Dortmund. Dem TuS Bvinghausen droht die Insolvenz. Die sportlichen Probleme des Dortmunder Klubs in der Oberliga Westfalen sind nicht die größten. Die Hintergründe.

  • Dem Dortmunder Oberligisten TuS Bövinghausen droht die Insolvenz
  • Es wurde ein Insolvenzeröffnungsverfahren eingeleitet, der Spielbetrieb wird vorerst jedoch fortgesetzt wird.
  • Der vorläufige Insolvenzverwalter hat die Kontrolle über die Finanzen des Vereins. Dem TuS Bövinghausen droht ein Punktabzug von neun Zählern.

Schon seit einigen Tagen und Wochen gab es Gerüchte rund um den TuS Bövinghausen, nun ist es offiziell: Der Dortmunder Oberligist ist offenbar zahlungsunfähig. Am Montag hat das Amtsgericht Dortmund ein Insolvenzeröffnungsverfahren gegen den Klub eingeleitet, für den auch Ex-Wattenscheid-Kapitän Jeff Malcherek aktiv ist. Bövinghausen steckt nach der 1:5-Klatsche im „Endspiel“ gegen Wiemelhausen tief im Oberliga-Keller, die sportlichen Probleme sind aber nicht die größten.

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Schon am Rande des 1:8 gegen den TuS Ennepetal vor einigen Wochen waren Gerüchte aufgekommen, dass etwas nicht stimmt. Trainer Baris Özbek verließ den Verein kurz nach dem Saisonstart, wurde durch Dimitrios Kalpakidis und Danny Voß ersetzt. Seit Montagnachmittag ist der Klub nun unter dem Verdacht der Insolvenz. In den nächsten Wochen und Monaten wird geprüft, ob auch ein Insolvenzverfahren eröffnet wird.

Vorstand des TuS Bövinghausen äußert sich zur Insolvenz

In einem Offenen Brief des Vorstands heißt es:

  • „Das Insolvenzeröffnungsverfahren wurde aufgrund der bestehenden finanziellen Herausforderungen eingeleitet, um die nötige Struktur und Transparenz für eine geordnete Lösung zu schaffen. Wir können Ihnen jedoch versichern, dass der Spielbetrieb des TuS Bövinghausen 04 e.V. zu keinem zeitpunkt gefährdet ist. Alle geplanten Spiele und Wettbewerbe finden wie vorgesehen statt, und wir werden unser Bestes tun, um den gewohnten Standard und die Qualität des Spielbetriebs aufrechtzuerhalten.“

Welche Auswirkungen das auf den Spielbetrieb hat, ist unklar. Vorstand Ajhan Dzaferoski sagt gegenüber dem Reviersport: „Wir werden auf jeden Fall in diesem Kalenderjahr weiter am Spielbetrieb teilnehmen. Was darüber hinaus passiert, wissen wir zu diesem Zeitpunkt nicht. Das liegt dann auch in den Händen des Insolvenzverwalters.“ Sollte Bövinghausen vor dem 1. Mai aus dem Spielbetrieb ausscheiden, würden alle gespielten Partien annulliert und aus der Wertung genommen.

TuS Bövinghausen: Es droht harter Punktabzug

Vorläufiger Insolvenzverwalter ist der Dortmunder Rechtsanwalt Marvin Bauernfeind - er hat nun das Sagen und darf entscheiden, wofür der TuS Geld ausgibt. Alle Angestellten des Vereins (also die Spieler) erhalten aber vorübergehend Insolvenzgeld. In der Insolvenzbekanntmachung heißt es: „Verfügungen des Schuldners über Gegenstände seines Vermögens sind nur noch mit Zustimmung des vorläufigen Insolvenzverwalters wirksam.“

ASC 09 Dortmund - TuS Bövinghausen 04
Baris Özbek hat den TuS Bövinghausen nach dem 1:8 gegen den TuS Ennepetal verlassen. © FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann

Rein sportlich wird die Lage noch düsterer für den TuS - nach sechs Spielen hat der TuS keinen einzigen Punkt und eine Tordifferenz von -18, stellt sowohl den schwächsten Angriff als auch die schwächste Abwehr. Nun wird auch noch ein Punktabzug hinzukommen. In der Spielordnung des Westdeutschen Fußball-Verbands, die auch für die Oberliga Westfalen gilt, heißt es:

  • Wenn gegen einen Verein ein Insolvenzverfahren eröffnet wird, „so werden der klassenhöchsten Mannschaft mit Rechtskraft des Beschlusses des Insolvenzgerichts bzw. mit der Anzeige der Zahlungsunfähigkeit oder Überschuldung beim Restrukturierungsgericht (...) neun Gewinnpunkte abgezogen.“

Bövinghausen hätte dann minus neun Punkte und müsste an den verbleibenden Spieltagen mindestens 13 Zähler auf den Drittletzten Victoria Clarholz aufholen. Einen ähnlichen Fall gab es bereits 2019: Da meldete Westfalia Herne Insolvenz an - der Verbandsfußballausschuss verhängte wenige Wochen später die neun Punkte Abzug. Westfalia Herne spielte damals weiter. Die SG Wattenscheid 09, die auch 2019 insolvent war, musste den Regionalliga-Spielbetrieb damals dagegen komplett einstellen.

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Anfang des Jahres wurde der TuS-Vorstand zu einer hohen Strafe wegen Steuerhinterziehung verurteilt, im Kader wie auf der Trainerbank herrscht seit Jahren eine große Fluktuation. Schon nach dem großen Umbruch im vergangenen Winter konnte der TuS den Abstieg nur knapp verhindern.

Dabei ist es nicht lang her, dass der TuS vom Regionalliga-Aufstieg träumte, nach einem steilen Aufstieg. 2018 war Bövinghausen noch Kreisligist, feierte dann mehrere Aufstiege in Folge und verpasste 2023 den Regionalliga-Aufstieg erst im Endspurt. Der Klub machte immer wieder Schlagzeilen durch spektakuläre Transfers, etwa von Weltmeister Kevin Großkreutz, der von 2021 bis 2023 für den TuS spielte.

Wie die aktuelle Mannschaft mit dem Thema umgeht, wird sich zeigen - am Dienstagabend um 18 Uhr gab es eine Sitzung, nachdem am Montag beim TuS trainingsfrei war. Am Sonntag spielt Bövinghausen beim SV Schermbeck. Am 3. November ist der TuS beim VfL Bochum II zu Gast, Anfang Dezember spielt Wattenscheid in Bövinghausen.

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