins Risiko zu gehen und mich im Zweifel eher mit einem Par als einem Birdie zu begnügen.“
Die Taktik ging auf. Und sie katapultierte den Kirchhellener schon nach der ersten Turnierrunde am Freitag ins Spitzenfeld. Goriwoda begann mit fünf Pars in Serie, legte dann zwei Birdies nach und hielt den Score bei zwei unter Par. Nur zwei Spieler waren besser unterwegs. „Ich hätte mir keinen besseren Start wünschen können, ich habe kaum Fehler gemacht“, kommentierte Goriwoda später.
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Am Samstag übernahm Goriwoda dann sogar die Spitzenposition. Während die Konkurrenz schwächelte, notierte er eine 72 auf seiner Scorekarte und lag damit weiterhin bei zwei unter Par. Und da dämmerte dann auch Goriwoda, dass hier deutlich mehr für ihn drin sein könnte, als ordentliche Runden zu spielen und wichtige Erfahrungen zu sammeln. „Ich habe versucht, das nicht zu nah an mich herankommen zu lassen, so Goriwoda, „aber natürlich kann man das nicht vollkommen ausblenden.“
Goriwoda rückte nicht von seinem Turnierplan ab und setzte das Spiel am Sonntag da fort, wo er am Freitag begonnen hatte. Auch ein Bogey am ersten Loch brachte ihn nicht aus dem Tritt. „Es war enorm wichtig, dass ich gleich darauf ein Birdie gespielt habe, das hat mir Sicherheit gegeben“, so Goriwoda. An der Spielbahn acht wackelte er noch einmal, als sein Abschlag im Wasser landete. Goriwoda ging ins Risiko, kompensierte die Strafe mit einem hervorragenden Annäherungsschlag und rettete mit einem Chip das Par. Nach 14 gespielten Löchern hatte der Kirchhellener einen sicheren Vorsprung von vier Schlägen auf seinen ersten Konkurrenten.
Vier Löcher vor dem Ende rutscht Goriwoda das Herz in die Hose
Eine Situation, in der sich Goriwoda schon nahezu sicher war, das Turnier mit einem Überraschungssieg zu beenden. Doch nach seinem gelungenen Abschlag auf der Spielbahn 15 kam sein Konkurrent und spätere NRW-Meister Maximilian Basler mit der Bemerkung zu ihm: „Zähl doch mal bitte deine Schläger nach.“ Goriwoda rutschte das Herz in die Hose. Dass in seiner Tasche tatsächlich ein Schläger zu viel steckte, war den Umständen am Finaltag geschuldet. „Ich benutze dieses Wedge eigentlich nie, hatte es aber dabei, um auf der Proberunde auszuprobieren, ob ich es auf diesem Platz gebrauchen kann“, erklärte Goriwoda. Die folgenden Tage lag der Schläger im Hotelzimmer, aber am Finaltag musste Goriwoda auschecken, der Schläger wanderte ins Bag. „Ich wollte ihn noch vor Spielbeginn wieder herausnehmen, das habe ich dann aber schlicht vergessen.“
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Die Schiedsrichter ließen Goriwoda über die Folgen zunächst noch im Unklaren. „Ich sollte weiterspielen, mir wurde gesagt, wir würden nach der Finalrunde darüber sprechen. Ich rechnete schon sicher damit, disqualifiziert zu werden“, so Goriwoda. Doch der Kirchhellener ließ sich auch von dieser Situation nicht schocken, auch wenn er für sich feststellte: „Ich bin da schon in ein Loch gefallen. Das war eine extrem schwierige Situation.“ Goriwoda schob auch deshalb an der 15 einen Birdieputt daneben, verteidigte seinen vorläufigen Vier-Schläge-Vorsprung aber trotzdem bis ins Ziel.
Ein Trio muss im Stechen den Titel unter sich ausspielen
Dort hatten die Regelhüter dann für den jungen Kirchhellener immerhin noch die Nachricht, dass noch nicht alles vorbei ist. „Mir wurden regelkonform vier Strafschläge aufgebrummt“, so Goriwoda. Der vergebene Birdieputt an der 15 schmeckte jetzt noch eine Note bitterer, denn Goriwoda lag nach der Strafe jetzt punktgleich mit Maximilian Basler (Marienburger GC) und Tom Büschges (GC Haus Bey) auf dem ersten Platz. Das Trio musste ins Stechen, um den Titel unter sich auszumachen.
Goriwoda hatte dann auch schnell die Chance, das Stechen für sich zu entscheiden. Auf dem ersten Extra-Loch verfehlte sein Birdieputt nur knapp das Ziel, Goriwoda notierte wie seine Konkurrenten nur das Par. Auf dem zweiten Extra-Loch war das Titelrennen dann für ihn vorbei. Auf dem Par3 landete sein Abschlag zwar auf dem Grün, er benötigte aber drei Putts, um den Ball im Loch unter zu bringen. Im weiteren Verlauf setzte sich Basler gegen Büschges durch, Goriwoda blieb nur der geteilte zweite Platz.
Der verpasste Sieg wurmte Goriwoda. Doch der junge Kirchhellener betonte auch in der „Niederlage“ die positiven Aspekte der Titelkämpfe: „Ich habe ganz selten die Chance, mich mit Spielern auf diesem Niveau zu messen. Ich habe viele Erfahrungen gesammelt und bin fest entschlossen, das Beste daraus zu machen.“
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