Wattenscheid. Felix Casalino würde auch in der Oberliga für Wattenscheid 09 spielen. Im Interview erklärt der Stürmer die Gründe – und gibt längst nicht auf.
Felix Casalino (24) hat seinen Vertrag beim Fußball-Regionalligisten Wattenscheid 09 um ein weiteres Jahr verlängert. Im Interview erzählt der Angreifer, warum er sich dazu entschieden hat, und wie er seine Zukunft sieht.
Und er betont, die Hoffnung auf den Klassenerhalt längst nicht aufgegeben zu haben. Wattenscheid 09 spielt am Samstag bei RW Oberhausen (14 Uhr), zeitgleich spielt RW Ahlen in Düren. Stand jetzt erwischt es nur einen der beiden Klubs. Wattenscheid liegt drei Spiele vor Schluss acht Punkte hinter Ahlen, rechnet aber noch damit, die drei Punkte aus dem Köln-Spiel (2:3/Wechselfehler 1. FC Köln) zu erhalten, wie es das Sportgericht des Westdeutschen Fußballverbandes entschieden hatte. RW Ahlen, legte Einspruch ein, ein rechtskräftiges Urteil steht seitdem weiterhin aus. Erhält 09 die Punkte, beträgt der Rückstand nur fünf Zähler.
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Klar ist: Auch wenn Wattenscheid die Punkte erhält, kann 09 am Samstag absteigen – wenn Ahlen gewinnt und Wattenscheid nicht gewinnt. Im günstigsten Fall – Sieg in Oberhausen, Niederlage von Ahlen und drei Punkte vom Köln-Spiel – würde Wattenscheid den Rückstand auf Ahlen auf zwei Punkte verkürzen.
Herr Casalino, Sie haben ligaunabhängig in Wattenscheid unterschrieben. Warum?
Felix Casalino: Sportlich betrachtet sieht die Situation des Vereins momentan eher negativ aus. Aber Wattenscheid 09 gibt mir eine sehr gute Perspektive, was meine persönliche Struktur betrifft. Das betrifft fast alle Spieler aus der Mannschaft. Wenn man diesen Weg gesondert betrachtet, macht der Verein sehr gute Arbeit und ist eine Top-Adresse für die kommenden Jahre. Wenn alles so bleibt.
Ist das eine Vision Ihrer Karriere oder Werbung für andere Spieler? Es soll zuletzt nicht einfach gewesen sein, neue Leute zu holen.
Ich habe jetzt für ein Jahr unterschrieben. Aber das heißt nicht, dass ich danach auf jeden Fall weg sein werde. Dass die Stimmung insgesamt etwas schlechter ist, ist gar nicht so verwunderlich. Wenn man gegen den Abstieg spielt, ist das mit vielen negativen Momenten verbunden. Ich glaube nicht, dass es einen Verein gibt, der unten drin steht und bei dem alles geil ist. Wir haben doch im vergangenen Jahr selbst erlebt, wie gut die Stimmung bei unserem Aufstieg war.
Welche Bedeutung hat Wattenscheid 09 für Ihren persönlichen Weg?
Ich verdiene mein Geld als Influencer und ich finde es gut, dass der Verein mir diesen Job ermöglicht. Klar, Wattenscheid profitiert davon. Ich bin mit meinem Youtube-Kanal deutschlandweit bekannt und habe sechsstellige Aufrufzahlen – also deutlich mehr Zuschauer als wir im Stadion haben.
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Ist Wattenscheid 09 vielleicht der Verein, bei dem Sie genau diese Freiheiten bekommen?
Das kann ich gar nicht genau sagen. Aber ich glaube, dass die Regional- und Oberliga die Grenze sind, wenn es um einen Job neben dem Sport geht. Vermutlich gibt es sogar schon in der Oberliga Klubs, die von den Spielern fordern, dass sie sich ausschließlich auf Fußball konzentrieren. Aber das ist mir egal, denn in Wattenscheid wird uns das ermöglicht. Das gilt ja nicht nur für mich, sondern auch für die anderen Spieler aus dem Kader. Das bedeutet nicht, dass wir immer nur elf Mann beim Training sind, sondern, dass der Verein da gut kooperiert.
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Im Grunde ist doch klar, dass Sie bald wieder in der Oberliga spielen, korrekt?
Wer das jetzt schon sagt, kann direkt zuhause bleiben. Das ist noch nicht zu hundert Prozent klar. Mit etwas Spielglück kann es für uns am letzten Spieltag um alles gehen. Aber natürlich müssen wir uns damit auseinandersetzen, dass wir absteigen können.
Wie zufrieden sind Sie mit Ihrer persönlichen Bilanz in der Saison?
Mit dem Jahr bin ich überhaupt nicht happy. Für meine persönliche Vita ist es gut, dass ich in der Regionalliga spielen kann, auch wenn es erstmal ein Jahr war. Auf der anderen Seite bin ich Stürmer, also will ich Torbeteiligungen haben. Das war in dieser Saison zu wenig, das weiß ich und muss es auch nicht von außen hören. Jetzt hoffe ich einfach, dass ich bald wieder zu alter Stärke finden kann.
Woran lag es denn?
Es ist ein Mix. Corona hat mich zweimal zurückgeworfen, außerdem hat Dennis Lerche eine super Saison gespielt und eine starke Quote erreicht. Also kann ich den Trainer verstehen, dass er auf ihn setzt. In solchen Situationen kommt man leider schnell in eine Abwärtsspirale.
Was wollen Sie persönlich denn noch erreichen?
Momentan bin ich in dem System, in dem ich mich befinde, sehr glücklich. Beruflich kann ich das machen, was mir Spaß macht, und trotzdem nebenbei Fußball auf gutem Niveau spielen. Mein Körper macht das mit, dafür bin ich dankbar.
Was treiben Sie außerhalb des Fußballplatzes?
Ich mache Videoformate im Internet, die fußballbezogen sind und die unter anderem auf aktuelle Themen anspielen, aber auch sarkastisch sind. Kurzum unterhalte ich damit Leute, ich habe eine Community, die mich gut kennt. Es ist eine Plattform, um Werbung für mich zu machen, damit verdiene ich mein Geld.
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Worauf wird sich Ihr Fokus in den kommenden Jahren richten?
Der bleibt so, wie er ist, denn ich habe meinen Fokus in den vergangenen Jahren gar nicht verändert. Auf meine berufliche Laufbahn habe ich schon immer geguckt, deshalb habe ich mein BWL-Studium in Dortmund auch abgeschlossen.
Sie, Tom Sindermann und Torhüter Bruno Staudt haben gleichzeitig mit dem Verein verhandelt. Ihre letzten Karriere-Schritte waren identisch. Was verbindet Sie?
Wir sind Kollegen, verstehen uns sehr gut, auch neben dem Platz. Jeder von uns guckt auf seine eigene Karriere, aber ich kann mir vorstellen, dass es jetzt für die beiden interessant ist, auch zu bleiben.
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Warum hält Wattenscheid die Klasse?
Wir waren oft knapp dran in den letzten Spielen, auch wenn wir mal höher verloren haben. Es ist an der Zeit, dass wir positive Momente feiern. Die anderen Mannschaften könnten uns abschreiben und denken, dass wir in Oberhausen nichts holen. Aber im Ernst: Wofür machen wir den Aufwand sonst? Wenn ich mich frage, wofür ich jeden Tag zum Training fahre, dann habe ich darauf eine klare Antwort: Weil ich Fußball liebe. Wenn die Chance besteht, dass wir die Saison noch ins Positive drehen, dann wollen wir sie ergreifen. Das ist das, was uns jeden Tag antreibt.