Bottrop. Auch Bottrops beste Fußballer dürfen nicht auf dem Platz. Felix Passlack (Sittard) und Maurice Multhaup (Heidenheim) haben auch mal Langeweile.
Die beiden besten Bottroper Fußballspieler waren lange nicht mehr zu Hause in ihrer Stadt. Die zwei jungen Profis stecken fest in der Nähe ihrer Arbeitsplätze, seit die verschärften Ausgangsregeln wegen der Coronavirus-Pandemie gelten, sind dort fernab der Heimat im „Homeoffice“. Maurice Multhaup vom 1. FC Heidenheim und Felix Passlack von Fortuna Sittard befinden sich im häuslichen Training, gemeinsame Aktionen mit Mitspielern haben beide nicht.
Weder bei Fortuna Sittard noch in Heidenheim gibt es virtuelles Training
Weder Trainer Sjors Ultee vom niederländischen Ehrendivisionär noch Frank Schmidt beim Zweitligisten aus der Schwäbischen Alb haben virtuelle Einheiten im Programm und die beiden Fußballprofis von der Emscher leiden ein wenig unter dem Mangel an Abwechslung.
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„Wenn du vorher einen geregelten Tagesablauf hattest und jetzt alleine trainieren musst, was eher wenig Spaß macht, ist das schon was Anderes“, berichtet Passlack, der in Selfkant wohnt, fünf Kilometer entfernt von Sittard, einer Stadt mit 36.000 Einwohnern im Süden der holländischen Provinz Limburg.
Ohne Fußball wird das Fußballerleben schnell langweilig
Selfkant liegt noch diesseits der Landesgrenze und ist mit seinen etwa 10.000 Menschen die westlichste Gemeinde Deutschlands. „Langweilig ist es natürlich,“ sagt auch Multhaup, der im Zentrum der 49.000-Einwohner-Stadt Heidenheim in Ostwürttemberg lebt. In diesem Tagen entscheidet dort das Trainerteam um Frank Schmidt, wie es mit der Vorbereitung auf den erhofften Rest der Saison weitergehen soll.
Holger Sanwald, der Chef des 1. FC Heidesheim, glaubt, dass demnächst mehr denkbar sein wird als jetzt: „So bald wie möglich wollen wir die Arbeit wieder aufzunehmen – wenn das möglich ist, ohne andere zu gefährden.“„Bisher haben wir einen individuellen Trainingsplan“, erklärt Mittelfeldmann Multhaup. „Mit genauen Uhrzeiten, wann wir es machen müssen und so weiter.“
Der 23 Jahre alte Bottroper aus dem Stadtteil Boy kam über den VfB Kirchhellen, Wattenscheid 09, Schalke 04 und den FC Ingolstadt nach Heidenheim, wo er seit Oktober 2018 regelmäßig im Team steht. Fünfzehnmal spielte Multhaup bereits in dieser Saison (1 Tor), 20-mal (1 Treffer) in der vorigen.
Multhaups Karrierhöhepunkt war bislang sein Treffer gegen Leverkusen
Da hatte er seinen sportlichen Höhepunkt im DFB-Pokal gegen Leverkusen, als Multhaup die Heidenheimer mit seinem 2:1-Siegtreffer ins Viertelfinale schoss, wo es dann allerdings eine 4:5-Niederlage bei Doublegewinner Bayern München gab.
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In der Allianz-Arena gab der Bottroper auch Ende 2015 sein Profidebüt für den FC Ingolstadt, nachdem er zuvor bei Schalke 04 schon gelegentlich im Bundesligakader gestanden hatte. Sein erstes Bundesligaspiel bei den Bayern machte Multhaup u.a. gegen die Weltmeister Manuel Neuer, Philipp Lahm und Xabi Alonso.
Der 21 Jahre alte Passlack aus dem Nachwuchs von Fortuna Bottrop ist auch schon länger im Profifußball angekommen. Er ist immer mal am heimischen Sportplatz an der Rheinbabenstraße zu treffen, wo er zunächst acht Jahre lang für die Fortunen aktiv war. Felix Passlack ging mit zwölf zu Rot-Weiß Oberhausen und zwei Jahre später 2012 zu Borussia Dortmund.
BVB-Talent Passlack ist der jüngste deutsche Torschütze in der Championsleague
Viermal nacheinander gewann er von 2014 bis 2017 die Deutsche Meisterschaft in B- und A-Jugend und war Spielführer mehrerer Juniorennationalmannschaften. Manager Michael Zorc lobte ihn: „Felix ist eines unserer größten Talente. Er kann hinten rechts und vorne spielen und als Spielmacher.“ Die ersten Bundesligapartien absolvierte er vor mehr als vier Jahren; sein Vertrag mit dem BVB geht noch bis Sommer 2021.
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Felix Passlack ist der jüngste deutsche Torschütze in der Champions League, seit er im Dortmunder Nieselregen im November 2016 beim 8:4-Sieg über Legia Warschau das 7:3 köpfte – an der Seite der drei Weltmeister André Schürrle, Matthias Ginter und Roman Weidenfeller.
Nach Ausleihen zur TSG Hoffenheim und dem damaligen englischen Zweitligisten Norwich spielt Passlack seit letztem Sommer für den Klub, in dem ein gewisser Hubertus Jozef Margaretha Stevens seine Karriere begann. Für Huub Stevens‘ Heimatverein Fortuna Sittard machte Felix Passlack in sieben Monaten 25-Ligaspiele, schoss dabei zwei Tore, zuletzt im Februar gegen Heerenveen.
Fußballer können sich aktuell viele Gedanken um ihre Zukunft machen
Die momentane Lage in der Stadt Sittard beschreibt er so: „Es ist ganz entspannt hier; die Leute halten sich sehr an die Regeln bezüglich Treffen mit mehreren Leuten.“ Sportlich macht Passlack einiges: „Wir haben einen Trainingsplan bekommen und nebenher arbeite ich mit Personaltrainer per Video.“
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Seine Berateragentur Coaches and More aus Mönchengladbach hat das organisiert und will jetzt mehrere ihrer Klienten zu gemeinsamem Fitnesstraining per Video zusammenbringen, um die Langeweile zu reduzieren.
In der Niederlanden ist die Saison gerade bis Ende Mai ausgesetzt worden. 59 Profispiele hat der Fortune bisher absolviert, zur Zukunft sagt Passlack: „Mal abwarten.“ Auch Maurice Multhaup hat Zeit sich Gedanken zu machen; er kommt bisher auf 55 Profieinsätze. Trainer Schmidt lobt seine „Supereinstellung. Er ist sehr schnell und er geht dahin, wo’s wehtut.“ Multhaup will „so viel Konstanz wie möglich in mein Spiel bringen, weniger Schwankungen zu haben.“
Und die eher triste Zeit jetzt will er jetzt nutzen: „Man kann natürlich viel für sich selbst tun.“
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