Bochum. Die U23 des VfL Bochum vor dem ersten Heimspiel: Klar ist, wer von den Profis kommt und wer im Tor steht. Aber wie läuft der Austausch mit den Profis? Und was wird sportlich wichtig?
Vieles ist neu für das U23-Team des VfL Bochum - das Gefühl einer Pflichtspiel-Niederlage hätte Heiko Butscher seiner Mannschaft gerne noch erspart. Nach dem 1:2 in Ennepetal sei die Enttäuschung in der Mannschaft groß gewesen, sagt der Trainer. Im besten Fall ist es die Vorlage für einen Lerneffekt. „Einige Dinge haben wir angesprochen, sie waren Thema in der Trainingswoche.“ Insbesondere die Zweikampfführung sowie das Verteidigen passten Butscher nicht - zu oft wich die Viererkette zurück, statt nach vorne zu verteidigen und den Ballgewinn zu suchen. Er sagt aber auch: „Wir sind froh, dass wir so ein Spiel hatten.“
Die Entwicklung werde aber Zeit brauchen, sagt Butscher - und trotzdem sollen am Sonntag (15 Uhr) im ersten Heimspiel auf dem LA-Platz auch die ersten Punkte her. Die SpVgg Vreden ist zu Gast, wir zeigen die Partie im Livestream auf waz.de/VfL.
Butscher sagt: „Vreden wird eine ähnliche Herausforderung. Wir brauchen die Grundtugenden.“ Die Auftaktniederlage in Ennepetal warf dabei drei Themen auf, die Butscher und sein Team auch durch die Saison weiter beschäftigen werden.
1) Wie läuft der Austausch mit den Profis?
Lennart Koerdt war der einzige Spieler aus der Bundesliga-Mannschaft, der in Ennepetal das Oberliga-Team verstärkte, der 19-Jährige spielte gemeinsam mit Kapitän Lars Holtkamp und Dennis Grote in der Mittelfeldzentrale, allerdings nach nur einer Trainingseinheit mit der U23, nachdem er die Vorbereitung bei den Profis mitmachte.
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Grundsätzlich ist geplant, dass immer wieder Profispieler Spielpraxis in der U23 bekommen können, neben Koerdt auch Mats Pannewig etwa, falls er oben keine Minuten bekommt. „Solche Duelle gibt es im Jugendfußball nicht, das ist ein anderer Fußball. Ich kann nur jedem raten, hier erstmal ein Spiel zu machen“, hielt Butscher ein Plädoyer für Einsätze in der fünften Liga. „Das war einer der Hauptgründe, dass junge Spieler oder auch etablierte Spieler, die einfach Spielpraxis sammeln und Duelle haben wollen, dazu ist diese Mannschaft da.“
Wie Profi-Trainer Zeidler am Donnerstag bekanntgab, ist Koerdt auch am Sonntag gegen Vreden bei der U23 statt mit den Profis zum Pokalspiel nach Regensburg zu reisen. Er verstärkt einen relativ kleinen Kader mit einigen angeschlagenen Spielern - mehr Unterstützung gibt es für die U23 aber nicht, dafür ist der Profikader auch aktuell nicht groß genug.
Am vergangenen Sonntag lief es sogar andersherum, die U23 schickte noch einen mehr nach oben: Da Timo Horn Vater wurde, fehlte er beim Test in Le Havre und auch im Profi-Training am Sonntag. U23-Keeper Niklas Lübcke, vergangene Saison noch bei Wattenscheid 09 im Tor, durfte sich am Familientag den Fans im Profi-Training präsentieren. Hugo Rölleke stand in Ennepetal im Tor. Die Absprache hier ist klar: Das 19-jährige Talent Rölleke soll Spielpraxis sammeln, Lübcke ist Back-up - eine Rolle, die er auch schon in der vorletzten Saison bei der zweiten Mannschaft von Borussia Dortmund erfüllte.
2) Geben alle Gegner gegen den VfL Extra-Gas?
Schon bevor das VfL-Team sein erstes Spiel machte, stand das Projekt im Fokus, da viele Oberligisten gegen die EIngruppierung der VfL-U23 protestierten. 600 Fans, die meisten davon Bochumer, kamen zum Auftaktspiel. Am Sonntag dürften es angesichts der Parallel-Ansetzung der Profis in Regensburg nicht annähernd so viele Fans sein - aber für den Gegner ist die Partie trotzdem eine besondere.
„Gegen den VfL Bochum wird jede Mannschaft nochmal oben draufpacken“, sagt Heiko Butscher. Sein erster Gegner-Trainer Sebastian Westerhoff bestätigte: „Ich glaube, schon, ich habe die Jungs auch dahingehend eingestellt, dass es etwas Besonderes ist. Der eine oder andere ist vielleicht auch etwas mehr gelaufen, als er sonst läuft“, meinte Westerhoff.
Der VfL ist zwar nicht die einzige Zweitvertretung - aber vom Namen her sind Preußen Münster II und SC Verl II natürlich nicht mit der Bundesliga-Reserve zu vergleichen. Auch für die SpVgg Vreden dürfte der Auftritt im Schatten des Ruhrstadions ein spezielles Spiel sein - und die jungen Bochumer müssen damit klarkommen.
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3) Bleiben Standards die ganze Saison ein Problem?
Nicht alle, aber viele Oberligisten sind in der Lage mit einfachen Mitteln ihre Spiele zu gewinnen: Kompakte Verteidigung, Standardsituationen und ein starkes Konterspiel sind die Schlüssel, mit denen auch der TuS Ennepetal der VfL-U23 beikam. Das 0:1 fiel nach einem Eckball in der 9. Minute - danach lief der VfL hinterher.
Während das Butscher-Team im Umschaltspiel in beide Richtungen normalerweise schnell Oberliga-Niveau bekommen sollte, geht Butscher davon aus, dass Ecken und Freistöße immer wieder für Probleme sorgen könnten. Die meisten Gegner sind robuster. Die Älteren im VfL-Team sind Nico Pulver und Dennis Grote, auch keine Türme im Kopfballspiel. „Wir sind nicht die Truppe, die Standards top wegverteidigt. Das wird eine wunde Stelle bleiben, aber wir arbeiten daran.“
Umso wichtiger wäre eine Führung für das Team, die Sicherheit geben könnte. Denn auch Verunsicherung habe bei der Auftaktniederlage eine Rolle gespielt, so Butscher. „Die Mannschaft wusste nicht, wo sie steht.“ Jetzt weiß sie es - und kann gegen Vreden zeigen, dass sie schon dazugelernt hat.
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