Wattenscheid. Die SG Wattenscheid 09 hat nur noch eine Minichance auf den Regionalliga-Klassenerhalt. Jetzt geht es um Spielverträge. Um den Trainer nicht.

War es das für die SG Wattenscheid 09? „Es fühlt sich so an“, sagt Sportvorstand Christian Pozo y Tamayo mit etwas Abstand zur bitteren wie unnötigen 0:3-Niederlage bei der U23 des FC Schalke. „Nichtsdestotrotz müssen wir um jeden verbleibenden Punkt kämpfen, vielleicht gibt es ja noch ein Wunder“, so Pozo weiter, aber richtig überzeugend klingt er dabei nicht.

Vier Spieltage vor Schluss beträgt der Rückstand aufs rettende Ufer nun acht Punkte. Es besteht kaum ein Zweifel daran, dass es ein Jahr nach dem umjubelten Aufstieg wieder runter in die Oberliga geht. Alles andere, das hat Pozo quasi seit dem Aufstiegstag regelmäßig betont, wäre eine Überraschung gewesen.

SG Wattenscheid 09 plant für die Oberliga

Christian Pozo y Tamayo (li.), Vorstand Sport der SG Wattenscheid 09.
Christian Pozo y Tamayo (li.), Vorstand Sport der SG Wattenscheid 09. © FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann

Für den Sportvorstand bedeutet das, dass er jetzt gemeinsam mit Trainer Christian Britscho konsequent für die Oberliga planen kann und muss. Keine Konjunktive mehr, keine Rechenspiele. Ein Gleis statt zwei.

Möglichst schnell soll das Gerüst des Oberliga-Kaders stehen, in den nächsten Tagen will der Verein erste Vertragsverlängerungen bekanntgeben. Klar ist aber auch, dass es Abgänge geben wird – nicht jeder Spieler sieht seine Zukunft in der Oberliga: „Der ein oder andere hat sicher Blut geleckt, da sind wir auch niemandem böse“, sagt Pozo, will aber „den Stamm zusammenhalten“.

Frederik Wiebel, SG Wattenscheid 09, beim Auswärtsspiel auf Schalke.
Frederik Wiebel, SG Wattenscheid 09, beim Auswärtsspiel auf Schalke. © FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann

Grundsätzlich können sich viele Spieler vorstellen, für 09 auch wieder in der Oberliga aufzulaufen. Einige Zusagen werden aber unter Vorbehalt gegeben: Weil ein Spieler noch die Möglichkeit haben möchte, sich das Angebot eines Regionalligisten anzuhören. Oder weil ein Spieler kein Problem mit der Oberliga hat – dann aber wieder um den Aufstieg spielen möchte, nicht um Platz fünf bis neun.

Fest steht seit Montag (17. April), dass Frederik Wiebel ein Wattenscheider bleibt. Der Abwehrmann hat seinen Vertrag um eine weitere Saison verlängert.

Pozo weist Kritik an Trainer Christian Britscho zurück

Eine Frage stellt sich dabei nicht: Die nach dem Trainer. Aufstiegs- (und bald wohl Abstiegs-)Trainer Britscho steht zwar bei vielen Fans in der Kritik. Für Pozo, der Britschos Vertrag im Herbst schon bis 2024 verlängert hatte, ist ein Trainerwechsel weiter kein Thema, bekräftigte er. Und die Niederlage auf Schalke war dem Trainer wirklich nicht anzukreiden.

Pozo hatte sich beim 0:3 vor allem über den nicht gegebenen Strafstoß in der zweiten Minute geärgert, als Verthomy Boboy Kim Sané foulte. Mit einem Pfiff wäre dieses Spiel anders gelaufen, ist er überzeugt. „Da schließt sich der Kreis – am ersten Spieltag in Münster lief es ähnlich. Da hätten wir einen Elfmeter bekommen müssen, stattdessen bekommt der Gegner später einen.“ Die Niederlage und der bevorstehende Abstieg seien das eine, die Begleitumstände das andere, so Pozo, der direkt nach dem Spiel lieber gar nichts gesagt hatte. „Die Art und Weise ist tragisch.“

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Andere bemühten sich da noch um Optimismus. Kim Sané, der dem Spiel mit mehr Abschlussstärke eine ganz andere Wendung geben hätte können, sagte: „So, wie wir aufgetreten sind, machen wir weiter.“ Das habe Trainer Christian Britscho auch im Mannschaftskreis nach dem Abpfiff gesagt.

Ahlens Sieg erledigt Wattenscheids Klassenerhalt-Rechnung

Der Trainer selbst war merklich bedient, aber demonstrativ zuversichtlich: „Ja, wir haben verloren. Aber wir müssen, auch wenn es sich mies anfühlt und keiner mehr mit uns rechnet, weiter an uns glauben“, sagte er, und rechnete vor, dass seine Mannschaft noch alle Chancen habe.

Eineinhalb Stunden später hatte sich die Rechnung erledigt. Noch schlimmer: Durch den 4:2-Sieg von Rot Weiss Ahlen ist sogar möglich, dass die SG Wattenscheid 09 bereits in einer Woche als Absteiger feststeht.

Acht Punkte trennen Ahlen und die SGW nun, es ist ein Fernduell im Abstiegskampf mit einem weiteren Schauplatz: Dem Sportgericht. Es ist ein offenes Geheimnis, dass RW Ahlen Einspruch dagegen eingelegt hat, dass die SG Wattenscheid die drei Punkte aus der 2:3-Niederlage gegen den 1. FC Köln zugesprochen kommt, bei der die Kölner gegen die U23-Regel verstießen. Eine Entscheidung vor Gericht soll schnell her.

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Ein rechtsgültiges Urteil gegen die SGW wäre die erste Bedingung für einen Wattenscheider Abstieg am kommenden Wochenende. Die zweite, dass mindestens zwei Punkte mehr holt als 09. Wattenscheid spielt Samstag gegen Kaan-Marienborn, Ahlen am Sonntag zu Hause gegen RW Oberhausen.