Willingen. .

Sie nehmen Platz im Empfangsraum des Willinger Trainingslager-Hotels, und nach ein paar Minuten hat man das Gefühl, die beiden 20-Jährigen sind gar nicht frisch dabei beim VfL, seit fünf Tagen erst.

„Wir haben uns gut eingefügt, aber das ist nicht schwer in dieser Mannschaft“, sagt Daniel Ginczek, der Stoßstürmer, der von Borussia Dortmund für ein Jahr ausgeliehen wurde. Vom Meister, wo bekanntlich auch nicht die schlechteste Stimmung herrscht. „Die Älteren führen die Jungen, gerade Dabro hat schon viel mit mir gesprochen“, sagt Ginczek. Und Christoph Kramer, der zentrale Mittelfeldmann, den Bayer Leverkusen zwei Jahre ausgeliehen hat, schwärmt: „In Leverkusen war die Stimmung auch in Ordnung, aber hier ist sie herzlicher. Das ist eine super Truppe, da kann man sich nur wohlfühlen.“

Nun ist ja zu erwarten, dass neue Spieler nicht gleich über ihren neuen Verein, gar über Kollegen herfallen. Doch wer Ginczek und Kramer näher beobachtet, beim Training, beim Interview, nimmt ihnen ab, dass diese Lockerheit, gepaart mit gefordertem und erforderlichen Ehrgeiz, nur in einem gesunden Klima Ausdruck finden kann. Entspannt, erstaunlich souverän treten sie auf, mit klarem Blick fürs Wesentliche: Sie wollen sich „empfehlen“, wie Ginczek sagt, sie wollen „spielen“, wie Kramer es schlicht ausdrückt. In der 2. Liga, um den Aufstieg.

„Aufgeschlossene Jungs“ nennt Trainer Friedhelm Funkel die beiden Junioren-Nationalspieler der U 21 (Ginczek) und U 20. Kramer hat Abi, Ginczek Fachabi. Sie passen perfekt in die derzeit den deutschen Fußball prägende neue Generation, gebildet, zielstrebig und nicht abgehoben.

Kramer hatte in Leverkusen keine Chance

Durchsetzen wollen, müssen sie sich auf dem Platz. Kramer im zentralen Mittelfeld, auf der Sechs oder Acht, wo er in Leverkusen keine Chance hatte gegen die versammelte (Welt-)Klasse, gegen Vidal, Rolfes, Ballack und Co. „Christoph ist viel in Bewegung, stark im defensiven Kopfball, hat eine gute Übersicht, verteilt die Bälle gut,“ sagt Ginczek über seinen neuen Teamkollegen, den er aus Auswahlteams schon länger kennt. „Christoph ist sehr zweikampfstark, präsent im Mittelfeld, passsicher“, urteilt Funkel. Und Ginczek? „Schießt Tore wie am Fließband, immer“, sagt Kramer grinsend. „Sehr laufstark“ sei er, sagt Funkel, „körperlich präsent“ mit seinen 1,91 Meten und 85 Kilo - und enorm schnell ist er. 3,78 Sekunden auf 30m, daran muss sich Matthias Ostrzolek, bisher Bochums Schnellster, messen. Ginczek: „Ja, ich bin schnell. Aber auch schnell müde...“

Trainingsbeginn beim VfL

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Sie haben noch Schwächen, dazu stehen sie, daran wollen sie arbeiten. Ginczek an der Ausdauer etwa, Kramer an der Robustheit. In Leverkusen wurde er als C-Jugendlicher ja sogar aussortiert, für zu klein, zu leicht befunden. Heute misst er 1,90 Meter, wirkt aber trotzdem noch fast wie ein - leichtfüßiges - Fliegengewicht mit seinen 73 Kilo. „Ich könnte ein bisschen zulegen", sagt er. Sascha Lewandowski holte den bei Fortuna Düsseldorf rasant Gewachsenen in der A-Jugend zu Bayer zurück, als Kapitän führte er das Team ins DM-Finale 2010 (0:1 gegen Hansa), trainierte bereits teilweise bei den Profis mit, in der vergangenen Saison ständig. „Ich habe alle Testspiele bestritten“, sagt er schmunzelnd: „Aber kein Bundesliga-Spiel.“ In der Regionalliga, bei der Reserve des Vizemeisters, durfte Kramer glänzen, nun will er den nächsten Schritt schaffen.

So wie Ginczek, der in der vergangenen Saison beim BVB ebenfalls täglich mittrainierte, aber auch „nur“ in der 4. Liga zum Einsatz kam: zu stark die Meister-Konkurrenz, Barrios, Lewandowski. Funkel sagt: „Die 2. Liga ist für junge Spieler optimal, um sich zu entwickeln. Die beiden können es bei uns schaffen.“

Testspiel gegen den MSV Duisburg am 1. Juli

Keine großen Blessuren, allenfalls Muskelkater: Beim Trainingslager des VfL in Willingen läuft es bisher nach Plan. Am Freitag kehren die Bochumer zurück, abends (18 Uhr) bestreiten sie gegen Hordel ihr erstes Testspiel, am Sonntag (15 Uhr) steigt das zweite: gegen den Drittligisten Preußen Münster (in der Gemeinde Laer, Anlage an der Sportallee). Gestern machte Sportvorstand Jens Todt das dritte Testspiel klar: Im Rahmen des Trainingslagers in Marienfeld spielt der VfL am Freitag, 1. Juli, gegen Ligakonkurrent MSV Duisburg. Die Partie findet in Soest statt, Anpfiff: 17.30 Uhr.