Wattenscheid. Bei der SG Wattenscheid 09 läuft die Suche nach einem neuen Sportvorstand. Er soll mit Trainer Yavuzaslan im Winter den Kader umbauen.
Seit dem Rücktritt von Sportvorstand Christian Pozo y Tamayo hat Stefan Beermann vorübergehend die Geschäfte des früheren Wattenscheider Funktionärs übernommen. Wir sprachen mit dem Vorstandsmitglied, das eigentlich das Marketing des Fußball-Oberligisten verantwortet.
Herr Beermann, von außen könnte man meinen, in Wattenscheid liegt derzeit kein Stein auf dem anderen. Ist das so?
Stefan Beermann: Nein, den Eindruck habe ich nicht. Aber klar: Dass Christian Pozo nicht weitermacht, war für uns Vorstandsmitglieder ein Schlag. Das mussten wir erst einmal verdauen. Er wird als Sportvorstand nicht eins zu eins zu ersetzen sein. Trotzdem wird der Aufsichtsrat bald jemanden bestellen, der das Amt dann übernimmt.
Wie darf man sich das Innenleben des Vereins denn momentan vorstellen?
Es ist für alle eine echt angespannte Situation. Ich merke aber, dass die drei im Vorstand verbliebenen noch enger zusammengerückt sind. Wir haben Dienstag wieder zusammengesessen und uns beraten, wie es weitergeht, sportlich und bei den Mitarbeitern. Es passt kein Blatt zwischen uns, die Zusammenarbeit ist super. Jetzt müssen wir nur sehen, dass wir punkten.
Was ist in Ihren Augen die größte Baustelle?
Ganz klar die Position des Sportvorstands. Das steht gerade an erster Stelle. Denn der muss ja gemeinsam mit dem Trainer im Winter ein paar Korrekturen am Kader vornehmen. Und das muss jemand machen, der Sachverstand mitbringt. Ich sage aber der Vollständigkeit halber: Wir werden im Winter am Kader arbeiten, es wird aber keinen Rundumschlag geben.
Was muss der Sportvorstand können?
Er muss ein Teamplayer sein, muss die Szene kennen. Dass er ein Ex-Profi ist, ist keine Voraussetzung. Wir setzen auf Sachverstand. Das wäre die Arbeitsplatzbeschreibung.
Wird der neue Sportvorstand die Planung für die Rückrunde übernehmen?
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Wie ich gehört habe, ist der Aufsichtsrat sehr optimistisch, dass das so sein wird, ja.
Was nervt Sie derzeit besonders?
Mich nerven vor allem die Ergebnisse. Nicht nur, weil sie uns nicht voranbringen, sondern weil ich mir ein Bild davon gemacht habe, wie die Mannschaft im Training arbeitet. Leider besteht das Problem, dass sich das nicht aufs Spiel auswirkt, schon länger. Das gab es auch unter unserem alten Trainer Christian Britscho schon. Diese Situation führt derzeit leider zu einer Kettenreaktion. Wenn es sportlich nicht läuft, wird schnell an den verantwortlichen Leuten gezweifelt. Wir tun das nicht, wir konzentrieren uns auf unsere Projekte.
Auf welche?
Zum Beispiel den Verkauf der Lohrheide-Bänke, auf die Ausbildungsmesse im Februar 2024 oder den Jugendbereich, wo wir am Platz derzeit viel tun. Es ist viel zu tun, das belastet mich aber nicht besonders, da ich mich noch nie vor Arbeit gescheit habe. Klar: Der Sportliche Erfolg übertüncht manche Sachen. Wir sind ein Fußballverein, da steht nun einmal der Fußball an erster Stelle.
Sie kümmern sich um die Sponsoren des Vereins. Wie ist da die Stimmung?
Ein direktes Feedback zu der sportlichen Seite habe ich noch gar nicht bekommen, dafür aber zur Ausbildungsmesse. Denn auch das ist ja wichtig und das dürfen wir momentan nicht vernachlässigen: Wir wollen denen, die uns was gegeben haben, im Rahmen unserer Möglichkeiten etwas bieten. Das tun wir unter anderem damit.
Der Wattenscheider Weg soll seriös bleiben. Wie wollen Sie jetzt Gefahren von außen abwehren, etwa in Form von falsch motivierten Akteuren?
Es ist ja nicht so, dass die Leute auf uns zuströmen und uns mit gut gemeinten Ratschlägen überhäufen, ganz im Gegenteil. Wenn jemand kommen und mit uns offen reden würde, dann wären wir ja bereit. Aber das meiste, das wir momentan hören, passiert eher hinten rum. Das ist natürlich nicht schön.
Können Sie uns das Stimmungsbild in der Mannschaft beschreiben?
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Ein paar Eindrücke habe ich, allerdings war die vergangene Woche sehr arbeitsreich. Da konnte ich nicht jeden Tag zum Platz kommen. Neulich haben Trainer und Mannschaft zusammen gegrillt, das wirkte insgesamt gelöst. Aber was sollen die Jungs auch machen? Dass der Sportvorstand nicht mehr da ist, wirkt sich ja nicht auf ihren Bereich aus.
Warum hält Wattenscheid die Klasse?
Ich bin überzeugt, dass die Mannschaft stark genug ist, das zu schaffen. Wir müssen nur endlich anfangen zu punkten. Die Jungs haben ja das Fußballspielen nicht einfach verlernt.
Und der Trainer hat das volle Vertrauen?
Auf jeden Fall.