Dortmund. Spektakulär, aber unsouverän: Bei Wattenscheid 09 herrscht nach dem dramatischen Sieg in Bövinghausen Erleichterung. Emre Yesilova erlöst sein Team, bevor die Stimmung kippt.

Als die Mannschaft der SG Wattenscheid 09 zu den Gästefans kam, erwischte einer genau den richtigen Moment: „Danke Emre!“, rief ein Wattenscheider - und sorgte für Lacher bei Fans wie Spielern. Die pure Erleichterung bei den Fans, die kurz vorher der Verzweiflung nahe waren. Gemeint war Emre Yesilova, der mit einem Freistoßtor die SG Wattenscheid zum 4:3-Sieg beim TuS Bövinghausen schoss. Und Verein und Mannschaft damit unangenehme Fragen und auch unangenehme Blicke Richtung Tabellenkeller ersparte.

Es lief die erste Minute der Nachspielzeit, als Yesilova das Spiel entschied. 19 Meter, zentrale Position - ein klarer Fall. „Eigentlich diskutiere ich da nicht. Wenn ein Mitspieler sagt, er fühlt sich richtig gut, dann lasse ich ihm den. Aber normalerweise lasse ich mir den nicht entgehen“, beschrieb Yesilova den entscheidenden Moment.

Bei ihm standen Jamal El Mansoury und Mike Lewicki, der zuletzt auch im Testspiel einen Freistoß verwandelt hatte. Yesilova: „Wäre der bisschen weiter weg gewesen, hätte Mike wohl geschossen. Aber das ist genau meine Position, von da habe ich schon einige gemacht.“ Yesilova zirkelte den Ball ins rechte Eck, hatte gesehen, dass die Mauer „komisch“ stand und sorgte so für den sechsten Saisonsieg.

Wattenscheid 09 hat ein gutes Polster auf die Abstiegsränge

Mit dem hat die SGW nun 21 Punkte aus 16 Spielen, ein beruhigender Wert schon vor dem letzten Spiel des Jahres in Lippstadt am kommenden Sonntag. Der Erfolg war am Ende wild umjubelt, weil er spektakulär war - aber er war auch unsouverän. Wattenscheid verschleuderte zahlreiche Chancen, die für einen zweistelligen Sieg hätten reichen können, fast hätte die SGW den Sieg fahrlässig weggeworfen. Es passt zu einer Hinrunde mit viel gutem Fußball, aber einer Punktausbeute, die ins untere Mittelfeld gehört.

TuS Bövinghausen 04 - SG Wattenscheid 09
Die Wattenscheider Abwehr um Joey Gabriel leistete sich auch gegen Schlusslicht Bövinghausen viele unsichere Momente - hier Joey Gabriel (SG Wattenscheid 09) gegen Elmar Skrijelj. © FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann

„Unnötig“ und „dumm“ waren Worte, die etwa Trainer Christopher Pache, Vize-Kapitän Tim Kaminski und der Sportliche Leiter Richard Weber wählten. Paches Plan mit drei schnellen Stürmern zu spielen, ging zwar fußballerisch auf. Die Offensive um Jamal El Mansoury, Berkan Firat, Hivan Kouonang und Robert Nnaji spielte schnell und sehenswert. Nach der frühen 2:0-Führung durch Kaminski und El Mansoury vergab die SGW aber Chance um Chance. Das perfekt herausgekonterte 3:1-Tor durch Kouonang mit der feinen Hacken-Vorarbeit von Firat hätte die Vorentscheidung sein müssen.

SG Wattenscheid 09 - SV Westfalia Rhynern
Matchwinner: Emre Yesilova traf zum 4:3 nach seiner späten Einwechslung für Wattenscheid 09. © FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann

Aber mit einem absurden Chancenwucher ließen die Wattenscheider das defensiv überforderte Schlusslicht am Leben. El Mansoury, Nnaji und Firat vergaben aus kurzer Distanz, Tom Sindermann traf die Latte. Die Fans am Rand konnten es kaum fassen - erst recht nicht, weil die Wattenscheider Abwehr bei Kontern immer wieder wackelte und sich Patzer erlaubte. Nach einem einfachen langen Ball glich Yanni Regäsel in der 82. Minute zum 3:3 aus, die Stimmung drohte umzuschlagen.

Wattenscheid 09: „Gegen Lippstadt müssen wir einiges draufpacken“

Yesilova aber rettete den Wattenscheider Abend, sorgte für die eingeplanten drei Punkte. Für Bövinghausen war es die 14. Niederlage im 17. Spiel. „Es hat nur eine Mannschaft gespielt. Hätten wir hier Punkte gelassen, damit hätte ich nicht umgehen können. Ich hätte nicht schlafen können“, sagte Pache, der eigentlich zufrieden mit dem Fußball war, aber über die Chancenverwertung schimpfte. „Das Wichtigste sind die drei Punkte“, meinte Richard Weber, der insgesamt nicht richtig glücklich mit dem Auftritt war. Tenor bei beiden: So einen Gegner hätte man abschießen müssen.

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Emre Yesilova, der gut 80 Minuten draußen saß, sagte: „Wir hatten viele Chancen, aber ich denke, dass wir es viel besser können. Wir haben auch einige Chancen zugelassen, die wir nicht so zulassen können. Aber am Ende zählen die drei Punkte. Wir haben auch gute Spiele verloren, also ist das heute egal. Gegen Lippstadt müssen wir aber einiges draufpacken.“

  • TuS Bövinghausen: Szczepankiewicz - Khan, You, Malcherek, Licina - Dzaferoski, Algan, Hodza - Regäsel, Skrijelj (65. Papadopoulos), Twumasi.
  • SG Wattenscheid 09: Lenuweit - Kaminski (83. Seltana), Kacmaz, Gabriel, Pasche (61. Sarli) - Buckmaier (67. Lewicki), Sindermann - El Mansoury, Firat, Kouonang (82. Yesilova) - Nnaji (90. Broos).
  • Schiedsrichter: Stefan Tendyck.
  • Tore: 0:1 Kaminski (2.), 0:2 El Mansoury (14.), 1:2 You (18.), 1:3 Kouonang (60.), 2:3 Algan (67.), 3:3 Regäsel (81.), 3:4 Yesilova (90.).
  • Zuschauer: 135.

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