Wattenscheid. Zwei Aufsteiger in die Regionalliga treffen aufeinander: Der 1. FC Bocholt und die SG Wattenscheid 09. Die beiden trennt aber mehr als verbindet.

Präzise Überlegungen, richtige Entscheidungen, Vertrauen in den eingeschlagenen Weg. Wer einer bedrohlichen Situation entkommen will, muss mit Bedacht handeln, sofern die Zeit dafür bleibt. Die SG Wattenscheid 09 hat das nach der Insolvenz vor rund drei Jahren gemacht. Der Verein lebt wieder und weiter, ist nach dem fünften Regionalliga-Spieltag auch im Kreis der ernstzunehmenden Konkurrenz angekommen.

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Mit wirtschaftlichen Mitteln, die wohl auch im Oberliga-Abstiegskampf gut aufgehoben wären. Aber vor allem mit einem Verein, der Vergangenes abgestreift hat und dessen Rückkehr wohl nie wieder zulassen wird. Heute aber wird der ehemalige Bundesligist mit Dingen einer Art konfrontiert, die lange Zeit das Geschehen rund um die Lohrheide bestimmt hat. Die den Fußball überstrahlt und den Spaß am Sport genommen hat.

SG Wattenscheid 09: Razzia sorgte für Schlagzeilen beim Gegner

Ausgerechnet vor dem Auswärtsspiel beim 1. FC Bocholt (14 Uhr) soll die Schwerpunktabteilung für Wirtschaftskriminalität der Staatsanwaltschaft Bielefeld das Vereinsheim des Aufsteigers durchsucht haben. Turbulenzen rund um den eigenen Klub - in Wattenscheid mittlerweile ein Fremdwort, in der Vergangenheit das täglich Brot. Inzwischen aber hat sich der Verein runderneuert, das Gefühl, dass etwas nicht in Ordnung ist, kennen sie aber bei den Schwarz-Weißen.

Im Team der Bocholter soll die Razzia keine Rolle spielen. Sportlich kommt es ohnehin auf andere Dinge an. Doch einmal mehr zeigt sich, wie wichtig und richtig es war, den Traditionsverein behutsam aufzubauen und groß zu machen. Das zeigt sich auch darin, wie bedacht die Verantwortlichen mit dem Stotterstart in die Regionalliga-Saison umgegangen sind. In Bocholt wie in Wattenscheid.

1. FC Bocholt: Trainerwechsel nach dem Fehlstart

Im Westmünsterland hat die Sportliche Leitung nach drei Spieltagen den Trainer entlassen, in Wattenscheid haben sie einfach keine Diskussion um Christian Britscho zugelassen. Beim 0:8 in Ahlen war klar, dass es ein Einstellungsproblem gegeben hat. Inzwischen hat die SGW an den entsprechenden Stellschrauben gedreht, Wattenscheid 09 ist wieder ein Regionalligist. Und in Bocholt der Favorit? SGW-Trainer Britscho reagiert auf diese Frage mit einem längeren, höflichen Lachen und winkt dann ab.

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„Netter Versuch. Klar, wir sind der Top-Favorit. Gegen Bocholt und in der Liga.“ Danach kehrte der 52-Jährige der Ironie den Rücken, wollte sich aber vor allem zu der Lage beim Gegner nicht äußern. Zu der im eigenen Klub schon. „Das schönste ist, dass das enge Umfeld unseren Weg so annimmt. Früher waren bei Regionalliga-Spielen in Wattenscheid 300 bis 400 Leute. Jetzt sind es um die 900. Das ist nach dem Start ein schöner Fingerzeig.“

Längst hat das Gros der Fans die drei Auftakt-Niederlagen korrekt eingeordnet. Die Wucht der negativen Kommentare nach dem Debakel in Ahlen (0:8) war ausgeblieben. Und am vergangenen Freitag versöhnten die Wattenscheider ihr Publikum mit einem beherzten Auftritt beim 0:0 gegen ins Rollen gekommene Wiedenbrücker (0:0) endgültig.

Dennis Lerche droht auszufallen

Zwei Spiele verpasste Kim Sané wegen seiner Kopfverletzung aus dem Spiel bei RW Ahlen – gegen Bocholt kann er wohl wieder dabei sein.
Zwei Spiele verpasste Kim Sané wegen seiner Kopfverletzung aus dem Spiel bei RW Ahlen – gegen Bocholt kann er wohl wieder dabei sein. © FUNKE Foto Services | Stefan Rittershaus / FUNKE Foto Services

Nun das Auswärtsspiel beim Mit-Aufsteiger, gegen den Kim Sané wohl wieder zum Kader gehören wird. Hinter Berkant Canbulut steht noch ein Fragezeichen, genau wie hinter Tom Sindermann. Mike Lewicki hat sich am Donnerstag einer Arthroskopie am Knie unterzogen, der Mittelfeldspieler muss die Narbe am Meniskus untersuchen lassen. Phil Britscho ist noch keine Option. Dennis Lerche hat sich im Training am Donnerstag am Sprunggelenk verletzt, auch er bangt noch um seine Einsatzfähigkeit.

So oder so: Am Samstag kommt es nach Aussage Britschos gar nicht auf die Einzelspieler an. Das zeigt der Vergleich mit dem Gastgeber. „Da laufen einige Jungs rum, die wir uns niemals leisten könnten. Wir leben dafür von unserer mannschaftlichen Geschlossenheit.“

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