Bottrop. Das Jugendfußballtraining ist in den letzten Jahren professioneller geworden. Patrick Gödeke sorgt dafür, dass auch Keeper nicht zu kurz kommen.

„Kein anderer Spieler setzt sich intensiver mit seiner Leistung auseinander als der Torhüter“, sagt Patrick Gödeke, „er ist der Einzelspieler jeder Mannschaft. Wenn ihm ein Fehler unterläuft, verändert das meist den Ausgang eines Spiels. Alle Dramen spielen sich in seiner Nähe ab.“

Der 50-Jährige weiß ganz genau, wovon er spricht. Der Bottroper stand lange selbst zwischen den Pfosten. Mittlerweile ist er sein halbes Leben lang schon Torwarttrainer. Und von Corona lässt sich Gödeke nicht verladen, auch diese Herausforderung wird pariert. Momentan hat der Inhaber der Torwartschule Schnapper fast 40 junge Keeper und sogar einige junge Torfrauen unter seinen Fittichen.

Wer Torhüter einer Fußballmannschaft sein will, der stellt schnell fest, dass seine Aufgabe mit dem eigentlichen Spiel nur wenig gemeinsam hat. „Genau genommen ist das eine eigene Sportart“, sagt Patrick Gödeke. Darauf eingegangen wird im Amateurfußball aber nur unzureichend.

Feilt seit 25 Jahren an Torhüter-Talenten, seit vier Jahren auch mit seiner Torwartschule: Patrick Gödeke.
Feilt seit 25 Jahren an Torhüter-Talenten, seit vier Jahren auch mit seiner Torwartschule: Patrick Gödeke. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Die wenigsten Vereine kümmern sich um die besonderen Bedürfnisse ihrer Schlussleute. Sie dürfen sich beim Torschusstraining die Bälle um die Ohren hauen lassen. Und auch in den Spielen kippt ihre Rolle gerne ins Extrem: Sind ihre Vorderleute deutlich schwächer als der Gegner, sind sie im Dauerstress, haben die Teamkollegen ihren Gegner unter Kontrolle, kann es für die Keeper im Strafraum oft einsam werden, in den Wintermonaten dann zusätzlich auch noch kalt.

Torhüter werden nur in wenigen Vereinen taktisch und technisch geschult

Patrick Gödeke hat es schon immer gestört, dass die Torhüter in den Amateurvereinen oft nur „mitmachen“ dürfen. Während die Feldspieler auf die Laufwege in einer Viererkette oder das Verhalten bei Standardsituationen getrimmt werden, ist der Torhüter oft nur Statist, ein lebendiger Pylon, der seinen Mitspielern die Trainingsarbeit erleichtert.

Das dachte Gödeke schon, als er selbst noch für den SV Rhenania Bottrop zwischen den Pfosten stand. Die Dinge haben sich in den vergangenen Jahrzehnten zum Besseren entwickelt. Auch die Amateurvereine haben festgestellt, dass der sportliche Erfolg ihrer Mannschaften nicht selten vom Können ihrer Schlussleute abhängt. Entsprechend verbessert hat sich das Torwarttraining. Diese positive Entwicklung hat auch Gödeke zur Kenntnis genommen, aber: „Man könnte immer noch mehr für die Ausbildung der Torhüter tun.“

Ein Lehrgang des DFB gab den Startschuss für die Torwartschule

Und weil sich vor 25 Jahren in Bottrop niemand fand, der dafür verantwortlich sein wollte, pflückte Gödeke diese Steilvorlage persönlich aus der Luft. „Ich war selbst Torhüter, konnte mich gut in die Lage meiner jungen Kollegen hineinversetzen und hatte ein gutes Gespür dafür, worauf es ankommt“, sagt er rückblickend.

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Gödeke arbeitete in den folgenden Jahren in unterschiedlichen Vereinen als Torwarttrainer, machte seine Trainer-C-Lizenz und vernetzte sich immer besser mit anderen Kollegen in ganz Deutschland. Seine Torwartschule Schnapper gründete Gödeke aber erst 2017.

