Wattenscheid. Seit seiner Verletzung vor über zwei Jahren quält sich Mike Lewicki, verlor seinen Ausbildungsplatz. Trotz schwerer Zeiten bekennt er sich zu 09.

Die Fahrtzeit zur Reha nutzt Mike Lewicki für ein kurzes Gespräch. „Ich habe 25 Minuten“, informiert er, und dann braucht es nur wenige Stichworte, ehe es aus dem ihm nur so heraussprudelt. Dann ist die Rede von Regionalliga, von Vereinsliebe, von Aufopferungsbereitschaft und von grenzenloser Motivation. Nur wenig lässt dann vermuten, dass da ein Fußballer spricht, dessen treuster Begleiter nicht der immerwährende sportliche Erfolg ist, sondern das hartnäckige Verletzungspech.

Am 16. September 2021, für Wattenscheid 09 hatte gerade die Saison begonnen, die mit dem Regionalliga-Aufstieg endete, riss sich der Mittelfeldspieler Kreuzband, Außenmeniskus und Innenband, fiel neun Monate lang aus. Nach seiner Genesung wieder Probleme mit dem Meniskus – vielleicht hatte er sich zu wenig Pause gegönnt, über diese Frage streitet sich sein medizinisches Umfeld. Am Sonntag feierte er beim 2:4 in Gievenbeck nach abermaliger Pause sein Comeback beim Tabellenletzten. Trotzdem sagt er frank und frei, dass er mit Wattenscheid 09 bald wieder in der Regionalliga spielen will.

Die SG Wattenscheid 09 ist für Lewicki Ehrensache

Nun könnte man Lewicki, gerade einmal 23 Jahre alt, Naivität nachsagen. Weniger kritisch könnte es übergroßer Optimismus sein. Aber der Fußballer hält dagegen, sieht seine Pläne eher als Ehrensache: „Rückschläge sind immer da, aber ich werde immer weitermachen. Der Verein hat mich unterstützt, wo es geht. Ich muss jetzt was zurückgeben. Und damit höre ich nicht auf, bis wir wieder in der Regionalliga spielen.“ Wirken lassen.

Um den Spieler Lewicki in seiner Zielstrebigkeit zu verstehen, hilft ein Blick auf sein Vorbild. Vater Robert ist Gewichtheber, Sportler durch und durch. Von ihm habe Mike alles, was ihn im Sport auszeichne. Vor allem die Härte: „Ich habe einmal vor ihm geweint, danach nie wieder.“

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Wegen seiner Verletzung hat Lewicki seinen Ausbildungsplatz verloren

Es ist eine Art von Härte, die gemeinhin aus der Mode kommen mag, im Fußball ist sie noch gern gesehen. Gerade in Wattenscheid, im Ruhrgebiet, da freuen sich Fans des Vereins über Spieler, die sich auch in schwierigen Zeiten zum Klub bekennen. Über solche, die Dinge sagen, wie Mike Lewicki sie trotz schmerzhafter Erfahrungen und schier endloser Leidenszeit sagt: „Für Wattenscheid lasse ich mein Herz auf dem Rasen. Und zur Not auch meinen Körper. Ich will unseren Erfolg so sehr, dass ich mir dafür noch zweimal das Kreuzband reißen würde.“

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Ja, es gehört ein gewisser Wahnsinn dazu, wenn Spieler sich so äußern. Lewicki weiß das und findet das in Ordnung. „Ich spiele Fußball, seit ich drei Jahre alt bin. Für mich hängt so viel an dem Sport.“ Er hat wegen seiner langen Verletzungspause seinen Ausbilungsplatz zum Kälte- und Klimamechatroniker verloren. Im kommenden Jahr will er einen neuen Anlauf starten, dann aber im kaufmännischen Bereich: „Ich muss auch an meinen Körper denken. Wenn ich körperlich arbeite und dann noch zwei Stunden trainiere, dann wird das irgendwann zu viel.“

Es sind bedachte Aussagen eines Sportlers, der trotz seiner Historie noch viel erreichen will. Erst einmal den Klassenerhalt schaffen, dann ganz schnell nach höherem streben. Jetzt, da er sich fit und bereit fühlt wie lange nicht mehr, aber trotzdem auch an Ausgleich denkt: „Ich sollte mal Urlaub machen. Vielleicht ist es das, was mir in den vergangenen Jahren gefehlt hat.“