Wattenscheid. Zwei langjährige Spieler der SG Wattenscheid 09 stehen vor der Verlängerung des Vertrages. Sportvorstand gibt sich selbst Schuld an der Misere.
Irgendwo zwischen Ratlosigkeit und Trotz war der Aggregatszustand der Wattenscheider Verantwortlichen in den vergangenen Tagen auszumachen. Auf der einen Seite war da das desaströse Zustandekommen der 2:5-Niederlage gegen den als Absteiger feststehenden 1. FC Kaan-Marienborn.
Auf der anderen Seite sickerten Nachrichten durch von Spielern, die trotz der anhaltenden Schwächephase ein Bekenntnis zu dem Klub wagen, der sich seit dem Ende der Bundesliga-Zugehörigkeit traditionell immer zwischen extremen Stimmungen bewegt. Eine gute Nachricht dürfte dafür sorgen, dass sich zumindest einige Mienen etwas aufhellen und die omnipräsente Trübseligkeit in Wattenscheid ein Stück zur Seite drängen.
Casalino und Staudt stehen vor der Verlängerung ihrer Verträge
Nach Informationen dieser Redaktion stehen Stürmer Felix Casalino und Torhüter Bruno Staudt kurz davor, ihre Verträge beim akut abstiegsbedrohten Regionalligisten zu verlängern. „Wir äußern uns zu Gesprächen mit Spielern nicht und geben keine Wasserstandsmeldungen ab. Aber wir tauschen uns mit den Jungs, die sowieso schon bei uns spielen, natürlich aus“, entgegnet Sportvorstand Christian Pozo y Tamayo auf WAZ-Nachfrage.
Der Funktionär befindet sich einmal mehr in der in Wattenscheid stets schwierigen Phase der Kaderplanung, doch nach einer in vielen Belangen enttäuschenden Regionalliga-Saison sei etwas anders. Dass kaum Geld für üppige Verträge da ist, ist Bestandteil des neuen Wegs, dessen Entstehen zu großen Teilen dem Selbstverständnis der nicht klein zu kriegenden Wattenscheider zu verdanken ist.
„Mittlerweile ist die Stimmung aber gekippt. Das erschwert die Gespräche“, betont der Sportvorstand. Die SGW droht das Faustpfand „Atmosphäre“ zu verlieren. Kurzum: Für die moderaten Gehälter dürfte sich kaum ein Akteur von den eigenen Fans bedrohen oder beleidigen lassen.
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Es sind wohl ein Resultat der Schnelllebigkeit des Geschäfts, die Bipolarität des Wattenscheider Stimmungsbildes und die Wahrnehmung der Mannschaft, die im vergangenen Jahr für den Regionalliga-Aufstieg bejubelt und zuletzt von den eigenen Anhängern in grenzüberschreitender Weise in Foren und Sozialen Netzwerken angegangen wurde.
Sportvorstand Pozo hat für Reaktionen von Teilen der Fans kein Verständnis
Für die Misere auf den Rängen und die Reaktionen von Teilen des Publikums hat Pozo kein Verständnis: „Menschen neigen dazu, die Schuld bei einzelnen Menschen zu suchen. Es sind aber die Gesamtumstände, die zu unserer sportlichen Situation geführt haben, nicht einzelne Personen.“ Damit spielte er noch einmal auf die gezielte Kritik an Spielern und auf Bedrohungen des Trainers und dessen Familie an.
Christian Britscho müsse schließlich mit einem Kader arbeiten, der mindestens 350.000 Euro von einem hochwertigen entfernt sei, wie der Sportvorstand betont. „In der vergangenen Saison hat die Mannschaft trotz der schlechten Bedingungen gut funktioniert, da hatten wir den Erfolg der Gesamtsituation zu verdanken. Genau wie jetzt unser Misserfolg von vielen Faktoren abhängt.“
Pozo: Verein macht eine Identitätskrise durch
Ein großer Teil der Schuld daran sei bei ihm zu suchen. Seine Konsequenz daraus? „Eine gute Frage“, erwidert der 42-Jährige. „Ich denke, dass der Verein eine Identitätskrise durchmacht. Wir müssen uns die Frage stellen, wo wir hingehören.“
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Eine sportliche Antwort auf diese Frage könnte das Auswärtsspiel bei Rot-Weiß Oberhausen am Samstag geben, sofern die Schwarz-Weißen dann die letzte rechnerische Chance auf den Klassenerhalt verspielen. Noch so einen schwachen Auftritt wie im Heimspiel gegen die Käner würde Pozo aber nicht verkraften. „In dem Spiel war unsere Saison in 90 Minuten zusammengefasst: Elfmeter, vergebene Chancen, fünf Gegentore und ein dummer Platzverweis. Da war alles Negative dabei.“