Bottrop. Zwei der neuen geförderten Judoka vom JC Bottrop standen schon mit drei Jahren auf der Matte. Ihre Leistungen sind stark, ihre Ziele groß
Auf den ersten Blick scheinen Nicolas Kutscher, Helen Habib, Lilly Büssemeyer und Jana Iwanek ganz normale Jugendliche. Sie kommen aus den verschiedensten Ecken des Ruhrgebiets, aus Herne, aus Dortmund, aus Datteln und aus Gelsenkirchen. Doch die Gemeinsamkeiten sind größer. Denn alle vier sind 15 Jahre alt, allen vieren steht die Freiheit des Lebens noch bevor und alle vier bringen starke Leistungen beim Judoclub Bottrop, für die sie nun in das Sportförderungsprogramm der Stadt aufgenommen wurden.
Nicolas Kutscher konnte dem Fußball nicht viel abgewinnen
Nicolas Kutscher ist eigentlich Dortmunder, fährt aber mit seinen Eltern seit eineinhalb Jahren bis zu fünf Mal die Woche die rund 50 Kilometer aus seiner Heimatstadt zur Hans-Böckler-Straße. „Ich mache seit Ende 2010 Judo. Angefangen hatte ich mit Fußball, das hat mir aber nicht so gefallen“, erzählt Kutscher. Über einen Freund sei er dann zum Judo gekommen und direkt Feuer und Flamme gewesen.
Mittlerweile darf er sich Westdeutscher Meister nennen, zudem wurde er bei den Deutschen Meisterschaften in diesem Jahr, die stattfanden kurz bevor durch das Coronavirus alle Schotten dichtgemacht wurden, Dritter.
Ein Ergebnis, mit dem Kutscher zufrieden ist, das aber noch nicht das Ende der Entwicklung sein soll. Langfristig träumt er davon, bei Europa- oder Weltmeisterschaften anzutreten oder „dem Bundeskader anzugehören“.
Helen Habib kommt aus einer Judo-Familie
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Das gilt auch für Helen Habib, bei der wohl von vornerein klar war, dass sie auf der Judomatte landen wird. Denn schon ihre Eltern waren aktive Judosportler. Mit drei Jahren, Ende 2008, zog sich Habib zum ersten Mal den weißen Anzug über, damals noch in Datteln.
Kurz nachdem sie laufen konnte, folgte also auch schon die Judorolle. Heute, rund zwölf Jahre später, ist sie eines der größten Talente in Bottrop, wurde schon Deutsche Meisterin der U18 und heimste zahlreiche weitere Trophäen ein. Dabei gefällt ihr am Sport am meisten, die „Disziplin und dass es sehr vielseitig ist. Man braucht Ausdauer, Technik und Kraft, die Mischung ist cool“, so Habib.
Lilly Büssemeyer kennt keine Pausen
Ähnlicher Meinung ist Lilly Büssemeyer. Auch ihr wurden die Judo-Gene in die Wiege gelegt, immerhin gehört ihr älterer Bruder Tom ebenfalls zum Sportförderungsprogramm. „Ich habe auch mit drei angefangen“, sagt Büssemeyer, die seit 2017 in Bottrop ihrem Sport nachgeht, eigentlich aus Herne kommt, bald aber aufs Internat nach Köln gehen wird.
„Zum Judo bin ich durch meinen Bruder gekommen. Er war für mich auch immer ein guter Trainingspartner und ich habe mich immer gefreut, wenn er dabei war“, so die 15-Jährige. Von Geschwisterstreitigkeiten also keine Spur - ganz im Gegenteil: Während der Coronazeit fehlte ihr der Sport so sehr, dass sie mit ihrem Bruder einfach gemeinsam zu Hause trainierte.
Jana Iwanek genießt das Gemeinschaftsgefühl beim JC Bottrop
Judo ist für alle drei - wie auch für Jana Iwanek - nicht nur ein Sport, sondern auch der Übermittler eines Gemeinschaftsgefühls.
