Wil. Bei Minustemperaturen haben die Profis des VfL Bochum den Säntis bezwungen, haben am Samstag eine teils wackelige Ruderpartie mit einem schönen Grillnachmittag abgerundet und widmen sich am Montag (18.30 Uhr) wieder Ball und Gegner.

Nach den zwei Erfolgen gegen den FC Zürich (2:1) und den FC St. Gallen (4:3) steht das dritte und abschießende Testspiel des VfL Bochum während des Sommertrainingslagers in der Schweiz an.

5400 Menschen fasst das Stadion Bergholz, in dem der Zweitligist FC Wil seine Heimspiele austrägt. In Wil, einer 18 000-Einwohner-Kommune, wurde Mittelfeld-Akteur Daniel Imhof geboren, den FC hievte einst Marcel Koller von der vierten in die zweite Liga; und hier, am Bergholz, beginnt heute vermutlich der Showdown der Bochumer Innenverteidiger. Erstmals in der Vorbereitung greift nämlich Anthar Yahia ins Geschehen ein. „Viel verloren an Kraft und Kondition” habe er „nicht” in den lediglich zwei Wochen der Muße, sagt der Algerier. Trotz des schwachen letzten Saisondrittels nach der Verletzungspause startet Yahia mit Selbstvertrauen in die Saison - als Nationalspieler, dessen Team bereits mit einem Bein in Südafrika steht - bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2010. Und Yahia hat keineswegs vor, ohne maximale Spielpraxis zum Turnier der Weltbesten zu reisen.

Weil aber Mergim Mavraj in der zurückliegenden Spielzeit nachgewiesen hat, dass er mehr ist als nur Ersatz, und weil Marcel Maltritz, der ebenso wie Yahia nach der Verletzungspause nur sehr schwer wieder in die Gänge kam, als Kapitän sowohl auf dem Platz als auch in der Kabine wichtig ist, dürfte Marcel Kollers schwierigste Entscheidung die sein, welches Innenverteidiger-Paar in vier Wochen beim Saisonanpfiff der Bundesliga auf dem Platz stehen wird.

Stanislav Sestak, der einen sehr beweglichen und spielfreudigen Eindruck macht, dürfte dagegen in der Offensive gesetzt sein, nicht nur wegen seiner drei Tore in den letzten beiden Spielen. Allerdings muss Sestak noch auf seinen potenziellen neuen Nebenmann warten. Die Fingerverletzung von Zlatko Dedic bereitet nämlich immer noch Probleme, und niemand will das Risiko einer weiteren Teilamputation eingehen, weil sich die Wunde entzündet hat.

Was den fünften Stürmer betrifft, könnte auch ein Leihgeschäft „eine Option” sein, sagt Sportvorstand Thomas Ernst, der grundsätzlich jedoch „kein Freund” davon ist, Spieler auszuleihen. Deniz Yilmaz (21) zum Beispiel hätte ganz gut zum Anforderungsprofil gepasst. Das Bayern-Talent hat für die U 23 des deutschen Rekordmeisters in der 3. Bundesliga sieben Tore erzielt und wäre wohl auch zu haben gewesen, hätte es in München nicht einen Trainerwechsel gegeben. Weil die Verantwortlichen jedoch Hermann Gerlands Nachfolger Mehmet Scholl zu Beginn seiner neuen Karriere das Leben nicht erschweren wollen, muss Yilmaz bleiben.

„Es gibt Situationen, in denen du noch einmal neu anfängst”, sagt Thomas Ernst und hat dabei die Ligen im Blick, die bereits im Spielbetrieb sind. Dann fügt er hinzu: „Ehe wir etwas tun, nur um etwas zu tun, wäre auch ein Wintertransfer eine Option.” Wenn man nur wüsste, wie es mit Zlatko Dedic' Finger weitergehen wird.