Wattenscheid. Die Ausfälle macht Wattenscheid 09 mit Energie, Leidenschaft und Teamgeist wett – und schlägt Schalkes U23. Das ist mehr als drei Punkte wert.

Die Fans der SG Wattenscheid 09 mussten sich ein, zwei Minuten gedulden, dann war die Ansprache von Trainer Christian Britscho im Mannschaftskreis in Höhe der Mittellinie beendet. Kapitän Tom Sindermann, der zum ersten Mal von Beginn an eingesetzte Wirbelwind Omar Jessey und ihre Mitspieler ließen sich anschließend von den Anhängern auf der alten Tribüne kräftig feiern.

Der 2:1 (2:0)-Sieg über die Reserve des FC Schalke 04 hat bei den Wattenscheidern, die als Tabellenletzter und damit klarer Außenseiter ins Derby gingen, neue Lebensgeister geweckt. „Es tut einfach gut“, stellte Coach Britscho fest. „Jeder hat gesehen, wie glücklich und erlöst die Jungs waren. Im Mannschaftskreis habe ich zu ihnen gesagt: Dieses Gefühl habt ihr euch redlich verdient.“

SG Wattenscheid 09 genießt den Heimsieg gegen Schalke

Seine Spieler genossen den Applaus und die Sprechgesänge der Anhänger und gingen mit breitem Grinsen zu Verwandten, Freundinnen und Familienmitgliedern Richtung Haupttribüne. Der Hinweis vom Coach, doch bitte an die Mitnahme der Bälle Richtung Kabinen zu denken, kam beim einen oder anderen Akteur in der allgemeinen Euphorie erst mit etwas Verspätung an.

Julian Meier wird nach dem Tor zum 2:0 von seinen Mitspielern bejubelt – als erstes gratuliert Wattenscheids Abwehrchef Tim Brdaric.
Julian Meier wird nach dem Tor zum 2:0 von seinen Mitspielern bejubelt – als erstes gratuliert Wattenscheids Abwehrchef Tim Brdaric. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Das Spiel begann für die Wattenscheider nach Maß. Im Anschluss an eine Ecke herrschte Verwirrung im Schalker Strafraum. Der Ball tickte zweimal an die Latte des S04-Kastens, bevor Julian Meier per Kopf zur Stelle war – 1:0 (6.). Die Wattenscheider entfachten weiter Druck, agierten hinten aggressiv und bissig in den Zweikämpfen und ließen den ansonsten spielfreudigen Schalkern beim Spielaufbau im Mittelfeld kaum Luft zum Atmen.

Stattdessen setzte Wattenscheid weiter Ausrufezeichen und stürzte Schalkes Deckung in manche Verlegenheit. So auch in der 27. Minute, als der im Vorjahr noch für Westfalenligist YEG Hassel stürmende Omar Yessey auf das Schalker Tor zustürmte und von Keeper Justin Heekeren 15 Meter vor dem Gehäuse gefoult wurde. Schiedsrichter Tobias Esch zückte Gelb für Heekeren und zeigte auf den Punkt. Julian Meier ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen und erzielte das 2:0 für Wattenscheid.

Wattenscheid mit neu formierter Dreierkette

„Das waren zwei Schlüsselmomente, die gegen uns liefen“, stellte Schalkes U23-Trainer Jakob Fimpel fest und schob mit Blick auf die Wattenscheider Leistung anerkennend nach: „Auf der anderen Seite stand eine Mannschaft mit Top-Energie. Das Team hat die Kulisse mitgenommen.“ Fimpel analysierte weiter: „Für unsere junge Truppe war es schwer, nicht den Kopf zu verlieren.“

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Nach dem Seitenwechsel kamen die Königsblauen zwar etwas öfter in die gegnerische Gefahrenzone, blieben aber im Abschluss fast alles schuldig oder scheiterten an den beherzt kämpfenden Wattenscheidern, die der Trainer aus Personalnot ganz neu formiert hatte.

Tim Brdaric verteidigte als Abwehrchef und einziger gelernter Innenverteidiger als zentraler Mann einer Dreierkette zwischen Phil Britscho und Tom Sindermann. Außen kämpften und verteidigten Umut Yildiz und Tim Kaminski stark mit.

Rückschläge stark weggesteckt

„Wir haben nach den ganzen Rückschlägen und Nackenschlägen den Kopf oben gehalten und gezeigt, dass wir konkurrenzfähig sind“, sagte Britscho und schickte ein dickes Dankeschön an die Fans, die das Team auch in der kräftezehrenden Endphase weiter unterstützten. „Großes Respekt auch an unser Publikum. Die Fans haben uns in all den Wochen und Monaten nicht fallen lassen.“

Matchwinner: Julian Matthias Meier jubelt nach seinem 2:0 für die SG Wattenscheid 09.
Matchwinner: Julian Matthias Meier jubelt nach seinem 2:0 für die SG Wattenscheid 09. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Der Wattenscheider Coach stellte mit einer riesigen Portion Stolz zur Leistung seiner Mannschaft fest: „Die Jungs haben alles rausgehauen, was in ihnen steckte.“

Schalke kam zwar kurz vor Schluss noch zum 2:1-Anschlusstor durch Daniel Kyerewaa, aber Wattenscheid brachte den Sieg ins Ziel. Was dann folgte, war Jubel und Erleichterung pur.

SGW: Neufeld - Brdaric, Sindermann, Britscho - Yildiz, Kaminski - Lukas (68. Canbulut), Meier (82. Bosnjak), Tunga - Kesim (86. Licina), Jessey (57. Kim Sané).

Tore: 1:0 (6.) Meier, 2:0 (27.) Meier (Foulelfmeter), 2:1 Kyerewaa (85.)

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