Bottrop. Der SV 1911 und Fortuna Bottrop sind Beispiele für gute Social Media-Arbeit – und verfolgen dabei unterschiedliche Ansätze und Ziele.
Wenn in den sozialen Medien der #pietryszektrain rollt und der #konnikopter abhebt, dann hat der SV 1911 Bottrop mal wieder rhetorische Raketen gezündet. Der B-Ligist gehört bei Facebook und Instagram zu den aktivsten heimischen Fußballvereinen, verfolgt aber eher einen humoristischen Ansatz – im Gegensatz zu einem Schwergewicht wie dem SV Fortuna Bottrop.
Zwischen Unterhaltung und Information: Der SV 1911 bei Facebook und Instagram
„Wenn du morgens im Urlaub wach wirst und dir einfällt, dass du den Post über das letzte Spiel vergessen hast“, beginnt bei Instagram der Beitrag des SV 1911 von Donnerstag – garniert mit Fotos der schockierten Spongebob-Kultfigur Thaddäus Tentakel. Es ist die neuste Wasserstandsmeldung des B-Ligisten, die nahtlos an 115 weitere Beiträge anknüpft. Mal stellen die Blau-Weißen das Team vor, mal berichten sie aus dem Innenleben der #sundayleague-Truppe oder kommentieren das Spielgeschehen. Für voll nehmen sich die 11er selten – abgesehen vom Umgang mit isotonischen Getränken.
Der Chef hinter dem Humor-Dauerfeuer ist Lukas Schneider. Der 24-Jährige geht mit den Bottropern in die dritte Saison und spricht aus dem Pfadfinder-Lager in Dänemark über die Anfänge seines Einsatzes. „Die Jungs sind enge Freunde von mir und wir haben immer mal wieder drüber gespaßt, etwas bei Social Media aufzuziehen“, erzählt Lukas Schneider. Mit dem Trainerwechsel zu Daniel Pietryszek nahmen die Aktivitäten dann endgültig an Fahrt auf.
Positive Resonanz für den SV 1911 auf allen Kanälen – online wie offline
Die Resonanz zeigt dem Torhüter, dass er mit seinem unterhaltenden Ansatz einen Nerv trifft. Von Kommentaren unter den Beiträgen über private Nachrichten bis zu persönlichen Gesprächen mit Gegnern reichen die Rückmeldungen, stets im Tenor: mehr davon. „Es nimmt Zeit in Anspruch, aber macht Bock“, weiß Lukas Schneider und sieht noch einen weiteren Nutzen neben der Unterhaltung.
„Das rückt den kommunalen Sport in den Mittelpunkt. Die Profis haben viel Inhalt und Reichweite, die Kleinen werden schnell vergessen – so können wir ein bisschen auf uns aufmerksam machen“, erzählt der Keeper – und schickt einen Wunsch hinterher: „Mehr aktive Vereine wären klasse, dann könnten wir uns die Bälle zuspielen. Mit ein paar Spitzen, aber sportlich fair.“
Die Nummer eins in Bottrop beim Thema Social Media: Der SV Fortuna
Während die 1911er als Ein-Team-Verein in den sozialen Medien eine begrenzte Reichweite haben, spielt Fortuna Bottrop in einer anderen Liga. Gegründet auf der Zechentradition, pflegt der Bezirksligist das Image des Arbeitervereins mit familiärem Umgang. Und das höchst erfolgreich: 1783 Likes bei Facebook und 1417 Abonnenten bei Instagram machen die Rheinbaben zur Nummer eins in der Stadt.
Einen kräftigen Anteil daran hatte in den letzten Jahren Henning Ritter, der mit Berichten, Livetickern und Bildmaterial den kompletten Service bot – und von der Talkrunde bis zur Pressekonferenz vieles ausprobierte. Doch Ritter beendete sein Engagement vor knapp sechs Monaten und hinterließ ein Vakuum, das bis heute anhält. „Momentan kommt relativ wenig, auch wenn sich das erst nach einem längeren Zeitraum bemerkbar macht“, weiß der neue zweite Geschäftsführer Rafael Brenci, dem das Thema nicht nur wegen seiner Altersklasse sehr wichtig ist.
Neue Mitglieder dank starker Online-Präsenz
Denn die Fortunen wirken unter anderem durch ihre Social Media-Arbeit dem Trend der schrumpfenden Mitgliederzahlen entgegen. „Die Menge der Neuanmeldungen ist teils explodiert. Wir werden online wahrgenommen, die Arbeit macht sich bemerkbar“, sagt Rafael Brenci. Bei Nachwuchs wie Senioren stehen die Bottroper dank der konsequenten Facebook-Pflege hoch im Kurs – trotz teils schlechteren Voraussetzungen im Vergleich zur stadtinternen Konkurrenz.
Rafael Brenci möchte den Bereich deshalb auch so schnell wie möglich wiederbeleben und stellt das Team neu auf – mit einer Ausnahme. Urgestein Helmut Beckfeld versorgt die Rot-Weißen auch weiterhin mit Fotos und Kultberichten am Rande von Rechtschreibung und Zeichensetzung. „Das ist bemerkenswert und grandios, was Helmut für eine Zeit investiert“, freut sich Brenci. Denn auch in Zeiten der Digitalisierung bleibt es dabei: Ohne ehrenamtlichen Einsatz geht nichts.