„Es ist cool, dass man nie alleine trainiert, sondern immer einen Partner hat, mit dem man zusammenarbeitet“, sagt die Iwanek, Westdeutsche Meisterin. Besonders in Erinnerung geblieben ist der Gelsenkirchenerin eine Situation vom Mannschaftskampf um Rang drei bei den Deutschen Meisterschaften. Gegen ihre Gegnerin hatte sie vorher noch nie gewonnen, auch seitdem tut sie sich gegen sie schwer. Doch bei den Deutschen Meisterschaften wuchs Iwanek über sich hinaus, stets angefeuert vom Team, das ihr den Rücken stärkte. „Das Gefühl bei den Mannschaftskämpfen, dass man angefeuert wird und nicht für einen alleine, sondern für alle kämpft“, sei schon etwas Besonderes, sagt die 15-Jährige.
„Es ist einfach eine große Familie“
Das empfindet auch Habib so und sagt: „Es ist einfach eine große Familie. Die Beziehung zu denen, die man vom Verein kennt, ist doch anders als zu denen, in der Schule.“
Und wenn dann nicht nur die Gegenwart, sondern auch noch die Aussichten im Leistungssport ähnlich sind, schweißt das noch mehr zusammen. So wie bei Nicolas Kutscher, Helen Habib, Lilly Büssemeyer und Jana Iwanek.
Das Sportförderungsprogramm der Stadt
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Das Sportförderungsprogramm der Stadt Bottrop unterstützt hoffnungsvolle Talente und möchte diese an Bottrop binden und sie als Imageträger gewinnen. Förderungswürdig sind Athleten, die mindestens zwölf Monate einem Bottroper Sportverein angehören, eine olympische Disziplin betreiben und deren erweitertes Führungszeugnis ohne Einträge ist. Zudem muss eine von den folgenden sechs Bedingungen erfüllt sein. 1. Mitgliedschaft im Landeskader, 2. Perspektive zum Erreichen des D, C, B oder A-Kader-Status, 3. Hohe mittel- beziehungsweise langfristige Perspektive für den internationalen Spitzensport, 4. Angehörigkeit zu einem D/C-Kader (Übergangskader von der Landesförderung in die Bundesförderung), 5. Angehörigkeit in einem D-Kader der Landesfachverbände, 6. Angehörigkeit von Mannschaftssportlern in der Landesauswahl, der Verbandsauswahl des jeweiligen Verbandes oder der Bundesauswahl/dem Nationalteam.
Anträge auf Förderung können nur über den Sportverein gestellt werden, der Antrag muss spätestens bis zum 1. Mai eines Jahres eingereicht werden und sind mit dem entsprechenden Antragsvordruck beim Bottroper Sport- und Bäderbetrieb einzureichen. Eine Förderung kann durch finanzielle Unterstützungen wie zum Beispiel die Übernahme von Fahrt- und Unterbringungskosten, Sachleistungen wie zum Beispiel der Hilfe bei Beschaffung von Sportgeräten und Sonderförderungen erfolgen. Die Höhe der Förderung wird im Fachgremium festgelegt, eine Förderzusage gilt maximal für ein Kalenderjahr.
Aktuell im Förderkader sind folgende Sportler: Florian Böcker, Ronja Buddenkotte, Lilly Büssemeyer, Tom Büssemeyer, Helen Habib, Artur Hofmann, Kim Huyzendfeld, Hamsat Isaev, Jana Iwanek, Nicolas Kutscher, Bastian Sauerwald, Agatha Schmidt, Albin Tahiri, Ilyas Vinayev, Sophie Vrchoticky, Nehle Majken Wakup (alle JC 66 Bottrop), Nele Banczyk, Niklas Janik, Laura Thürstein (alle SVg 1924 Bottrop), Niklas Simon Ehring, Hannes Jüsten, Marius Lewald, Jan Roßkoten (alle LC Adler Bottrop).
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