Bottrop. . Fortuna hat sich an der Vereinsspitze deutlich breiter aufgestellt, um neue Herausforderungen besser zu meistern. Erste Erfolge zeichnen sich ab.
100 Tage bekommt eine neue Regierung als „Schonfrist“, bevor sie medial auf den Prüfstand gestellt wird. Rein formell gesehen ist dieser Zeitraum für den neu gewählten Vorstand des SV Fortuna Bottrop noch nicht abgelaufen; am 25. April sprachen die Mitglieder dem Team um Martin Jaeschke das Vertrauen aus. Faktisch haben sich die Menschen, die nun auf Rheinbaben in der Verantwortung stehen, schon seit Januar dieses Jahres mehrfach diskutiert, wie die Besetzung des neuen Vorstandes aussehen könnte.
„Da haben wir teilweise mit 20 Leuten zusammengesessen“, verrät Rafael Brenci, Geschäftsführer für den Fachbereich Sport. Er kann sich noch gut an das „erste Mal“ erinnern. „Fast alle haben damals aufgezählt, was gar nicht oder zumindest nicht gut läuft im Verein. Dann kam Martin und er sprach nur positiv.“ Jaeschke nickt. „Da war erst mal Ruhe. Wir haben so viel erreicht und geschafft im Verein. Uli Fleischer und sein Vorstand haben einen Riesenjob gemacht.“ Was vielleicht bei diesem Treffen noch nicht vorstellbar war: Im April stellten sich 23 Personen zur Verfügung und wurden fast ausnahmslos ohne Gegenstimmen gewählt. „Es ist schön, dass so viele Menschen dieses positiv Bekloppte, was wir hier haben, weiterfahren wollen“, sagt Jaeschke. „Diese Idee von der Fortunafamilie kommt riesig an.“ Er sieht die Neuwahlen nicht als kompletten Neuanfang.
Zusammenarbeit funktionierte nicht sofort reibungslos
Änderungen wird es dennoch geben, wie die Zusammenarbeit von Jugend, Senioren, Frauen und Alte Herren. Dass dies nicht sofort reibungslos funktioniert, war allen klar. „Aber so langsam merkt man die Fortschritte.“ Eines der Projekte, das nun recht schnell Realität wird, ist die Anzeigetafel. „Der Beton ist schon gegossen, jetzt geht es ans Gerüst. Und da bringen sich Leute ein, die ganz frisch in der Verantwortung sind. Die Liste der Vorhaben ist lang. Da muss man auch schon mal bremsen, denn schließlich ist ja vieles mit Kosten verbunden“, betont Jaeschke.
Senioren und Nachwuchs für die neue Saison gerüstet
Personell sieht sich der SV Fortuna gut aufgestellt. „Die Abgänge aus der Ersten tun weh, aber wir fangen das auf“, sagt Jaeschke. Brenci geht weiter: „Wir haben junge und hungrige Neuzugänge, ich denke, der Kader der Ersten wird stärker. Bei der Zweiten muss man sehen, wie sie sich schlagen. Sascha Bialas wechselt als Trainer in die Dritte. Unsere Frauen wollen aufsteigen.“
Auch bei der Jugend sieht Brenci die Entwicklung im Verein positiv: „Wir haben alle Altersklassen besetzt. Bis auf wenige Ausnahmen bei den Co-Trainern sind alle Übungsleiter qualifiziert. Die A-Jugend wird in der neuen Saison richtig stark und einige Konkurrenten kräftig ärgern. Und der Zulauf bei den jüngeren Mannschaften ist mega. Wir dürfen zufrieden sein.“
Mit dem, was man hat, leben - das ist eine der Fortunadevisen. „Daraus ist in den vergangenen Jahren viel Gutes entstanden, wie der Kunstrasenbau oder die Aufstiege unserer Mannschaften. Das, was da ist, zu bewahren, ist mir sehr wichtig. Rafael beispielsweise brennt darauf, strukturelle Dinge anzugehen.“ Brenci sieht dafür aktuell die beste Zeit. „In ein paar Wochen müssen wir in die neue Saison kommen. Jetzt kann man Größeres anschieben. Wir müssen wachbleiben, in dem was wir tun, dürfen uns nicht auf dem ausruhen, was da ist.“
Bei allem Enthusiasmus nicht in Hektik verfallen
Ist der neue Vorstand da gespalten? „Nein, aber natürlich sind wir nicht in allem einer Meinung“, gibt Jaeschke offen zu. „Ich genieße es, wenn Rafael mit Dennis Leidgebel und den anderen sportlichen Leitern hier sitzt und diskutiert und Ideen entwickelt. Aber bei allem Enthusiasmus werden wir nicht in Hektik verfallen.“ Sportlich gesehen blicken die Fortunen auf eine Topsaison zurück: Die erste Mannschaft holte den Hallenstadtmeister- und Kreispokaltitel, Platz fünf in der Bezirksliga. Die Zweite ist aufgestiegen, die Dritte hat den fast schon sicheren Abstieg abgewendet. Die Frauenmannschaft holte in der Liga Platz zwei. Auch für die neue Spielzeit sehen sich die Fortunen stark aufgestellt.
Kern aller Vorhaben: „Wir wollen mit den Leuten arbeiten, die unsere Philosophie mittragen, Leuten aus den eigenen Reihen. Wir werden nicht sinnlos Geld ausgeben. Neue Spieler kommen beispielsweise über Netzwerke, nicht weil wir ihnen 50 Euro pro Woche in die Hand drücken. Das heißt nicht, dass kein Geld fließt. Aber für Dinge wie ein Tankgutschein für jemanden, der von weiter weg zum Training kommt und noch jemanden abholt. Oder Immaterielles, wie Unterstützung bei der Jobsuche“, erklären Jaeschke und Brenci. Und wie sieht die Perspektive für den Vorstand selbst aus? „Wenn ich mir beispielsweise Carmen Noska ansehe, die sich um die ganze administrative Seite kümmert - solche Menschen sind unbezahlbar. Es ist Ehrenamt und muss Spaß machen.“ Den scheint Fortunas neues Team zu haben - nicht zuletzt beim Currywurstessen während der Sitzungen. „Das ist Tradition auf Rheinbaben - nicht unbedingt besser, aber in jedem Fall anders.“