Bottrop. Das Coronavirus stellt auch die Bottroper Leistungssportler vor Probleme. Kreative Lösungen sind gefragt – zwei Judoka profitieren sogar.
Seit Mitte März befindet sich Deutschland im Ausnahmezustand. Auch der Sportbetrieb ist vollständig zum Erliegen gekommen. Davon betroffen sind auch die 19 Sportlerinnen und Sportler, die durch die Bottroper Leistungssportförderung unterstützt werden.
Sie trainieren im Home-Office, teilweise auf Basis von virtuellen Trainingsplänen oder im heimischen Swimming-Pool, der eher wie ein Planschbecken anmutet. Doch sie alle haben eines gemeinsam: Sie machen das Beste aus der Situation, um nach Corona auf den Punkt fit zu sein.
Zwei „Gewinner“ in der Corona-Krise
Es gibt sie sogar: Die Profiteure der Krise. Bei den Deutschen Einzelmeisterschaften der Judoka standen sie bereits auf dem Podium. Im vergangen Jahr gewann Hamsat Isaev die Goldmedaille, im Januar zog Agatha Schmidt mit dem Gewinn der Silberplakette nach. Doch die beiden Eigengewächse des JC 66 Bottrop teilen auch ein gemeinsames Schicksal. Verletzungen am Knie und der Schulter verhinderten vorerst den Durchbruch auf der internationalen Bühne.
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Agatha Schmidt musste im Anschluss an ihren Medaillengewinn ein Trainingslager in Paris absagen und ebenso ihre Teilnahme am Grand-Slam in Düsseldorf. Die Corona-Zwangpause nutzen beide nun intensiv für den Kraft- und Fitnessaufbau. Schmidt absolvierte bis Mitte März noch ein Trainingslager auf Lanzarote, bevor es in die Corona-Quarantäne ging.
Agatha Schmidt feilt an der Physis
„Wir hatten sogar extra noch spontan eine Woche verlängert, weil die Bedingungen wirklich perfekt waren, konnten dann aber an den letzten Tagen auch auf Lanzarote die Trainingsstätten nicht mehr nutzen“, erzählt Schmidt, die seitdem in ihrer Wahlheimat in Köln individuell und in Abstimmung mit ihrem Heimtrainer und den Trainern des Olympiastützpunktes trainiert.
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Dort ist seit einigen Tagen auch der Kraftraum und das Dojo wieder zugänglich, allerdings unter strengsten Auflagen und Hygieneregeln. „Ich kann mich glücklich schätzen, dass ich Top-Möglichkeiten für das Kraft- und Ausdauertraining habe. Die Verletzung ist ausgeheilt und ich nutze die Zeit, um an meiner Physis zu arbeiten, um topfit auf die Matte zurückzukehren. Judo fehlt mir natürlich, zumal ungewiss ist, wann wieder Wettkämpfe anstehen, aber ich denke an meine langfristigen Ziele und bin zumindest im Kraftraum so stark wie noch nie.“
Hamsat Isaev trainiert auf eigene Faust
Ähnlich hält es auch Hamsat Isaev: „Die Pause ist jetzt schon deutlich länger, als ich es mir vorgestellt hätte. Die ersten sieben Tage habe ich zur Regeneration genutzt und dann mit meinem Trainingspartner ein intensives Programm aufgenommen.“ Dazu zählten lange Läufe und zahlreiche Zirkeltrainings. Die Not macht dabei erfinderisch: „Wir haben fast fünf Wochen auf eigene Faust trainiert. Das war ungewohnt, aber ich habe in dieser Zeit auch viel gelernt und viel Neues ausprobiert.“
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Landestrainer und JC-Bundesligacoach Jan Tefett ist derweil in einem intensiven Austausch mit den Athletinnen und Athleten, die ihren Trainingsschwerpunkt für gewöhnlich im Dojo der Dieter-Renz-Halle haben. Hier erfolgt die Trainingsarbeit virtuell: „Die Sportler haben Judomatten für das Heimtraining mitgenommen, wir stellen regelmäßig Trainingspläne zusammen und immer wieder auch besondere Aufgaben, die dann als Kurzvideo eingeschickt werden müssen. Das alles funktioniert gut, ist aber natürlich nicht mit dem Regelbetrieb zu vergleichen.“
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Hürdensprint im Bottroper Stadtpark
Etwas leichter haben es da die Leichtathleten. Zwar fehlt ihnen das Stadion mit seiner Tartanbahn, doch um ein grundlegendes Fitnesslevel zu halten, bieten die weitläufigen Park- und Waldgebiete in Bottrop ein einigermaßen adäquates Terrain, zumal auch die Witterungsbedingungen mitspielen.
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Den Sonntag nutzte etwa Jan Roßkothen, eigentlich auf den 400 Meter Hürden beheimatet, für einen flotten 30 Kilometer-Lauf. Hürdensprinter Marius Lewald, der auch am Olympiastützpunkt in Wattenscheid noch nicht wieder auf die Tartanbahn darf, weicht in den Park und den heimischen Garten aus. Das Spezialtraining mit geliehenen Hürden aus dem Jahnstadion dürfte dabei schon den einen oder anderen Spaziergänger verblüfft haben. Die Intensität ist trotz Corona hoch: „Ich bekomme von meinem Trainer ein Programm und bin mindestens sechs Mal pro Woche im Einsatz.“
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Schwimmer trainieren im heimischen Pool
Vor einer Herausforderung stehen derweil die Schwimmerinnen Laura Thürstein und Nele Banczyk. Auf die Bahnen im Hallenbad im Sportpark müssen sie verzichten, das „Kacheln zählen“ auf der 25 Meter-Bahn ist aktuell nicht möglich. Die Heimtrainer organisieren das Krafttraining via Videobotschaft.
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„Ich halte mich mit Radfahren, Joggen und Gymnastik fit“, sagt Laura Thürstein. Auch Nele Banczyk arbeitet stetig an ihrem Fitnesslevel, dank eines Trainingsgürtels für stationäres Schwimmen kann sie im heimischen Rundpool zumindest in gewohnter Umgebung trainieren und nicht nur das: Das private Netzwerk ermöglicht ihr drei Mal wöchentlich eine Einheit in einem Neunmeterpool. Keine idealen, aber immerhin gute Voraussetzungen für den ersehnten Wiedereinstieg nach der Corona-Zwangspause.