Den Ausschlag, das Hobby zur nebenberuflichen Tätigkeit, zu einem offiziellen Gewerbe mit amtlicher Bescheinigung zu machen, gab ein Basislehrgang in Hennef. „Die Schulung hat mir die Augen geöffnet und mich mit der nötigen Entschlossenheit ausgestattet“, erklärt Gödeke. Wenige Monate später ging er mit der Torwartschule Schnapper an den Start.

Auch die Torwartschule Schnapper musste wegen Corona pausieren

Pläne für den Sommer

Das Training der Torwartschule Schnapper wird auch in den kommenden Wochen noch von den Entwicklungen der Corona-Pandemie abhängen. Patrick Gödeke blickt gespannt auf die heutige Runde der Ministerpräsidenten mit Kanzlerin Merkel und die Neufassung der Corona-Schutzverordnung.

Der Torwarttrainer richtet den Blick aber auch optimistisch nach vorn. Im Sommer will Gödeke auf der Sportanlage des SV Fortuna Bottrop ein Torwart-Camp ausrichten.

Und die behauptet sich seit mittlerweile vier Jahren erfolgreich am Markt. Daran konnte auch die Corona-Pandemie nichts ändern. Gödeke musste zwar genauso pausieren, wie alle anderen Trainer im Amateurfußball-Geschäft auch, doch mit den Lockerungen vor einigen Wochen nahm seine Tätigkeit schnell wieder Fahrt auf.

Momentan trainiert Gödeke fast 40 Torhüter im Alter zwischen acht Jahren und der A-Jugend. „Es sind mittlerweile sogar einige Torhüterinnen dabei. Mein Schüler, das ist der typische Torhüter aus einem Kreisliga- oder Bezirksliga-Verein“, sagt Gödeke. Zweimal in der Woche trainiert er auf dem Kunstrasenplatz an der Welheimer Straße, einmal in Essen bei der DJK Adler Union Frintrop.

Am Training teil nehmen Torhüter unterschiedlichster Vereine. Gearbeitet wird mit Unterstützung von bis zu drei Trainerkollegen. Zuletzt gab es wegen der Corona-Auflagen vermehrt Einzelunterricht, am liebsten arbeitet Gödeke aber in Vierergruppen. Und immer nach den Grundsätzen einer klaren Philosophie.

Torhüter müssen während ihrer Laufbahn Charakter zeigen

„Ich bin immer positiv, ich möchte, dass meine Schüler mit großem Spaß Torhüter sind. Sie sollen in den Stunden lernen, sie sollen aber auch mit einem guten Gefühl nach Hause fahren“, sagt Gödeke und erklärt: „Auch die jüngsten Torhüter sind schon Drucksituationen ausgesetzt. Wenn ein Abwehrspieler einen Fehler macht, kann der Torhüter oft noch eingreifen, doch wenn er selbst einen Fehler macht, ist das fast immer gleichbedeutend mit einem Gegentor. Das verstehen auch schon junge Torhüter. Es ist mir wichtig, dass sie lernen, mit diesen Situationen richtig umzugehen. Wer Torhüter wird, geht immer auch durch eine Charakterschule.“

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Deshalb betrachtet Gödeke auch jeden seiner Schüler individuell: „Ich schaue mir jeden einzelnen genau an, sehe Stärken und Schwächen und kann dann gezielt an Verbesserungen arbeiten.“ Das aber ist nicht gleichbedeutend mit Einzeltraining: „Torhüter sind anders als ihre Vorderleute. Sie haben dieses Konkurrenzdenken nicht. Ich bin immer wieder erstaunt, wenn ich erlebe, wie sich die Torhüter in den kleinen Vierergruppen gegenseitig unterstützen, wie sie sich unaufgefordert helfen.“

Sich selbst nimmt Gödeke nicht aus, wenn es um Verbesserungen und Optimierungen geht. Er absolvierte den Leistungskurs des Deutschen Fußballbundes (DFB) und war bereits vor dem Lockdown für die neue und vom DFB konzipierte Torhüter-B-Lizenz vorgemerkt. Up to date zu bleiben, ist ihm wichtig: „Wir haben eine WhatsApp-Gruppe, in der sich mehr als 100 Torwarttrainer aus dem gesamten Bundesgebiet austauschen, da bekomme ich immer wieder wertvolle Impulse. Wir lernen von einander“

Ganz so, wie seine jungen Torhüter auf dem Fußballplatz.

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