Wattenscheid. Stark besetzt und mit hohen Hoffnungen reist das Leichtathletik-Team des TV Wattenscheid zur DM – mit einer bitteren Ausnahme.
Julia Ritter kann kaum erwarten, dass es losgeht. „Bis Donnerstag ist es noch ganz schön lang“, sagt die Kugelstoßerin des TV Wattenscheid 01 – dabei ist sie die erste, die in Berlin an den Start darf. Die Kugelstoß-Wettbewerbe eröffnen in einem Sonder-Event am Donnerstagabend die Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften in Berlin. Insgesamt 28 Athletinnen und Athleten aus Wattenscheid werden an den Start gehen, viele mit guten Final- und Medaillenchancen. Es ist das erste Highlight eines außergewöhnlichen Leichtathletik-Jahres.
„Früher war es so, dass das Jahr nach Olympia ein ruhiges Jahr war, ohne große Wettkämpfe“, sagt TV-Manager Michael Huke. „Inzwischen gibt es häufiger Welt- und Europameisterschaften. Dazu wurden wegen Corona die Olympischen Spiele auf 2021 verschoben, die WM auf 2022 – und 2023 steht ja schon die nächste an. Dazu haben wir die Heim-Europameisterschaft in München“, umreißt Huke die besondere Herausforderung dieser Saison.
TV Wattenscheid 01: Bitteres Saison-Aus für Daniel Jasinski
Da sei es ganz normal, dass „nicht alle durchkommen“. Einer fehlt nämlich in Berlin, in jedem Sinne ein Großer: Für Diskuswerfer Daniel Jasinski, Olympia-Dritter von 2016, ist aufgrund von Rückenproblemen die Saison beendet.
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Ein Dämpfer für den TV 01, bei dem sonst großer Optimismus und große Vorfreude herrscht. Auf die Hauptstadt, aufs Olympiastadion, auf Deutsche Meisterschaften vor vollen Rängen. Und darauf, sich mit den Besten den Landes messen zu dürfen und am Ende Edelmetall mit nach Hause zu bringen. Auch, wenn mit Jasinski ein Medaillen-Garant fehlt.
TV Wattenscheid 01 geht stark aus Corona-Zeit hervor
„Wir sind qualitativ und quantitativ gut aufgestellt“, sagt Huke mit Blick auf das Aufgebot und nennt keine feste Zahl von Medaillen als Ziel, aber: Eine Meisterschaft wie 2019 in Berlin, als eine einzige Bronzemedaille (Amanal Petros/5000 Meter) nach Wattenscheid ging, wird es nicht wieder geben. Seitdem ist viel passiert – unter anderem brachte die Corona-Pandemie die Sportwelt zwischenzeitlich immer wieder zum Stillstand.
Das scheint zu größten Teilen ausgestanden – und der TV Wattenscheid 01 geht stark aus dieser Zeit hervor: „Das wäre nicht möglich gewesen ohne unsere Sponsoren. Die Stadtwerke Bochum beispielsweise haben alle Zusagen trotz Corona voll erfüllt. Auch die Stadt Bochum hat uns im Rahmen der Möglichkeiten immer unterstützt.“
Tatjana Pinto aufgrund einer Verletzung keine Top-Favoritin
Das Ergebnis zeigt sich in den Meldelisten. 18 Mal steht Wattenscheid unter den Top acht, hat in vielen Disziplinen echte Gold-Chancen – und in dieser Zahl ist zum Beispiel Sprinterin Tatjana Pinto, die aufgrund einer Verletzung in dieser Saison überhaupt noch keine nennenswerte Zeit abgeliefert hat, nicht einmal inbegriffen.
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„Ich fühle mich gut“, sagt Pinto aber jetzt – 2019, bei der letzten DM in der Hauptstadt, lief sie zu Gold. „Es ist die gesamte Atmosphäre, das Flair, das Stadion“, schwärmt sie: „Berlin ist echt cool.“
Aber Pinto ist nicht die einzige, die in der Vorbereitung Probleme hatte und bei denen offen ist, wie nah sie ans Maximum kommen: Marius Probst (1500 Meter) musste nach einem Sturz eine Schulterprellung auskurieren, Christina Honsel (Hochsprung) einen Außenbandriss. Robin Erewa wird nur über die 100, nicht über 200 Meter an den Start gehen. Deutlich angenehmer waren die Gründe, warum Sprinter Maurice Huke seine Vorbereitung etwas umstellen musste: Er ist kürzlich Vater geworden. Dazu kommt der schmerzhafte Ausfall von Jasinski.
Der TV 01 hat genug Medaillenchancen in Berlin
Trotz aller Schwierigkeiten – und das meint Michael Huke mit „qualitativ und quantitativ gut besetzt“ – sind die Aussichten auf Edelmetall mehr als gut: Angefangen bei Shootingstar Julia Ritter über Jessie Maduka (Dreisprung) bis hin zu den Läufern über die verschiedenen Mittel- und Lang-Distanzen: Patrick Schneider, Marius Probst, Nils Voigt zum Beispiel.
Und nicht zuletzt die Staffeln, bei denen die Männer um Maurice Huke und Kevin Ugo zuletzt im Lohrheidestadion mit einer Zeit von weniger als 40 Sekunden über 4x100-Meter ein klare Signal setzten. Ugo formulierte den Anspruch am Dienstag so: „Wenn man mit dem TV Wattenscheid an den Start geht, dann will man nicht Dritter werden.“
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