Wattenscheid. „Jetzt oder nie“ heißt es für die SG Wattenscheid 09. Ausgangslage, Trend, Personal – alles Wichtige zum Abstiegsendspiel beim SV Straelen.
Endspielstimmung im Tabellenkeller. „So fühlt es sich an“, sagt Christian Britscho, Trainer der SG Wattenscheid 09. „Wenn wir es noch rumreißen wollen, dann müssen wir es jetzt schaffen.“ Am Samstag ist die SGW als Vorletzter der Regionalliga West zu Gast beim Schlusslicht SV Straelen (Sa., 14 Uhr, Tecklenburg-Stadion Römerstraße). Wir blicken auf fünf Aspekte vor dem ersten Keller-Endspiel für den ehemaligen Bundesligisten.
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Wattenscheid 09 zu Gast beim SV Straelen: Die Ausgangslage
Die Lage ist für den SV Straelen klar: Frühzeitig hat der Klub bekanntgegeben, sich auf die Oberliga-Planung zu konzentrieren. Wattenscheid dagegen will den Abstieg mit aller Macht verhindern, klammert sich an jeden Strohhalm: Neun Spiele hat die SGW noch, neun Punkte Rückstand sind es auf Bocholt und Düsseldorf, die jeweils ein Spiel weniger absolviert haben. Wenn Borussia Dortmund II den Klassenerhalt in Liga drei schafft, reicht Platz 15. Bis dorthin sind es sieben Punkte. Wattenscheid meldet sich also entweder jetzt zurück – oder gar nicht mehr.
Der Platz
Der Platz wird für die Wattenscheider sicher nicht ungewohnt: Aufgrund von Schnee und Regen dachte der SVS zwar darüber nach, auf Kunstrasen zu wechseln, der Rasenplatz ist nun aber bespielbar – und wohl kaum in schlimmerem Zustand als der Untergrund in Wattenscheid. SGW-Trainer Christian Britscho erwartet aber nicht nur eine Schlammschlacht: „Es sind zwei Mannschaften, die zwar unten stehen, aber beide auch einen spielerischen Ansatz haben. Beide haben aber oft genug gezeigt, dass sie auch kämpfen können.“
Der Trend
Der Trend spricht klar für den SV Straelen. Der Druck ist raus, der SVS spielt befreit auf. Aus einem 0:5 in Münster machte Straelen noch ein 4:5, punktete gegen Wuppertal und siegte vor einer Woche 2:1 gegen RW Ahlen – eine Mannschaft, die ähnlich unter Druck steht wie die SGW. „Man sieht das auch bei der Analyse“, stellt Christian Britscho fest, dass es dem Gegner gut tut, nichts mehr zu verlieren zu haben. Und stellt klar: „Das ist aber auch der Punkt, an den wir nicht kommen wollen.“
Dieser Punkt könnte allerdings schnell erreicht sein. In Wattenscheid klingt jedes „Jetzt erst Recht“ immer mehr nach Durchhalteparole. Viel zu oft wurde die Mannschaft für ihren Einsatz gelobt, hat sich selbst dafür aber nicht belohnt. Zu viele Wirkungstreffer musste das Team einstecken, hat sich aber auch zu oft selbst ins Hintertreffen gebracht.
Das Jahr 2023 ist eine Katastrophe für Stimmung und Tabelle: Wattenscheid hat alle fünf Ligaspiele in diesem Jahr verloren. Auswärts dreimal zu Null, daheim zweimal durch Gegentore in der Nachspielzeit. „Wir haben es wieder hingekriegt, zu 100 Prozent in der Verfassung für dieses Spiel zu sein. Aber die Jungs sind keine Fantasten“, sagt Britscho.
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Es wird von Woche zu Woche schwerer für die SGW, nach Rückschlägen wieder aufzustehen. Eine Niederlage in Straelen, womöglich ein Offenbarungseid wie beim 0:4 im Hinspiel – es wäre mit hoher Wahrscheinlichkeit der K.o.-Schlag.
Das Personal
Ein besonderes Spiel ist es für Marco Cirillo: Der offensive Mittelfeldspieler traf im Hinspiel für Straelen gegen 09, wechselte im Winter die Seiten, trifft nun auf seinen Ex-Klub. In fünf Spielen stand er bislang zweimal in der Startelf, wurde dreimal eingewechselt. Bei der SGW fehlen Mike Lewicki, Tim Kaminski und weiterhin Berkant Canbulut.
Die Perspektive
Es gibt noch einen Weg, wie Wattenscheid 09 in der Regionalliga bleibt, auch wenn alle Umstände dagegen sprechen. Dafür muss aber ein Sieg her. Britscho hebt zwar explizit hervor, dass die Unterstützung der Fans auch beim 2:3 gegen Gladbach besonders gewesen sei, aber auch die schwindet. Im Umfeld ist die Stimmung noch düsterer als in der Mannschaft. Gegen Gladbachs U23 waren nur noch rund 500 Fans im Stadion, was allerdings auch am Parallelspiel VfL gegen Schalke, dem unattraktiven Gegner und dem miesem Wetter lag. Für eine Aufholjagd braucht die SGW aber die ganze Kraft des Vereins hinter sich, wie im Endspurt der vergangenen Saison.
Darauf setzt Britscho, für den die SGW „kein normaler Verein“ ist: „Es geht darum, diese Spannung im Klub aufzubauen.“ Was es am Samstag braucht, um zumindest den Anfang zu machen, um gegen Köln II in einer Woche (das nächste Kellerduell) wieder vor tausend Fans zu spielen, weitere große Lohrheide-Momente zu schaffen, vielleicht noch ein denkwürdiges Auswärtsspiel im Schalker Parkstadion zu erleben, das ist klar: Drei Punkte gegen Straelen. Sonst nichts.
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