Bottrop. Die neue Corona-Schutzverordnung ermöglicht den Sportlern in Bottrop mehr Freiheiten. Von der Normalität ist der Sport aber noch weit entfernt.
Mit der Neufassung der Corona-Schutzverordnung zum heutigen Samstag ist für den Breiten- und Freizeitsport die dritte Stufe auf dem Weg zur Rückkehr in den Normalbetrieb erreicht. In Kleingruppen ist sogar Kontaktsport an der frischen Luft wieder möglich. WAZ-Redakteur Felix Hoffmann sprach mit Henning Wiegert vom Sport- und Bäderbetrieb der Stadt Bottrop, der die Umsetzung der geltenden Richtlinien für den Sport im Freien und in den Sporthallen im intensiven Austausch mit den Sportvereinen koordiniert und begleitet hat.
Zunächst das nahe liegendste: Was genau ändert sich mit dem heutigen Samstag?
Wiegert: Die wichtigste Regelung betrifft sicherlich die Möglichkeit, dass in Kleingruppen mit bis zu zehn Personen wieder Kontaktsport an der frischen Luft möglich ist. Einem Fünf-gegen-Fünf auf dem Bolzplatz steht nichts mehr im Weg. Handballer und Judoka, die in der Halle trainieren, müssen sich allerdings noch etwas gedulden. Darüber hinaus dürfen unter Auflagen Vereinsheime wieder geöffnet werden und auch Zuschauer sind wieder erlaubt. Sogar erste Wettbewerbe auf Freisportanlagen können wieder durchgeführt werden, wenn ein Hygienekonzept vorgelegt wird.
Das klingt schon fast nach Normalbetrieb. In welchen Sportbereichen sind sportliche Wettbewerbe denn schon wieder ein Thema?
Das betrifft insbesondere die Tennisvereine, die an Fronleichnam gerne mit den Medenspielen beginnen würden. Aber auch der Golfverein ist bestrebt, wieder Turniere auszurichten, die Minigolfer haben bezüglich der Durchführung ihrer Stadtmeisterschaft angefragt. Hier befinden wir uns in Abstimmungsgesprächen mit den Kollegen aus dem Gesundheitsamt und den Vereinen. Die Regularien sind aber nach wie vor streng. Von einem Normalbetrieb sind wir noch weit entfernt.
Es sind also erneut Konzepte gefragt. Schon in den vergangenen Wochen mussten die Vereine strenge Regularien befolgen, um den Sportbetrieb wieder aufzunehmen. Wie hat das in der Praxis funktioniert?
Wir haben in Bottrop einen verhältnismäßig liberalen Kurs eingeschlagen und viele Lockerungen zeitnah umgesetzt. Wir haben den Vereinen das Vertrauen geschenkt, das der organisierte Sport mit dem Deutschen Olympischen Sportbund an der Spitze gefordert hat. Das war für Bottrop der richtige Weg. Anders als in einigen Politikbereichen hatten wir auch nicht den Eindruck, dass unter den Vereinen ein Überbietungswettbewerb bei der Wiederaufnahme des Sportbetriebes ausgebrochen ist. Vielmehr haben die Vereine verantwortungsvoll mit dem richtigen Maß agiert und sich die Zeit genommen, um mit der nötigen Ruhe und Besonnenheit wirklich vorbildliche Konzepte auszuarbeiten.
Voraussetzung für die Wiederaufnahme des Sportbetriebes war und ist aber auch die Benennung eines Corona-Beauftragten. Eine solche Funktion ist in der Coronaschutzverordnung des Landes NRW nicht vorgesehen. Warum hat Bottrop eine solche zusätzliche Hürde geschaffen?
Das war tatsächlich eine wesentliche zusätzliche Anforderung, die wir an die Vereine gestellt haben. Das hat verständlicherweise zu Skepsis geführt, da Unsicherheiten im Hinblick auf Pflichten und Verantwortungen damit verbunden waren. Uns war aber wichtig, die notwendigen Maßnahmen innerhalb der Vereine zu institutionalisieren, um für das Thema zu sensibilisieren. Vor allem aber ging es darum, Ansprechpartner zu schaffen und den Informationsfluss sicherzustellen. Der Corona-Beauftragte übernimmt eine Schnittstellenfunktion. Wir haben in den letzten Wochen viele hunderte Beratungsgespräche geführt, konnten dabei zahlreiche Fragen und viele viele Unsicherheiten klären. Die Institutionalisierung der Corona-Beauftragten war genau das richtige Instrument.
Welche Rolle übernimmt der Sport- und Bäderbetrieb bei der Wiederaufnahme des Sportbetriebs?
Wir haben in Abstimmung mit dem Bottroper Sportbund schon Mitte April ein umfangreiches Konzept entwickelt, wie eine stufenweise Rückkehr zum Normalbetrieb in Bottrop aussehen könnte. Das war eine gute Grundlage für das Krisenmanagement im Sport. Wir sehen unsere Aufgabe nicht als Regelhüter und Paragrafenreiter, sondern als Servicedienstleister mit Moderationsfunktion. Natürlich gehörte es da an der einen oder anderen Stelle auch dazu, auf die Bremse zu treten. Hier und da musste ein klärendes Gespräch geführt werden, weil etwas nicht geklappt hat. Insgesamt können wir nach knapp vier Wochen mit Sport und Corona aber ein positives Fazit ziehen. Letztlich sitzen Verwaltung und Vereine in einem Boot. Das gegenseitige Verständnis in dieser besonderen und dynamischen Situation war groß.
Blicken wir weiter nach vorne: Wie wird der Sport nach Corona aussehen?
Der Sport in den Vereinen wird auch künftig seine wertvolle Gesellschafts- und Gesundheitsfunktion erfüllen. Es gibt aktuell auch keine Anzeichen, dass die Mitglieder den Vereinen in großen Scharen den Rücken gekehrt hätten. Sicherlich werden sich einige Elemente des Infektionsschutzes auch im Sport etablieren, aber das hat dann ja auch seine positiven Seiten.
Auch wenn es einem Blick in die Glaskugel gleicht: Wann rechnen sie mit der endgültigen Rückkehr zum Normalbetrieb?
Auch wir wünschen uns, dass der Sportbetrieb im Spätsommer wieder regulär mit dem Meisterschaftsbetrieb anläuft und erste Veranstaltungen wieder über die Bühne gehen können. Ich denke da etwa an den Herbstwaldlauf im November. Letztlich kann jeder einzelne seinen Beitrag leisten, um das Infektionsgeschehen beherrschbar zu machen und uns vereint die Hoffnung, so schnell wie möglich die letzte Stufe bei der Wiederaufnahme des Sportbetriebes zu erreichen. In diesem Sinne hat der Sport in Bottrop bisher seine Hausaufgaben gemacht.