Bottrop. . Helmut Beckfeld verpasst kaum ein Spiel. Der ehemalige Bergmann ist Vereinsfotograf. Nur einmal weigerte er sich, auf den Auslöser zu drücken.

Abpfiff, aus und vorbei? Für einen geht nach dem Spiel die Arbeit erst richtig los. „Arbeit ist es natürlich nicht, mehr eine Aufgabe“, korrigiert Helmut Beckfeld, der Haus- und Hof-Fotograf des SV Fortuna.

Nach den Spielen schwingt er sich auf sein Rad oder den Roller. Und dann geht es an den Rechner. Beckfeld lässt das Spiel noch einmal Revue passieren - bei der Auswahl und Bearbeitung der zahlreichen Fotos, die er gemacht hat. „Manchmal esse ich schnell noch eine Kleinigkeit, aber dann fange ich an. Am Sonntag war ich zum Beispiel erst nach 20 Uhr fertig.“

Als die Fäuste flogen nahm Beckfeld den Finger vom Auslöser

Nur ein einziges Mal verzichtete Helmut Beckfeld bewusst darauf Fotos zu machen, als es nach dem Heimspiel der Fortuna gegen den Sportclub 1920 Oberhausen im Mai 2018 zu Auseinandersetzungen zwischen den Mannschaften kam. Helmut Beckfeld erinnert sich: „Als das hochkochte, habe ich nicht mehr fotografiert. Trotzdem kam ein Oberhausener auf mich zu, wollte wissen, was ich fotografiere.“

Der aufgebrachte Spieler ließ sich nicht beruhigen, wurde handgreiflich - und beschädigte die Kamera. Beckfeld stellte Anzeige, inzwischen ist die Sache vor dem Schiedsgericht geregelt worden.

Das Verständnis für ein solches Vergalten fehlt ihm immer noch: „Dieses Verhalten ist mir unbegreiflich. Auch, was sich Trainer oder auch Spieler während eines Spiels so an den Kopf werfen, ist unfassbar. Ich bekomme da einiges mit, da ich nah dran bin, und auch weil viele nicht wissen, dass ich für die Fortuna fotografiere.“

Zunächst kommen etwa 100 aus rund 500 Bildern in die engere Auswahl, 40 bis 50 finden ihren Weg auf die Facebook-Seite des SV Fortuna. Sorgen um die Qualität müssen sich die Fortunen nicht machen. „Nur das Optimale kommt auf die Seite“, erklärt der 72-jährige gebürtige Bottroper.

„Ich bin Fotograf und kein Knipser. Vielleicht habe ich das gute Auge für Fotos. Aber ich freue mich über jedes einzelne, denn ich packe da mein Herz rein. Jedes Foto ist ein Unikat.“ Interesse am Fotografieren hatte Beckfeld schon in jungen Jahren.

„Als ich selbst Geld verdiente, habe ich meine erste Kamera gekauft.“ Zur Sportfotografie führte ihn der Nachwuchs. Als die heute 17-jährige Enkelin Marjolie mit der Leichtathletik begann, schüttelte er angesichts der Fotos, die die Eltern machten, den Kopf. „Da gab es die Bilder mit ganz viel Himmel und ganz kleinen Menschen drauf“, erinnert sich Beckfeld lachend. „Bei mir hieß es: Der macht gute Bilder.“ Noch heute liefert er seine Fotografien dem LC Adler, unter anderem auch für die Plakate der NRW-Gala.

Über 40 Jahre beim SV Fortuna

Auch die Beziehung zur Fortuna ist eine langjährige. Zu seinem Bekanntenkreis gehörte Ende der 70er der damalige Geschäftsführer des SV Fortuna. „Mit Josef Kaimeyer habe ich schon mal ein Bier in der Kneipe getrunken. Und Jupp sagte: Komm doch auch zur Fortuna.“ Und er kam, betätigte sich als Spieler und Jugendtrainer. Anfang 2018 feierte Beckfeld sein 40-Jähriges. Es gab zwischendurch aber ein paar Jahre der „Abstinenz“, wie er es selbst nennt. Doch die alte Liebe rostete nicht, flammte neu auf, als er die Spiele in der Bezirksliga besuchte - und fotografierte.

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„Irgendwann fragten mich die Fortunen, ob ich ihnen die Fotos zur Verfügung stellen würde. Henning Ritter sprach mich wegen der Internetseiten an. Im Detail weiß ich das gar nicht mehr, irgendwie bin ich da reingerutscht.“ Ganz reibungslos lief das Engagement zunächst nicht. „Anfangs habe ich die Spiele geschaut, ohne ständig an die Kamera zu denken, vor allem bei Torraumszenen“, gibt Beckfeld zu. Das passiert ihm nicht mehr. „Jetzt fange ich alle Szenen mit der Kamera ein.“

Das Fotografieren zum Beruf zu machen, das kam dem Bottroper, der im Bergbau bei der Grubenwehr beschäftigt war, nie in den Sinn. „Ich bin leidenschaftlicher Radfahrer und bastle auch gern an den Rädern herum. Wäre ich noch mal 42, würde ich mich mit einem kleinen Fahrradgeschäft selbstständig machen. Das Fotografieren war immer nur Hobby.“

So lange es noch Spaß macht

„Nur“ ist allerdings keine ganz treffende Bezeichnung. Seine Fotos aus der Industriekultur brachten ihm schon den einen oder anderen Preis in Wettbewerben für Hobbyfotografen ein. Und Sylvia Beckfeld nutzte Fotos ihres Mannes für das eigene Kunsthandwerk. „Beim Fotografieren, oder wenn er an den Fahrrädern arbeitet, geht er darin völlig auf“, verrät sie. „Die Resonanz für meine Fotos ist sehr gut. Ich mache es aber nicht aus Selbstgeltung“, betont Beckfeld. „Mir macht es einfach Spaß.“