Bottrop. Das am Montag verkündete Saisonaus ist aus Sicht der Bottroper Bezirksliga-Trainer nach sechs Monaten Pause fast schon das kleinste Problem.
Bottrops Vereinsfunktionäre hatten die Nachricht von der Saisonannullierung am Montag mit Fassung kommentiert. Nüchtern bewerten auch die Trainer der Bottroper Bezirksligisten die Situation. Manch einem fällt es aus nachvollziehbaren Gründen jedoch schwer, die Saison emotionslos abzuhaken.
„Wir hatten richtig gute Karten, waren gut drauf und es wäre alles möglich gewesen“, sagt Sebastian Stempel. Eine Portion Wehmut schwingt mit, wenn der Trainer von Fortuna Bottrop über die seit Montag annullierte Bezirksligasaison spricht. Sein Team wurde aus einem beeindruckenden Lauf gerissen, blickt jetzt aber auf einen blanken Zettel. „Die Entscheidung war natürlich vollkommen richtig, ich hätte mir die Nachricht sogar viel früher gewünscht“, ordnet Stempel die Sachlage ein, gibt aber auch ohne Umschweife zu: „Es schmerzt schon sehr, dass wir diese Saison aufgeben mussten. Wir hatten ja keine Aufstiegsambitionen, hätten den Erfolg aber natürlich gerne mitgenommen.“ Die Leistungen der „Mini-Saison“ will er zwar nicht als Maßstab für die kommende Spielzeit verstanden wissen, sagt aber: „Natürlich werden wir versuchen, das zu wiederholen.“
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Das größte Problem, dass sich den Fußballern dabei stellt, formuliert Marc Wischerhoff, Trainer des westfälischen Bezirksligisten VfB Kirchhellen: „Die längsten Pausen, die meine Fußballer in ihrer Laufbahn bislang hatten, waren die sechs Wochen zwischen den Spielzeiten im Sommer. Die Jungs sind aber mittlerweile schon sechs Monate raus und haben immer noch keine Perspektive für ein strukturiertes Mannschaftstraining.“
Sechs Monate Nichtstun, das ist so, als hätte jeder Amateurfußballer einen Kreuzbandriss hinter sich. „Wir werden in vielen Bereichen fast bei Null anfangen müssen“, glaubt Wischerhoff, „physisch natürlich, aber auch im taktischen Bereich. Da kommt viel Arbeit auf die Trainer zu.“
Beim SV Rhenania Bottrop hatten nur die Zuschauer ein Problem
Das sieht Marco Hoffmann vom SV Rhenania Bottrop ganz ähnlich. Sein Aufsteigerteam legte einen fabelhaften Bezirksliga-Saisonstart hin. Im Blankenfeld hatten nur die Zuschauer ein Problem. Und das beschränkte sich allein auf die Parkplatzsuche vor den Heimspielen. Doch die Situation hat sich auch bei den Blau-Weißen geändert. Hoffmann: „Wir haben uns auf Platz drei in der Verfolgerrolle pudelwohl gefühlt. Das alles liegt jetzt aber schon eine gefühlte Ewigkeit zurück. Die monatelange Pause wird uns im Trainerteam ordentlich fordern. Wir werden anders an die neue Saison herangehen müssen. Vielleicht sind sogar bis zu drei Monate nötig, um die Spieler wieder auf den Stand der letzten Saison zu bringen.“
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Hoffmann arbeitet zusammen mit seinem Co-Trainer Sascha Wisniowski schon konkret an den Vorbereitungsplänen. Die Schwierigkeit: „Niemand hat Erfahrungswerte, die jetzt notwendig wären. Solch eine Situation gab es noch nicht. Wir müssen schnell ernsthaft und inhaltlich arbeiten, denn davon wird ganz wesentlich abhängen, wie wir in die Saison starten.“
Nicht in die neue Saison starten wird Mevlüt Ata. Der bisherige Coach des FC Bottrop übergibt die sportliche Regie des Bezirksligisten zur neuen Spielzeit wie geplant an Can Ucar. Ata, der im Januar selbst mit einer Corona-Infektion zu kämpfen hatte, hätte sich einen freudigeren Ausklang seiner Amtszeit gewünscht. Was die Verbandsentscheidung angeht, liegt er jedoch auf Linie mit seinen Trainerkollegen: „Corona lässt nicht mit sich verhandeln. Auch die Fußballer müssen begreifen, dass man sich Gesundheit nicht herbeiwünschen oder antrainieren kann.“