Wattenscheid. Es gab Pfiffe bei der Einwechslung gegen einen Spieler der SG Wattenscheid 09. Britscho wird angefeindet – das sagt der Trainer zur Unruhe.

Kaum hatte Frederik Wiebel für ein weiteres Jahr bei der SG Wattenscheid 09 zugesagt, ließ sich Christian Britscho zu einer herzlichen Reaktion hinreißen. Sofort nach der Unterschrift habe er den Verteidiger umarmt, erzählt der Trainer des Regionalligisten über einen überaus positiven Augenblick in einer in mehrerlei Hinsicht schwierigen Zeit für seinen Klub. „Es gibt auch noch die schönen Dinge, und die wird es immer geben“, betonte der 53-Jährige.

Dass Wiebel, vor allem geschätzt für seine Ruhe, Bescheidenheit und Souveränität, dem ehemaligen Bundesligisten erhalten bleibt, sei „einfach mega“, eben ein schönes Signal. Freilich: Die Zusage des 24-Jährigen, der gerade dabei ist, sein Medizin-Studium abzuschließen, hätte auch dann Freude ausgelöst, wenn der Traditionsverein sich nicht in einer sportlichen Schieflage befunden hätte. Aber in der befindet sich die SGW eben, und zu allem Überfluss wird die flankiert von Begleiterscheinungen, von denen eine ein juristisches Nachspiel haben könnte.

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Urteil vom Köln-Spiel steht weiterhin noch aus

Diese Dinge beherrschen die Gespräche über Wattenscheid 09, das am Samstag (14 Uhr) den 1. FC Kaan-Marienborn im Lohrheidestadion empfängt und am Nachmittag gar als Absteiger in die Oberliga feststehen könnte. Acht Zähler Rückstand hat Wattenscheid momentan auf Ahlen und Rang 16, der könnte zum Regionalliga-Verbleib reichen. Sollte das Urteil des Verbands gegen die U 21 des 1. FC Köln Bestand haben, wären es fünf. Aber eine Entscheidung gegen den Einspruch von Ahlen steht weiterhin noch aus.

Frederik Wiebel (l.) beim Spiel in Straelen. Der 24-Jährige hat als erster Wattenscheider für die kommende Saison unterschrieben bei der SG 09.
Frederik Wiebel (l.) beim Spiel in Straelen. Der 24-Jährige hat als erster Wattenscheider für die kommende Saison unterschrieben bei der SG 09. © FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann

Die sportliche Misere der Mannschaft, die in diesem Kalenderjahr lediglich zwei von zehn Meisterschaftsspielen gewonnen hat, hat einige Anhänger des Vereins zu in jeder Hinsicht bemerkenswerten Aktionen hinreißen lassen. Beim Auswärtsspiel in Rödinghausen (0:2) gab es Pfiffe bei der Einwechslung (!) eines Spielers, nach der Pleite auf Schalke (0:3) hagelte es beleidigende Kommentare vor allem gegen Trainer Britscho.

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Anzeige gegen Unbekannt nach Mail mit widerwärtigem Gedankengut

Den traurigen Gipfel aber bildete eine Mail, in der der Verfasser widerwärtiges Gedankengut teilt. Der Inhalt ist der Redaktion bekannt, der Verein hat Anzeige gegen Unbekannt erstattet. Der Klub-Vorstand veröffentlichte einen offenen Brief an das Umfeld: Es ist ein Appell des Vereins an die Vernunft von scheinbar Unbelehrbaren.

Und doch hofft der Coach auch auf deren Umdenken, um eine Reaktion auf der Tribüne feststellen zu können. „Es wird in jeder Hinsicht spannend“, sagt der Trainer. „Auf dem Rasen und auch auf den Rängen.“ Mannschaftsintern sei über die unsäglichen Vorkommnisse gesprochen worden, aber „die Jungs sind ganz bei sich“. Schlimmer als Kommentare in Sozialen Medien sei es in Britschos Augen, wenn ein einzelner Spieler bei der Einwechslung ausgepfiffen werde: „Das sind die Dinge, über die wir ausführlicher reden müssten.“

Gegen Kaan-Marienborn soll ein Sieg her im Lohrheidestadion

Die Empörung über das Geschehene hat das Bangen um das noch Erreichbare verdrängt. Immer noch hat der Traditionsverein eine Minimal-Chance auf eine weitere Regionalliga-Saison, auch wenn das nicht über das Wohl und Wehe des Klubs entscheidet. „Uns war von vornherein klar, dass sich die Saison sportlich in diese Richtung entwickeln kann. Natürlich sind wir traurig und enttäuscht, dass es so gekommen ist“, sagt Britscho.

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Der rettende Strohhalm ist da, der als freiwilliger Absteiger feststehende 1. FC Kaan-Marienborn darf jedoch nicht gewinnen. Dass die Gäste aus dem Siegerland nichts mehr zu verlieren haben, sieht Britscho als Chance und Risiko zugleich. „Sie haben brutal viel Qualität, außerdem will sich jetzt jeder Spieler ins Schaufenster stellen.“

Geht es nach den Nullneunern, ist das Lohrheidestadion dafür nicht der richtig Ort. Denn vielleicht ist ja doch wieder Platz für einen der schönen Momente.