Bottrop. Vor einem Jahr hat Nehle Wakup vom JC 66 Bottrop den Sprung ans Sportinternat nach Köln gewagt. Jetzt sollen internationale Erfolge her.

Normalerweise wirft Nehle Wakup ihre Gegnerinnen in der Gewichtsklasse bis 52 Kilogramm auf die Matte. In den vergangenen Wochen war es ihre Zwillingsschwester Maja die im Training die Kraft des Teenagers zu spüren bekam.

Wegen des Coronavirus konnte Wakup nicht wie gewohnt am Olympiastützpunkt in Köln und im Dojo des JC 66 Bottrop trainieren. Kurzerhand wurden die Judomatten im heimischen Garten aufgebaut – das Training mit der Schwester war auch in Zeiten von Hygieneregeln und Sicherheitsabstand erlaubt.

Im Internat mit Fußballern des 1. FC Köln

Seit knapp drei Jahren trainiert Wakup, die aus Schermbeck kommt und in Essen mit dem Judo begonnen hatte, beim JC 66 Bottrop. Im vergangenen Sommer folgte für die Sportlerin, die durch das Projekt zur Förderung des Leistungssport der Stadt Bottrop unterstützt wird, der Wechsel an das Internat nach Köln.

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Dort wo unter anderem die Nachwuchsfußballer des 1. FC Köln wohnen, hat auch Wakup ein Zimmer. Während der Corona-Pandemie hat es sie aber in die Heimat gezogen. „Ich hätte nur alleine auf dem Zimmer sein dürfen, die Schule ist ausgefallen und trainiert haben wir auch nicht“, erzählt die 16-Jährige.

Wegen Corona: Training im heimischen Garten

Also verbrachte sie die Zwangspause in Schermbeck. Mit Kraft- und Konditionstraining – und den Einheiten mit ihrer Schwester. „Wir haben uns zwar nicht geworfen, aber zumindest das gegenseitige Aufziehen war möglich“, erklärt Nehle Wakup. Dabei greifen sich die Judoka ans Revers und ziehen den Gegner an sich heran. So, als wenn sie ihn werfen wollen würden. Letzteres ging im Garten nicht – der Untergrund wäre trotz Matten zu hart gewesen.

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Allmählich neigt sich aber auch die trainingsfreie Zeit dem Ende entgegen. Zumindest hofft Nehle Wakup das. Zuletzt war sie wieder einmal in der Woche in Köln in der Schule, bald soll zumindest das Krafttraining wieder aufgenommen werden. Allerdings ist der Kraftraum in Köln beliebt, auch Sportler aus anderen Disziplinen wollen dort trainieren. „Es können aber wohl maximal vier Sportler gleichzeitig dort rein“, sagt Jan Tefett, Trainer beim JC 66 Bottrop.

Regelmäßiges Training in Bottrop

Dort trainiert Wakup einmal in der Woche, die anderen Einheiten absolviert sie in der Domstadt. Den Schritt dorthin würde sie immer wieder wagen. „Es ist dort viel koordinierter mit der Schule. Wenn ich Wettkämpfe habe ist es leichter mit einer Befreiung, anschließend gibt es eine Betreuung, um den verpassten Stoff nachzuholen“, sagt die Realschülerin. Nach ihrem Abschluss in Klasse zehn möchte sich das Abitur anpeilen.

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Und sportlich weiter erfolgreich sein. Erste Medaillen hat sie bereits gesammelt. International etwa bei den Dutch Open, national bei den deutschen U18-Meisterschaften, die sie anfang des Jahres auf Rang drei beendete. Wie stark sie bereits ist zeigte die Tatsache, dass sie bei der U21 DM den fünften Platz belegte.

Gewichtsklasse ist start besetzt

Der Lohn dafür war die Nominierung in den Nationalkader 2. Und das auf durchaus ungewöhnliche Art und Weise. „Normalerweise muss man bei einen European Cup oder ähnlichem überzeugen. Die Nominierungen mussten aber bis April durch sein. Deshalb muss Nehle die Leistungen nun im Nachhinein erbringen, um ihre Nominierung zu rechtfertigen“, sagt Jan Tefett.

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Von Stephan Falk, Maximilian Lazar, Patrick Radtke und Philipp Ziser

Die Konkurrenz ist dabei stark, drei der fünf neuen Kaderathletinnen kämpfen in der gleichen Gewichtsklasse wie Nehle Wakup. Deren größte Qualität ist dabei der unbedingte Wille etwas zu erreichen. „Meine Verbissenheit und mein Ehrgeiz zeichnen mich aus. Einen inneren Schweinehund habe ich nicht“, sagt die Kämpferin. Ihr Trainer stimmt zu, mahnt aber auch: „Gleichzeitig kann das auch eine Schwäche sein. Wenn man es im Wettkampf zu sehr will, kann man schon mal den Fokus verlieren. Daran müssen wir noch arbeiten.“

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Rückkehr ans Internat – dann international kämpfen

Für Wakup ist das eines der Ziele, das sie in naher Zukunft angehen möchte. An Kraft und Ausdauer konnte sie ja bereits während der Corona-Krise arbeiten. So soll es dann bald mit einer Medaille bei einem European-Cup klappen.

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Vorher steht aber die Rückkehr nach Köln an. Nehle Wakup freut sich bereits ihre Freunde wiederzusehen. Auch aus anderen Sportarten. „Die Turner und Leichtathleten sind genauso durchgeknallt wie wir Judoka“, sagt Nehle Wakup. Und die Zwillingsschwester muss dann auch nicht mehr als Sparringspartnerin herhalten.