Wattenscheid. Die SG Wattenscheid 09 erwartet in der Fußball-Regionalliga Fortuna Düsseldorf II. Das weckt Erinnerungen an 2019.

Das leidige Thema Vergangenheit. Beim Fußball-Regionalligisten SG Wattenscheid 09 ist es Segen und Fluch zugleich. Zum einen ist alles, was rund ums Lohrheidestadion passiert, immer und vor allem in Relation zu dem zu sehen, wo der Verein herkommt. Aus dem einst insolventen Verein ist ein gesunder erwachsen, das ist etwas, auf das sie richtig stolz sind, die Schwarz-Weißen. Auf der anderen Seite haftet dem Verein weiterhin und wohl noch für lange, lange Zeit das Stigma des chronisch unterfinanzierten Traditionsclubs, der mal in der Bundesliga gespielt hat, an.

Das wollen sie loswerden und sowieso viel lieber in dem existieren, was sie sich selbst aufgebaut haben, nachdem zunächst alles in finanziellen und strukturellen Trümmern lag. Gleichwohl sei an diesem Wochenende ein kurzer Blick gestattet auf den Oktober 2019, als die SG Wattenscheid 09 das vorerst letzte Regionalliga-Spiel im Lohrheidestadion absolvierte. Gegner damals wie heute (14 Uhr): Fortuna Düsseldorf. Danach war für lange Zeit Feierabend. Kein Geld, kein Sport, keine Zuversicht.

„Wir sind jetzt wieder da, wo wir damals waren“, benennt Trainer Christian Britscho die sportliche Lage seiner Mannschaft, belässt es aber bei dieser Feststellung. Was sich alles in der Zwischenzeit getan hat – Neustrukturierung, finanzielle Gesundung, Regionalliga-Rückkehr –, wurde schon dutzende Male erzählt.

Schwermut und Pathos sind bei der SG Wattenscheid gerade fehl am Platz

Aber Schwermut und Pathos haben derzeit bei Britschos Mannschaft ebenso wenig verloren wie Gemüse auf dem Wattenscheider Stadiongrill. Es zählt die Punktausbeute. Ohne Kompromisse: „Wir müssen bis zur Winterpause Punkte holen. Sonst sieht es nicht gut aus“, sagt der 52-Jährige mit Blick auf die letzten vier anstehenden Spiele in diesem Jahr.

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Der Trainer des ehemaligen Bundesligisten bleibt seiner Sicht auf die Vergangenheit damit treu und mag sie nicht verklären. Die ältere ebenso wie die jüngere, in der das Formbarometer seiner Elf endlich wieder nach oben zeigte.

Der fulminant erkämpfte 2:1-Sieg beim 1. FC Düren hat für eine stimmungsvolle Rückfahrt gesorgt, dafür aber längst nicht für Entspannung. Zwar robbt die SGW sich mühselig ans rettende Ufer heran. Aber Halt ist noch lange, lange nicht in Sicht. „Immerhin torkeln wir nicht mehr komplett abgeschlagen durch die Gegend“, stellt Britscho fest.

Die Abwehr der SG Wattenscheid 09 steht stabiler

Gemeinhin hat sich auch noch mehr getan. Die schwächste Defensive der Liga hat in den vergangenen vier Partien nur noch jeweils ein Gegentor kassiert. Die Abwehr steht stabiler, die Mannschaft hat offensichtlich wieder Lust zu kämpfen.

„Das Treffen zwischen Mannschaft und Fans Mitte Oktober hat in meinen Augen viel gelöst“, sagt Trainer Britscho. Die Spieler hätten bei dem Austausch gemerkt, dass sie – ganz gleich, wie es sportlich läuft – nicht mit einem schlechten Gewissen herumlaufen müssen.

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„Die Jungs haben gelernt, dass sie bis zum Schluss weitermachen sollen. In Düren sind wir dafür belohnt worden“, sagt Britscho. Der Sieg dort hat die Mannschaft beflügelt, „aber wir sollten es auch nicht überbewerten“.

Fortuna Düsseldorf dürfte etwas mehr offensive Qualität mitbringen, zudem sind die Landeshauptstädter in einer komfortablen sportlichen Situation, in der keinen Druck empfinden dürften. Britscho: „Wenn sie verlieren, müssen sie sich nicht ängstlich nach uns umschauen. Wenn sie gewinnen, klettern sie ein wenig nach oben.“

22 Punkte hat die Fortuna gesammelt, zuletzt siegte die Mannschaft von Trainer Nicolas Michaty gegen Rot Weiss Ahlen mit 5:0. Das ist eine deutliche Ansage, immerhin schlug die sportlich dunkelste Stunde der Wattenscheider in dieser Saison beim 0:8 gegen Ahlen. Auch das ist Schnee von gestern, ebenso wie die Erinnerung an Spiele gegen die Fortuna mit ganz anderen Vorzeichen.